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Baumwolle: Bio ist besser

Unter welchen Bedingungen wird Baumwolle, die wichtigste und beliebteste Textilfaser der Welt, geerntet? Welche Label bieten "grüne" und "faire" Mode an? Und was bedeuten die verschiedenen Gütesiegel? Sechs baumwollene Fakten.

1. Baumwolle - ein großes Geschäft für wenige

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Mehr als 20 Millionen Menschen weltweit leben vom Anbau der Nutzpflanze. Die Industrienationen subventionieren ihre Baumwollbauern mit mehreren Milliarden Dollar jährlich. In den USA wird Baumwolle in Monokulturen auf riesigen Flächen angebaut und mit Maschinen geerntet. Dagegen sind kleine Baumwollbauern in Afrika, die das "weiße Gold" mit der Hand ernten, völlig chancenlos, sie verdienen mit ihren Familien nur wenige Cent am Tag. Nach Angaben des Kinderhilfswerks Unicef arbeiten mehrere Millionen Kinder in der Baumwollindustrie, in Usbekistan müssen jährlich bis zu zwei Millionen Schulkinder bei der Ernte helfen.

Um die Kleinbauern in Afrika und Asien zu unterstützen, sollten Verbraucher Textilien aus Bio- und Fairtrade-Baumwolle kaufen. Sie sind nicht teurer als Kleidung aus herkömmlicher Baumwolle und mittlerweile in zahlreichen Online-Shops und Kaufhäusern zu haben.

2. Giftiger Stoff

Herkömmliche Baumwolle muss bis zu 20-mal pro Jahr gespritzt werden. Etwa 25 Prozent der weltweit verwendeten Insektizide und 11 Prozent der Pestizide werden im Baumwollanbau eingesetzt. Umgerechnet sind so 150 Gramm Gift zur Produktion eines einzigen T-Shirts nötig. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt: An den Folgen des Pestizideinsatzes beim Baumwollanbau sterben jährlich 20.000 Menschen.

3. Gentechnik ist in Mode

Im herkömmlichen Anbau werden mittlerweile überwiegend gentechnisch veränderte Pflanzen verwendet: In den USA beträgt ihr Anteil bereits 90 Prozent, in Indien 80 Prozent. Die Folgen: Zunächst muss weniger Gift gespritzt werden, da die Pflanzen gegen einige Schädlinge immun sind. Doch es bilden sich Resistenzen, andere Schädlinge rücken nach und es muss wieder mehr Gift gesprüht werden. Außerdem ist das genmanipulierte Saatgut teurer.

Gentech-Baumwolle ist für die Verbraucher nicht zu erkennen, sie muss nicht gekennzeichnet werden. Wer sie sicher vermeiden will, sollte auf zertifizierte Bio-Baumwolle ausweichen. Auch das Herkunftsland der Fasern ist schwer feststellbar: Die Angabe "Made in" auf dem Etikett bezieht sich meist auf den Standort der Nähereien.

4. Baumwolle führt zur Austrocknung

Der Wasser- und Energieverbrauch für Baumwolle ist gigantisch: Zur Produktion eines einzigen T-Shirts sind 2.000 Liter Wasser (Färben eingerechnet sogar 15.000 Liter) nötig und es werden 7 kg CO2 freigesetzt. In Usbekistan ist infolge des Baumwollanbaus der einst riesige und fischreiche Aralsee auf zehn Prozent seiner ursprünglichen Fläche geschrumpft.

5. Nicht immer ist die "Grüne Mode" wirklich nachhaltig

26 Millionen Tonnen Baumwolle werden jährlich geerntet, nur knapp ein Prozent stammt aus kontrolliertem Bio-Anbau. Jeans oder T-Shirts aus Biobaumwolle kosten meist nicht mehr als herkömmliche Ware, da beim Verkaufspreis die Erzeugerkosten kaum ins Gewicht fallen. Der Löwenanteil geht an Handel, Vertrieb und Marketing.

Stiftung Warentest untersuchte 20 Firmen, die "grüne" und "faire" Mode anbieten. Ergebnis: "hessnatur" schnitt am besten ab. Hier ließ sich das Engagement über die gesamte Lieferkette nachweisen. Sechs weitere Anbieter wurden lobend erwähnt (armedangels, trigema, Peek&Cloppenburg, panda, C&A und Esprit), bei einigen fanden die Tester keine Belege für die alternative Herkunft und manche verweigerten sogar jegliche Auskunft.

6. Die wichtigsten Gütezeichen

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Den höchsten Standard für Textilien bietet das Siegel des Internationalen Verbandes der Naturtextilwirtschaft (IVN Best): 100 Prozent Bio-Anbau, keine chemische Ausrüstung, keine gesundheitsschädlichen Farben.

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Die deutschen Anbauverbände Naturland und Demeter orientieren sich weitgehend an IVN-Best-Standards.

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Das internationale Label GOTS (Global Organic Textile Standard) kennzeichnet in zwei Stufen - dafür müssen die Fasern entweder zu mindestens 95 oder 70 Prozent "bio" sein. Auch soziale Mindeststandards werden geprüft.

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Das Zeichen Organic Exchance (OE) 100 Standard garantiert 100 Prozent Biobaumwolle. Soziale Aspekte werden nicht berücksichtigt, ebensowenig die Weiterverarbeitung.

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Baumwolle mit Fairtrade-Siegel garantiert den Produzenten bessere Löhne und Arbeitsbedingungen. Beispiel: In Westafrika bekommen die Bauern statt 30 Cent für ein Kilo Baumwolle nun 42 Cent. Öko-Anbau wird angestrebt, aber nicht garantiert. Achtung: Die Begriffe "fair" und "fairtrade" sind nicht gesetzlich geschützt. Achten Sie auf das schwarz-grün-türkisfarbene Label. Unter www.transfair.org findet man eine Produktdatenbank mit Herstellernachweisen und Bestelladressen.

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"Cotton made in Africa" ist eine internationale Initiative zur schrittweisen Verbesserung der Lebensbedingungen afrikanischer Baumwollproduzenten, das Label garantiert allerdings keine Biobaumwolle. Die Initiative wird von Naturschutzorganisationen unterstützt und von der staatlichen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) gefördert.

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Für das weit verbreitete Öko-Tex 100 Siegel müssen bestimmte Schadstoffwerte eingehalten werden, einige Gifte sind verboten. Auch Kinderarbeit ist tabu. Ob die Fasern aus Bio-Anbau stammen, ist unwichtig. Vergleichbar ist Toxproof vom TÜV Rheinland.

Beate Koma Foto: iStockphoto

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