Meinen ersten Bikini habe ich mir mit 15 gekauft. Knallgelb und mit bunten Prilblumen bedruckt war er. Und eine Offenbarung. Zum ersten Mal flog ich allein in den Urlaub, mit meinen beiden besten Freundinnen. Jung und frei und Bikini, das gehörte seitdem zusammen.
Badeanzüge dagegen erinnerten mich eher an aufgenähte Seepferdchen-Abzeichen, an sportliche Mädels mit breitem Kreuz, die - anders als ich - richtig kraulen konnten und Schwimmbrillen trugen. Oder an nette ältere Damen, die gemächlich ihre Bahnen im Schwimmbad zogen.
Badeanzüge können mondän sein - und ziemlich cool
Bikini oder Badeanzug - das war lange eine Entscheidung zwischen cool oder uncool. Aber das Schöne an Mode ist, dass es Momente gibt, in denen sich solche Wahrheiten umkehren. Bemerkt habe ich das zum ersten Mal im vergangenen Sommer, als die extrem stilsichere Kollegin auf ihren Instagram-Bildern im Urlaub im Badeanzug zu sehen war. Auch von Bikini-Prinzessinnen wie Beyoncé oder Rihanna tauchten Paparazzi-Bilder im Einteiler auf. Und Labels wie & Other Stories oder American Apparel hatten neben den üblichen Bikinis vermehrt Badeanzüge im Angebot. Und diesen Sommer? Wird die Rückkehr des Badeanzugs im Stil-Ressort großer Tageszeitungen ebenso diskutiert wie auf Mode-Blogs.
Die Botschaft ist klar und passt zum Zeitgeist: (Bade)mode muss nicht mehr so knapp wie möglich sein, um sexy zu wirken. Und wer einen Badeanzug trägt, hat nicht zwangsläufig etwas zu verstecken.
Mein Aha-Erlebnis mit meinem neuen Badeanzug hatte ich kürzlich an der Ostsee. Nicht am Strand, sondern im Hotel-Pool. Vielleicht lag es auch an dem flauschigen Bademantel - aber ich fühlte mich erstaunlich mondän und erwachsen. Und - ja - auch ein bisschen cool zwischen all den Bikini-Mädels.
