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"Ethno-Mode ist immer Trend" - Katharina Koppenwallner über ihre Liebe zur Trachtenmode

In ihrem Berliner Laden International Wardrobe versammelt Katharina Koppenwallner handgefertigte Ethno-Mode aus aller Welt. Was das Einzigartige an Trachtenmode ist, erzählt sie im Interview.
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Katharina Koppenwallner
Der Traum von Stylistin Katharina Koppenwallner ist es, irgendwann die schönsten Trachten und Textilien aus allen Ländern der Welt anbieten zu können, die für ihre Volkskunst und Trachten bekannt sind. Ihre nächste Reise führt sie nach Bolivien. Ihr Laden International Wardrobe (Almstadtstraße 50, 10119 Berlin) ist donnerstags bis samstags von 12 bis 20 Uhr geöffnet.
© Katharina Koppenwallner

BRIGITTE: Wie sind Sie auf die Idee gekommen, folkloristische Mode zu sammeln und zu verkaufen?

Katharina Koppenwallner: Vor ein paar Jahren habe ich eine bestimmte Bluse aus Rumänien gesucht und nirgendwo in Deutschland finden können. Also habe ich mich selbst auf den Weg gemacht – und neben der Bluse viele andere tolle Textilien aufgespürt. Mit International Wardrobe möchte ich die Lücke zwischen Modemuseum und Müllkippe schließen – handgefertigte Folklore-Mode findet man heute ja eigentlich nur noch in Galerien oder in der hinteren Ecke eines Second-Hand-Ladens.

Wie entscheiden Sie, in welche Länder Sie reisen und wie finden Sie die Teile?

Ich fahre bewusst in Gegenden, in denen noch Trachten getragen werden. Vor der Reise gibt es also immer viel zu recherchieren. In den Ländern, in denen Trachten im Alltag eine Rolle spielen, entdeckt man vieles vor Ort. Rumänische Bäuerinnen tragen alte Trachtenröcke zum Beispiel immer noch jeden Tag, auch in China laufen viele Frauen den ganzen Tag in ihren traditionellen Gewändern herum – und kombinieren sie teilweise mit aktueller Mode. Ich fahre in kleine Orte, besuche Märkte und frage mich durch. Ich spreche die Frauen an und gehe mit ihnen nach Hause, wo sie mir die schönsten Textilien präsentieren.

Wer stellt die Trachten her?

Leider beherrschen nicht mehr viele Menschen die traditionelle Textilkunst. Ich beziehe zum Beispiel Blusen von Näherinnen aus Rumänien, da ist die jüngste Mitarbeiterin 60 Jahre alt. Das sind oftmals Bäuerinnen, die im Sommer auf dem Feld arbeiten und im Winter Zeit zum Nähen und Sticken haben.

Wie kommt es eigentlich, dass sich Trachten aus unterschiedlichen Teilen der Welt zum Teil stark ähneln?

Bei vielen Völkern drehen sich die Motive um die Natur, die Tiere und die Pflanzen. Außerdem ist die Art und Weise, wie gestickt wird, oftmals ähnlich. Besonders herumreisende Völker haben früher die gleichen Webstühle benutzt, die einfach um einen Baum gewickelt werden.

Was ist Ihre Lieblingstracht?

Ich liebe die ungarische Tracht aus Transsilvanien, das sind plissierte rosa Röcke mit hellblauen Schürzen mit Blümchenmuster. Die ungarischen Frauen tragen Blusen mit großen Keulenärmeln und Wolljacken dazu.

Aktuell ist Ethno-Mode wieder schwer angesagt – wie erklären Sie sich diesen Trend?

Ethno-Mode ist immer Trend! Am Anfang habe ich noch versucht, mich danach zu richten, ob beispielsweise gerade eher afrikanische Muster oder Ikat-Prints angesagt sind, aber eigentlich verschwindet keins der beiden wirklich nie. Das ist wie mit der Sportswear, die ist auch immer da. Außerdem mögen die Menschen traditionelle und auch universelle Muster.

Wie tragbar ist folkloristische Mode?

Trachten sind auf eine gewisse Art sehr elegant – fernab der gängigen Mode-Ästhetik. Diese Eleganz kann sich jeder ein bisschen zu eigen machen. Eine Yao-Jacke in schönem Indigo passt zum Beispiel super zur Jeans mit schlicht weißem Hemd - so tragen sie die Jao-Männer übrigens auch.

Sollte man ein Original kaufen?

Nachgemachte Teile vom Mode-Discounter sind oftmals zu lieblich, die echte Tracht ist viel authentischer. Man wird eine Bluse aus der Massenproduktion auch nie so sehr mögen, wie eine handgestickte Bluse, die ein Unikat ist. Diese aufwendigen Stücke haben eine Seele und eine ganz andere Haptik. Die Stoffe sind viel besser und die Details besonderer.

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