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CO2 einsparen 6 tolle Tipps

CO2 einsparen: Frau im Wald
© Maridav / Shutterstock
Bitte recht negativ! In Sachen Kohlendioxid ist das sogar etwas Gutes. Aber sind Bäume allein unsere Rettung? Sechs CO2-Einsparmethoden, die wir noch gar nicht auf dem Zettel hatten.

Nicht schön, aber mal ehrlich: Wir pusten fleißig eine Menge Emissionen raus, jede*r von uns rund elf Tonnen im Jahr. Und wer schon mal einen CO2-Rechner benutzt hat, weiß: Selbst ohne Auto, Flugreisen und Fleisch ist es nahezu unmöglich, den Zielwert für eine Person von knapp unter drei Tonnen zu erreichen – den brauchen wir aber, um die Klimakrise zu stoppen.

Forscher*innen arbeiten daher mit Vollgas an Methoden, wie wir die Treibhausgase aus der Atmosphäre wieder rausbekommen könnten. "Wir emittieren aktuell 40 Milliarden Tonnen Kohlendioxid im Jahr. Die hinterher wieder zu beseitigen, wäre allein schon ökonomisch Wahnsinn. Den bei Weitem größten Anteil CO2 müssen wir von vornherein vermeiden", sagt Dr. Jessica Strefler vom Potsdam-Institut für Klimafolgenabschätzung (PIK). "Allerdings gibt es Emissionen, die sich nicht verhindern lassen, etwa bei bestimmten Prozessen in der Industrie oder in der Landwirtschaft. Wir brauchen also auch Methoden, CO2 zu entnehmen, um diese fünf bis zehn Prozent an unvermeidbaren Restemissionen zu kompensieren und Klimaneutralität zu erreichen."

Was davon am vielversprechendsten ist? Schauen wir mal nach:

Wald und Wiesen

Der Klassiker: Weil Wälder Kohlendioxid binden, gibt es bereits eine ganze Reihe von Organisationen, die Kompensation durch Wiederaufforstung anbieten. Die gute Nachricht: Da geht was! Laut der Eidgenössischen Technische Hochschule Zürich könnten weltweit 900 Millionen Hektar zusätzlich als Waldfläche genutzt werden, was satte zwei Drittel der Emissionen tilgen würde, die der Mensch seit Beginn der Industrialisierung in die Luft gepustet hat.

Und der Haken: Die Klimakrise bedroht bereits den Wald, der da ist! Wiederaufforstungen müssen also die zunehmende Trockenheit und Waldbrandgefahr berücksichtigen. Außerdem sind zum Beispiel Gebiete in Sibirien, die als potenzielle neue Megawälder ausgekundschaftet wurden, für Pflanzungen im großen Stil nicht problemlos zu erreichen (oder nur im Winter, wenn der gefrorene Boden keine Setzlinge aufnehmen kann). Ein weiteres Problem, wenn in Gebieten mit Schnee plötzlich Bäume stehen: Es wird weniger Sonnenlicht reflektiert, die Erwärmung dadurch eher noch verstärkt.

Unterm Strich: Wälder zu sichern und neue anzupflanzen, ist wichtig, aber allein werden Bäume das Klima nicht retten.

Auf dem Boden bleiben

Auch unsere Böden können Kohlendioxid binden – wenn die sogenannte CO2-bindende Humusschicht wiederaufgebaut wird. "Das geht, indem man zum Beispiel weniger tief pflügt, Bodendecker stehen oder Erntereste wie Stroh auf den Feldern zurücklässt, damit sie verrotten", so Klimaforscherin Strefler. Zusatz-Plus: Die Bodenqualität wird verbessert.

Und der Haken? Keiner! Allerdings ist die Aufnahmekapazität des Bodens begrenzt. Und wenn man zur "alten" Nutzung zurückkehrt und die Humusschicht zerstört, wird das Kohlendioxid natürlich wieder frei.

Unterm Strich: "Eine günstige Methode, mit der man nichts falsch machen und eigentlich direkt loslegen kann", so Strefler.

Meere düngen

Bitte was? Funktioniert das auch unter Wasser? Ja, Algen, die wachsen, nehmen Kohlendioxid auf. Dafür werden Nährstoffe wie Eisen und Phosphor in die Meere gegeben, um das Wachstum mikroskopisch kleiner Pflanzen zu fördern. Nennt sich Prinzip der Ozeandüngung.

Und der Haken? "Ob die Algen wirklich langfristig CO2 in den tieferen Ozean transportieren, ist noch unklar", sagt Jessica Strefler. Bisher gab es dazu nur kleinere Experimente, mehr Forschung ist auf jeden Fall nötig. Generell ist es heikel, in das fragile und für den Klimaschutz wichtige Ökosystem der Meere einzugreifen.

