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Geht Calvin Klein mit dieser Kampagne zu weit?

Das Label Calvin Klein gewährt in der weltweiten "Erotica"-Kampagne tiefe Einblicke unter den Rock eines Models und erntet dafür Kritik.

"Erotica" lautet der Titel Calvin Kleins neuester Kampagne und lässt einiges an Sex und Erotik erwarten. Aber nicht die Art Erotik, die wir aus zahlreichen Unterwäsche-Werbungen bereits gewohnt sind: Glänzende Körper, lange Beine, perfekte Pobacken und konturiert geschminkte Brüste.

Diese Art von Sex ist in der Werbung bereits Alltag, sie schockt uns schon lange nicht mehr. Sie ist gelernt und wir sind abgestumpft. Das hat sich wohl auch Fotografin Harley Weir gedacht und sich überlegt, wie sie ihren Auftraggeber in einer Zeit voll nackter Haut, durchgenudelter Skandale und übersättigter Konsumenten zufrieden stellen kann.

Wir nehmen vorweg: Es ist ihr gelungen, sich mit dem voyeuristischen Blick unter das Kleid von Model Klara Kristin von allen anderen Mitbewerbern abzuheben. Calvin Klein dürfte mit dem dafür eingeheimsten Medienecho mehr als zufrieden sein. Erfolgreiche Umsetzung könnte man meinen. Wäre da nicht dieser bittere Beigeschmack ...

Heisse Sexyness oder Schüren pädophiler Fantasien?

Das abgebilete Model heisst Klara Kristin, ist 22 Jahre alt und wird in der aktuellen CK-Werbung aus der Froschperspektive unter dem Kleid fotografiert, sodass ihre gepunktete Unterhose in leichter Unschärfe zu sehen ist.

"I flash in #mycalvins", so heisst es auf dem Plakat, was übersetzt "Ich entblöße mich in meinen Calvin" bedeutet. Als wäre das noch nicht alles: Die Dänin wurde erchreckend jung, ja, schon kindlich inszeniert. Und genau hier scheiden sich die Geister. Während die einen die künstlerische Inszenierung der Fotografin feiern, werden auf der anderen Seite kritische Stimmen laut, die die kindliche Darstellung des Models kritisieren. "Calvin Klein macht Marketing für Perverse", titelte die New York Post und "The Representation Project" twitterte: "Eure Werbung sexualisiert junge Mädchen".

Das Modelabel Calvin Klein gerät aufgrund aktueller Erotica-Kampagne in die Kritik. Zu sehen ist das dänische Model Klara Kristin.

Die Kritik der Follower wird unter dem Instagram-Post der Brand deutlich: Diese Werbung sei geschmacklos, provokant und würde Frauen degradieren.

Model Kara Kristin versteht die Aufregung nicht

Model und Schauspielerin Klara Kristin, die in der Kampagne zu sehen ist, hält die erbosten Stimmen für unangebracht. Vergangenen Freitag hat sie das umstrittene Bild auf ihrem Instagram-Kanal gepostet und verteidigt die Entblößung ihrer Unterwäsche. Sie würde das Foto lieben und all die Diskussion darüber würde sie nur erstaunen. Sie sei überrascht, wie sehr sich manche vor dem weiblichen Körper fürchten würden. "Sei du selbst und liebe deine Sexualität", sowie der Hashtag #girlpower sind ihre eindeutigen Antworten auf die Diskussion, die rund um das Kampagnen-Foto entbrannt ist. Ob sie das wirklich denkt oder nur ihrem Auftraggeber gefallen will, können wir an dieser Stelle nicht beantworten.

Die Frage, die sich hier also stellt, ist: Ist das noch eine erotische Werbe-Inszenierung, die das Produkt in den Fokus stellt, oder werden hier pädophile Fantasien geschürt? "Erotica" - passender und widersprüchlicher könnte der Name für eine Werbe-Kampagne nicht sein. Auf eine gewisse Art erotisch, auf unangenehme Art zu kindlich.

Wer Voyerismus und Sexismus als #girlpower feiert, der hat unserer Meinung nach nicht wirklich darüber nachgedacht, wie es Frauen gehen muss, die Opfer sexueller Belästigung wurden. Darüber hinaus sollten wir uns die Zielgruppe der Kampagne ansehen: Es geht um Unterwäsche für Frauen. Sprich: Frauen sollen sich mit dieser Art der Werbung angesprochen fühlen. Obwohl CK sich über das Medienecho freuen dürfte, hat das Motiv ganz klar seine Zielgruppe verpasst.

Nicht das erste Mal, dass Calvin Klein für Aufregung sorgt

Die Kampagne reiht sich in eine Abfolge anderer provokanter Umsetzungen der Brand ein. Kate Moss posierte bereits nackt für das Label und auch Brooke Shields berühmter Satz "What gets between me and my Calvins? Nothing" hat inzwischen Werbegeschichte geschrieben. So richtig verwunderlich dürfte die Erotica-Kampagne also nicht sein, da Skandale anscheinend im Marketing der Firma fest verankert zu sein scheinen.

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