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Amodini: "In Indien hat alles angefangen"

Amodini: "In Indien hat alles angefangen"
© Amodini
Viele träumen davon, Sophie Neuhaus hat sich getraut. Nach einem Sabbatical in Indien kündigte sie ihren Job und gründete den Online-Shop "amodini", in dem sie Accessoires verkauft, die unter Fair-Trade-Bedingungen in Entwicklungsländern hergestellt werden.

Im Onlineshop "amodini" verkauft Sophie Neuhaus Schmuck, Taschen und Tücher, die in Handarbeit und unter Fair-Trade-Kriterien in Entwicklungsländern hergestellt wurden. Wir sprachen mit ihr über ihr Sabbatical, die Mühle Alltag und wie eine Reise nach Indien ihr Leben veränderte.

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BRIGITTE: Wofür steht "amodini"?

Sophie Neuhaus: "Amodini" ist Hindi und bedeutet "glückliches Mädchen". Und es ist der Name unseres Online-Shops. Wir verkaufen handgemachte Produkte, die unter Fair-Trade-Bedingungen in Entwicklungsländern hergestellt werden. Aber keine typischen Produkte, die man vor Augen hat, wenn man an Fair Trade und Weltläden denkt.

Was meinen Sie damit?


Leider haftet dem ganzen Thema "Fair Trade" oft ein langweiliges Öko-Image an. Das ist zumindest das Feedback, das wir am Anfang bekommen haben. Wir suchen deshalb nach Produkten, die auch jüngere Leute ansprechen und modisch sind.

Was für Produkte würden Sie denn unter gar keinen Umständen verkaufen?


Wir haben Schmuck, Taschen, Tücher und Home Dekors im Angebot. Was wir nicht anbieten, ist Kleidung. Wir überlegen, Schuhe in unser Sortiment aufzunehmen. Aber von Kleidung werden wir auch in Zukunft die Finger lassen.

Warum?


Es scheint viel aufwendiger zu sein, Kleidung zu verkaufen. Mit all den unterschiedlichen Größen und Schnitten, die in europäischen Ländern anders als in Entwicklungsländern ausfallen.

Woher beziehen Sie denn Ihre Produkte?


Das ist ganz unterschiedlich. Zum Beispiel aus Indien. Dort haben wir viele Partnerprojekte. Auch aus Südostasien, also Laos, Kambodscha und Thailand. In Kenia haben wir ein Projekt und mit Südamerika fangen wir langsam an.

Wie sind Sie auf diese Projekte gekommen?


Ich habe viel im Internet recherchiert und dann zu einigen Projekten Kontakt aufgenommen. Wie das so ist, bringt dich dann ein Projekt zum nächsten. Inzwischen werden wir auch gefunden: Gerade ist ein Projekt aus Indien auf uns zugekommen, das Schalen aus Kupfer herstellt und all unsere Kriterien erfüllt.

Amodini: "In Indien hat alles angefangen"
© Amodini

Was für Kriterien sind das?

Es sind im Prinzip zwei Kriterien: Erstens sollen es handgemachte Produkte sein. Wir haben nämlich Angst, dass die handwerklichen Fähigkeiten nicht mehr weitergetragen werden. Zweitens ist es uns wichtig, dass gute und sichere Arbeitsbedingungen vorherrschen, sprich keine Kinderarbeit und vernünftige Arbeitszeiten.

Und wie überprüfen Sie, dass diese Kriterien eingehalten werden? Die können Ihnen ja viel erzählen, wenn Sie so weit weg sind.

Das stimmt, deshalb werde ich im Herbst für drei Wochen nach Indien fliegen, um mir die Projekte, mit denen wir dort zusammenarbeiten, anzuschauen und zu prüfen. Sozusagen, zurück zum Anfang.

Wie kann ich das verstehen?

In Indien hat alles angefangen. Ich habe vorher als Steuerberaterin bei einem großen Wirtschaftsprüfungsunternehmen in Hamburg gearbeitet. Dann habe ich mir ein Sabbatical genommen und wollte sechs Monate lang reisen.