Unterm Strich: Zu unsicher und riskant.

Filter drüber

Eigentlich logisch: Wenn zu viel Kohlendioxid in der Luft ist, filtert man es einfach heraus. Schon vor ein paar Jahren ging in der Schweiz die erste kommerzielle "Direct Air Capture"- Anlage in Betrieb, die das CO2 absaugt und dann – als Pflanzendünger nutzt! Eine Getränkefirma hat inzwischen eine solche Anlage, um damit ihr Mineralwasser aufzusprudeln.

Und der Haken? Der Energieverbrauch. Oder in Zahlen ausgedrückt: Für das ursprüngliche Ziel der Hersteller, damit bis 2025 ein Prozent der weltweiten Emissionen aus der Luft saugen zu wollen, bräuchte man 250 000 (!) Anlagen wie den Schweizer Prototyp. Und gut fürs Klima wären die letztendlich auch nur, wenn die dafür nötige Energie emissionsneutral erzeugt wird und geklärt ist, wo das aufgefangene Treibhausgas hin soll. Puh ...

Unterm Strich: Teuer, energieintensiv und noch unklar, wo die Gase danach gespeichert werden sollen. Da kommen wir zum nächsten Punkt:

Alles nur noch unterirdisch?

Die neuen Methoden sind schön und gut, aber es stellt sich die Frage: Wohin mit dem ganzen Kohlendioxid, das zum Beispiel durch Luftfilter der Atmosphäre entzogen wird? "Eine Option wäre, es in alte Erdgasspeicher zu füllen oder in poröse Gesteinsschichten im Meeresboden, wie es seit 20 Jahren in Norwegen gemacht wird", so Jessica Strefler. In Island presst eine Anlage das Gas in das Gestein Basalt, wo es dauerhaft chemisch gebunden bleibt. "Das ist aber noch relativ experimentell."

Und der Haken? Bisher gibt es nur wenige kleinere Projekte und vor allem in Deutschland große Vorbehalte gegen die geologische Speicherung. "Viele davon sind unbegründet, wie etwa die Angst vor Erdbeben", so Strefler. "Möglich sind für Menschen zwar ungefährliche Mikrobeben, wie man sie aus der Gasförderung kennt. Aus Norwegen sind aber keinerlei Zwischenfälle bekannt."

Unterm Strich: Guter Ansatz, aber wird noch wenig akzeptiert. Unterm Meeresboden zu speichern, wäre aufwendiger, könnte aber mehr Befürworter finden.

Bisschen mehr Verwitterung, bitte

Einige Gesteine wie Basalt verwittern ja, wenn sie mit CO2 aus der Luft reagieren. Die Idee ist, diese Gesteine fein zermahlen auf Ackerflächen oder die Meeresoberfläche zu streuen. Vielversprechend findet das die Physikerin Jessica Strefler, denn momentan versauern unsere Meere. Basische Gesteine könnten dem entgegenwirken und die Ozeane so wieder mehr Kohlendioxid aufnehmen.

Und der Haken? Noch ist unklar, wie diese Methode das Ökosystem beeinflusst. "Außerdem müsste eine größere Industrie aufgebaut werden", so Strefler. Grobes Rechenbeispiel: Momentan werden acht Milliarden Tonnen Kohle pro Jahr gefördert. Würden wir im ähnlichen Stil Gestein abbauen, um es zur CO2-Aufnahme zu nutzen, ließen sich so vielleicht fünf bis sieben Prozent der jährlichen Emissionen ausgleichen! Aber natürlich müsste die ganze Alkalisierungsindustrie dahinter selbst auch klimaneutral arbeiten.

Unterm Strich: Teuer und aufwendig. Und: Folgen für die Umwelt ungewiss.

Wieder ’ne Baustelle

Achtung: Wäre die Zementindustrie ein Staat, stünde sie in Sachen Emissionen hinter China und den USA an dritter Stelle! Denn immer wenn Zement hergestellt wird, entsteht CO2 – und zwar eine ganze Menge. "Ersetzt man Zement und Stahl durch Baustoffe, die nicht nur klimaneutral in der Herstellung sind, sondern sogar noch CO2 binden, wäre das eine tolle Möglichkeit, Emissionen zu reduzieren", sagt Expertin Strefler. Eine kanadische Firma tüftelt zum Beispiel gerade an Beton, in dem gasförmiges Kohlendioxid zu Kalkstein aushärtet.

Und der Haken? Alles Zukunftsmusik: Leider sind solche Materialien noch in der Entwicklung.

Unterm Strich: Super Sache, auf die wir aber noch warten müssen. Schon jetzt klimafreundlich: Gebäude aus Holz. Sie speichern das CO2 der Bäume so lange, wie sie stehen. Na immerhin ...

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