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Mode und Feminismus - passt das zusammen?

Mode und Feminismus - passt das zusammen?
© Ikon Images/Corbis
Kann eine Frau Wert auf ihr modisches Äußeres legen und gleichzeitig Feministin sein - oder ist das ein immanenter Widerspruch? Ein Kommentar von Modetheoretikerin Barbara Vinken.

Mode und Feminismus. Das hört sich an wie eine Mesalliance. Feministinnen, denkt man, emanzipierte Frauen überhaupt, haben anderes im Kopf als die Frisur, die sie darauf tragen. Haben schlicht Besseres zu tun, als ihre Gedanken auf ihre Garderobe zu verschwenden. So wie Obama, dessen Überlegungen sich vermutlich auch nicht darum drehen, welche Krawatte er am besten zu welchem Hemd trägt und welche Manschettenknöpfe dazu am coolsten aussehen. Solches Gedöns überlässt er seiner Frau, deren Garderobe es seit dem Kleid von Isabel Toledo, das sie zur Amtseinführung ihres Mannes trug, regelmäßig in die Schlagzeilen macht. Frauen erscheinen, Männer sprechen. Auch emanzipierte Frauen sprechen – je weniger ihre Kleider sagen, desto eher hört man auf sie.

Barbara Vinken
Barbara Vinken, Prof. Dr., Ph.D., ist Professorin für Allgemeine Literaturwissenschaft und Romanische Philologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Sie hat unter anderem die Bücher "Das Geheimnis der Mode" sowie "Fashion-Zeitgeist. Trends and Cycles in the Fashion System" veröffentlicht.
© Claudio di Lucia

Nichts im Kopf zu haben als die Kleider, die sie tragen, wird denjenigen Frauen überlassen, die sich als Statussymbol oder Sexobjekt auftakeln. Um dann vom Mann wie eine Jacht oder ein Maserati stolz vorgeführt zu werden. Feministen vom Wiener Architekten Adolph Loos bis hin zu Simone de Beauvoir und Alice Schwarzer haben deshalb immer eine Modedämmerung prophezeit: Mit der Gleichheit der Geschlechter wird die Mode, wie wir sie kennen, verlöschen. Und das erschien ihnen gut so.

Dabei ist die Eroberung des öffentlichen Raumes durch die Frauen ohne Mode nicht denkbar. Mode ist ein Ausdrucksmittel der modernen Frau, und sie wird durchaus von emanzipierten, ja feministischen Frauen entworfen. Coco Chanel, die Erfinderin des knabenhaften Looks, streifte sich schon um 1913 in Deauville ein Matrosenshirt aus Baumwollripp über und trug dazu weite Leinenhosen. Zum raumgreifenden Ausschreiten gemacht. Durch die kurzgeschnittenen Haare wehte der Wind. Weil sie nicht mehr behütet aus dem Haus ging, war sie leicht gebräunt. Genauso die Mädchen, die heute die Boyfriend-Jeans überstreifen. Weil sie die Hosen, ja sogar seine Hosen anhaben, können sie auf die Straße gehen und er muss das Haus hüten.

Auf Coco Chanel folgten viele weitere weibliche Modedesignerinnen, die Mode für emanzipierte Frauen und ihre Bedürfnisse entwerfen: Stella McCartney, Jil Sander, Isabel Marant, um nur drei Namen zu nennen. Sind Feminismus und Mode vielleicht doch ein Traumpaar?

Designerinnen: Die Modewelt wird weiblich

Text: Dr. Barbara Vinken Bild: Ikon Images/Corbis

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