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Der Stil von Melodie Michelberger

Der Stil von Melodie Michelberger
© Charlotte Schreiber
Instagram-Phänomen, Mode-Profi, Mama: Wir haben mit Melanie-Jasmin Jeske alias Melodie Michelberger über ihren Stil gesprochen.

Trust this Girl: Melodie Michelberger

Dass Melanie-Jasmin Jeske ein ganz großes Herz hat, merkt man schon, wenn man ihr auf Instagram folgt. Die Hamburgerin, die sich in den sozialen Medien Melodie Michelberger nennt, verteilt dort so viele Likes und nette Kommentare, dass einem schwindelig werden kann. Als PR-Beraterin arbeitet Melodie mit aufstrebenden Designern und Labels wie Viu Eyewar, Black Velvet Circus, Lies in Layers oder Musswessls zusammen, sie versteht sich als Netzwerkerin und ist eine glühende Verfechterin von Girlpower. Vor ihrer Selbstständigkeit hat sie in verschiedenen Mode-Redaktionen gearbeitet, unter anderem bei BRIGITTE. Ihr neuestes Herzensprojekt: Das Online-Magazin Trust the Girls, das sie als eine Plattform versteht, auf der Feminismus, Diversität, Gleichberechtigung und Freiheit gefeiert werden.

Wer ist die Frau mit der auffälligen Pony-Frisur, der ansteckend guten Laune und den grandios bunten Kleidern? Wir haben sie zum Interview getroffen und über ihren langen Weg zum eigenen Stil gesprochen, über Seidenkleider auf dem Spielplatz und die Frage, wozu wir Begriffe wie Plussize überhaupt brauchen.

BRIGITTE: Du trägst häufig Teile von Designern, für die du auch PR machst. Kaufst du überhaupt noch bei so großen Ketten wie H&M oder & Other Stories?

Melodie Michelberger: Ganz selten. Ich kann das einfach nicht mehr, seitdem ich mit jungen deutschen Designern zusammenarbeite. Ich sehe ja das Herzblut, das in ihren Kollektionen steckt, ich kenne die Produktionsketten. Es kann einfach nicht sein, dass ein Kleid 60 oder 70 Euro kostet, darunter muss am Ende jemand leiden.

Hat sich dadurch auch dein Kaufverhalten geändert?

Ich kaufe viel weniger und habe den Kleidern gegenüber eine ganz andere Wertschätzung. Dafür trage ich die Sachen dann viel häufiger und länger.

Willkommen im Dschungel: Melodie in ihrer Wohnung in der Hamburger Neustadt.
Willkommen im Dschungel: Melodie in ihrer Wohnung in der Hamburger Neustadt.
© Charlotte Schreiber

Sind Trends für dich wichtig?

Ich verfolge sie natürlich beruflich. Aber mir persönlich sind Trends egal. Ich habe mittlerweile meinen Stil gefunden, und der ist abseits der Trends. Ich mag bunte Sachen. Meistens habe ich Kleider oder Röcke an, ganz selten mal eine Hose. Kleider passen einfach zu meinem Körper, darin fühle ich mich wohl. Ich ziehe auch oft Sachen an, die schon zehn Jahre alt sind. Ich weiß einfach ganz genau, was zu mir passt. Wahnsinn, dass ich das endlich einmal sagen kann. Ich habe fast 39 Jahre dafür gebraucht ...

Das wünscht sich ja eigentlich jeder! Wie hast du das geschafft?

Eigentlich wusste ich das schon ganz früh. Ich erinnere mich genau an ein Gespräch mit meiner Mutter beim Adler Modemarkt. Ich wollte unbedingt ein ganz buntes Kleid mit Volants und meine Mutter sagte: Das kannst du nicht anziehen mit deiner Figur, das ist viel zu laut. Ich trauere diesem Kleid heute noch nach! Mir gefallen bunte Sachen, gern mit schwingendem Rock, einer tieferen oder höheren Taille. Aber das habe ich aus den Augen verloren, durch all die Einflüsse von außen, durch Magazine und durch Leute, die mir eingeredet haben, dass etwas blöd aussieht oder dass ich darin einen dicken Hintern habe. Ich musste einen ziemlichen Umweg gehen, um wiederzuentdecken, dass ich eigentlich ganz genau weiß, was ich tragen will.

Es geht also darum, auf sich selbst zu hören?

Ja. Findet heraus, was ihr wirklich mögt. Und lasst euch von anderen inspirieren. Ich höre so oft von Freundinnen, dass sie meinen Stil super finden, sowas aber nie tragen würden, weil es zu unpraktisch oder zu laut wäre. Ich sage dann: Einfach trotzdem machen! Ich gehe auch zu Business-Terminen, bei denen alle im Anzug erscheinen, im bunten Kleid.

Apropos unpraktisch: Hat sich dein Stil verändert, seitdem du ein Kind hast?

Nein, ich sitze tatsächlich auch im Seidenkleid auf dem Spielplatz. Ich habe schon während meiner Elternzeit angefangen, Sachen einfach zu tragen, wenn ich Bock darauf habe. Ich will Kleidung nicht mehr aufsparen. Klar geht dadurch auch mal was kaputt. Aber ich finde es einfach wichtig, dass die Sachen nicht im Schrank verschwinden. Es macht doch wahnsinnig viel Spaß, diese schönen Teile anzuziehen! Das Kleid, das man für eine Hochzeit gekauft hat, kann man mit flachen Schuhen und einem Jäckchen drüber oder einem T-Shirt drunter doch auch im Büro tragen.

Melodie Michelberger: "Ich weiß ganz genau, was ich tragen will."
Melodie Michelberger: "Ich weiß ganz genau, was ich tragen will."
© Charlotte Schreiber

Dein Sohn ist jetzt acht Jahre alt. Was hält er von Mode?

Das werde ich immer wieder gefragt. Ihm ist es total egal, was er anhat. Und ich lege auch keinen Wert darauf, ihn von oben bis unten durchzustylen. Wir bekommen oft Sachen von meiner Familie geschenkt, vieles kaufen wir auch auf dem Flohmarkt.

Fällt ihm denn auf, dass du bunter angezogen bist als andere Mütter?

Ja, das schon. Er findet das toll. Manchmal sagt er dann: "Oh, Mama, schön!". Und er mag Kleider lieber als Hosen. Aber ich glaube, er versteht nicht so richtig, was ich mache. Wenn ich meine Press Days organisiere, redet er immer von "Mamas Modeausstellung".

Unter vielen deiner Instagram-Posts steht der Hashtag #plussizeyourhearts - was steckt dahinter?

Im vergangenen Jahr hat mich eine große Marke für ein Plussize-Shooting angefragt - und das fand ich ein bisschen verstörend. Ich trage Größe 40 und fühle mich weder normal noch plus. Irgendwie fand ich es frech, dass eine Agentur denkt, ich sei Plussize – auch, weil ich dieses Label einfach nicht mag. Wer hat denn zu bestimmen, was normal ist und was nicht? Ich habe dann ganz freundlich abgesagt und fing an darüber nachzudenken, dass es doch völlig egal ist, wer welche Größe trägt. Daraus entstand #plussizeyourhearts.

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