Und warum ausgerechnet Indien?

Nach Indien wollte ich schon seit längerem. Einen Monat lang bin ich durch das Land gereist und danach habe ich zwei Monate bei der NGO "Sambhali Trust" als Freiwillige gearbeitet und in einem kleinen Dorf in Rajasthan Kinder in Mathematik und Englisch unterrichtet.

Mit Mode hat das nicht so viel zu tun ...

Nein. Aber die NGO, für die ich gearbeitet habe, hatte auch ein Projekt in Jodhpur, bei dem Frauen das Nähen beigebracht wurde. Die Frauen haben kleine Taschen, Kissen oder Schals genäht, die in einer Boutique verkauft werden. Mich hat das Projekt sehr beeindruckt. Es ist sinnvoll, den Frauen Arbeit zu geben und sie zu entlohnen! Oft können sie viel besser mit Geld umgehen als Männer. Sie sorgen dafür, dass ihre Kinder genügend Nahrung und einen Zugang zu Bildung bekommen.

Erinnern Sie sich noch an den Moment, als Ihnen die Idee kam, "amodini" zu gründen?

Ja. Als ich nach drei Monaten in Indien zurück nach Deutschland gekommen bin, war ich total aufgewühlt von all den Erlebnissen. Ich habe mir dann viele Gedanken gemacht, wie wir hier in Deutschland leben. Wie gut es mir geht. Und wie klein meine Probleme scheinen, verglichen zu dem, was ich erlebt habe. Ich wollte nicht so weitermachen wie bisher.

Und?

Ich habe überlegt, was ich denn machen könnte. Wie kann ich etwas zurückgeben und mich sozial engagieren? Irgendwann hatte ich dann die Idee zu "amodini" und die Geschichte nahm ihren Lauf.

Wie haben Ihre Freunde und Familie darauf reagiert?

Die waren erst einmal ein bisschen skeptisch. Ist das nur eine Phase oder meint sie das ernst? Ich habe ihnen dann aber erklärt, warum ich das machen will. Und warum das nach der Zeit in Indien ein guter Zeitpunkt ist, bevor ich wieder in dieser Mühle drinstecke. Mein vorheriger Job als Steuerberaterin war gut und sicher, aber irgendetwas hat gefehlt.

Sind sie denn eigentlich nochmal ins Büro zurückgekehrt, als ihr Sabbatical vorbei war?

Nein. Ich habe direkt gekündigt. Mein Sabbatical war im Prinzip nach drei Monaten vorbei, weil ich dann hoch motiviert nur noch an "amodini" gearbeitet habe.

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Und wie ging es dann weiter, nachdem Ihre Idee geboren war?

Ich habe eine kleine Umfrage unter Freunden und Bekannten gemacht. Und überlegt, was besser ist, ein Ladengeschäft oder ein Online-Shop. Und inzwischen sind wir seit Mai 2014 online.

Wenn Sie davon erzählen klingt es als sei alles in einem Rutsch durchgelaufen. Haben Sie denn nicht eine Sekunde gezweifelt?

Oh doch, auf jeden Fall. Ich hatte auch viele schlaflose Nächte, in denen ich aufgewacht bin und mich fragte: Was mache ich hier eigentlich? Kann das überhaupt funktionieren?

Gibt es denn Fehler, die Sie bereuen?

Das ganze Projekt ist ja ein Lernprozess und natürlich machen wir auch Fehler. Aber die Entscheidung zu "amodini" bereue ich nicht. Aber manchmal denke ich, wenn ich doch schon nach dem Abitur nach Indien gegangen wäre ...

... dann?

... dann wäre vielleicht alles anders gelaufen. Dann hätte ich wahrscheinlich nicht BWL studiert, sondern würde jetzt vielleicht in der Entwicklungshilfe arbeiten. Wer weiß? Aber so wie es nun gekommen ist, ist es ja auch gut.

Interview: Björn Stephan

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