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Das Kleiderschrank-Projekt: So findet ihr euren eigenen Stil

Nachdenken, weniger shoppen, glücklicher sein: Die Bloggerin Anuschka Rees hat mit dem "Kleiderschrank-Projekt" eine Methode entwickelt, um dem eigenen Stil auf die Spur zu kommen.
Nachdenken, weniger shoppen, glücklicher sein: Die Bloggerin Anuschka Rees hat mit dem "Kleiderschrank-Projekt" eine Methode entwickelt, um dem eigenen Stil auf die Spur zu kommen.
© privat
Wie großartig wäre es, immer gut angezogen zu sein. Die Bloggerin Anuschka Rees erklärt im Interview, wie ihr euren eigenen Stil findet - und warum ihr dabei nicht ungeduldig werden dürft.

Mehr nachdenken, bewusster shoppen, schlau ausmisten: Die Berliner Bloggerin und Autorin Anuschka Rees hat ein kluges Buch darüber geschrieben, wie man systematisch einen eigenen Stil entwickelt. "Das Kleiderschrank-Projekt" kommt ohne strenge Vorgaben aus, welche Must-Haves ihr unbedingt braucht und von welchen Teilen ihr bloß die Finger lassen solltet. Stattdessen geht Anuschka Rees die Sache psychologisch an: Wie so oft im Leben geht es zunächst darum herauszufinden, was man wirklich will. Dabei helfen Übungen und eine Bestandsaufnahme. Anhand des so entwickelten Stil-Profils stellt man dann eine Garderobe zusammen, die genau zu den eigenen Bedürfnissen passt. Im Interview erklärt Anuschka, warum sie die Einordnung in Figurtypen furchtbar findet und wieso sie Trends gern ignoriert.

Das Kleiderschrank-Projekt von Anuschka Rees

BRIGITTE: Dein Buch ist voller Fragebögen und Übungen. Es scheint ganz schön harte Arbeit zu ist, seinen Stil zu finden.

Anuschka Rees: Das Buch führt durch ein ganzes System. Ich sehe es als eine Art Werkzeugkasten. Man kann natürlich alle Tipps und Übungen befolgen – vielen Leuten macht es Spaß, sich so intensiv mit ihrem Stil auseinanderzusetzen, das merke ich auch bei den Lesern meines Blogs. Aber man muss nicht alles umsetzen.

Du sagst, dass einem Stil nicht einfach gegeben ist. Aber man kann ihn üben. Wie meinst du das?

Viele Menschen, die man für ihren tollen Stil bewundert, haben einfach sehr früh angefangen, sich damit zu beschäftigen. Das wird oft verkannt. Manche Mädchen machen sich schon mit 12 Gedanken darüber, was sie tragen. Andere, für die Klamotten nie so wichtig waren, denken irgendwann: "Oh Gott, ich wünschte, ich wäre besser angezogen." Sie lesen dann ein Magazin und glauben, dass das doch nicht so schwer sein kann. Aber wie bei allen kreativen Vorhaben braucht man Zeit. Man kann nicht erwarten, dass man von heute auf morgen super stilbewusst wird. Es ist ein Prozess. Aber der kann richtig Spaß machen.

Wie war das bei dir? Hast du dich schon immer für Mode interessiert?

Ja, ich habe früh angefangen. Aber die Idee, mir eine funktionale und praktische Garderobe aufzubauen, kam mir viel später. Als ich in London studiert habe, war ich ein totaler Shopaholic und sehr modeverliebt. Sicher haben viele Leute gedacht, dass ich trendy bin und gut angezogen. Trotzdem war mein Kleiderschrank nicht praktikabel. Er war vollgestopft mit Billigteilen, die ich nach ein paar Monaten wieder aussortiert habe.

Was hat dich dazu gebracht, das zu ändern?

Ich habe irgendwann gemerkt, dass ich sehr viel Geld und Zeit mit Shopping verschwendet habe, aber absolut nicht zufrieden mit meinen Klamotten war. Die Teile hatten keine gute Qualität, nichts passte zueinander. Ich habe Psychologie studiert. In der Sozialpsychologie lernt man, wie schwierig es für Menschen ist, kluge Entscheidungen zu treffen. Und wie die ganze Shopping-Industrie darauf basiert, dass Menschen keine guten Entscheidungen treffen. Damit habe ich mich intensiv beschäftigt und parallel angefangen, meine Modeverliebtheit vom Shoppen auf das Bloggen zu verlagern. Ich habe darüber geschrieben, wie ich versuche, weniger zu kaufen, mehr über meine Entscheidungen nachzudenken und das ganze systematischer anzugehen.

Damit hast du einen Nerv getroffen. Viele sehnen sich nach einem übersichtlichen Kleiderschrank, in dem alles zueinander passt.

Ich glaube, das Bedürfnis gut angezogen zu sein, war immer schon da. Aber dieser „Weniger ist mehr“-Trend ist neu, vermutlich auch als Gegenbewegung zu dem Shopping-Wahn und der Fast-Fashion-Industrie. Ich finde das sehr positiv, weil sich viel mehr Menschen bewusst machen, welche Konsequenzen ihr Konsum hat.

Ratschläge für bestimmte Figurtypen oder konkrete Outfit-Formeln sucht man in deinem Buch vergebens. Warum?

Weil ich genau das als Problem empfinde. Viele Frauenmagazine stellen solche Formeln auf. Ich verstehe schon, warum das für die Leserinnen attraktiv ist. Man sucht nach einem fertigen Rezept. Aber ich glaube, gerade diese Typen führen dazu, dass man nicht selbst darüber nachdenkt, wie man sich wirklich anziehen will. Und ich glaube, wir fühlen uns in unseren Klamotten nur dann wohl, wenn sie uns wirklich entsprechen. Ich sage nicht, dass jeder einen besonders ausgefallenen Stil haben sollte. Es kann auch einfach herauskommen, dass man sich in weißen T-Shirts und Jeans am besten fühlt. Die Einteilung in Figurtypen finde ich ganz schlimm. Es geht immer darum, was vorteilhaft wirkt. Im Grunde heißt das doch nichts anderes als: So siehst du am größten und dünnsten aus. Mode sollte nicht dazu führen, dass Frauen noch mehr Diktate auferlegt werden! Einerseits wird so viel über female empowerment gesprochen, andererseits schreibt man Frauen vor, wie sie auszusehen haben. Das ist doch absurd!

Man bekommt auch den Eindruck, dass du von Trends nicht besonders viel hältst.

Trends sollte man nicht als Muss verstehen, sondern eher als Buffet, aus dem man sich das aussuchen kann, was einem gefällt. Man kann sie aber auch getrost ignorieren.

Gibt es aktuell einen Trend, den du besonders gern magst?

Ja, diesen supersoften Pinkton, den man gerade überall sieht. Ich habe von Natur aus sehr helle Haare und mir wurde immer gesagt, dass ich aussehe wie ein Barbie-Mädchen, wenn ich Pink oder Rosa trage. Deswegen habe ich meine ganze Kindheit über einen Bogen darum gemacht. Aber jetzt trage ich sehr viel Pink und auch Gelb – einfach, weil ich die Farben so mag.

Was würdest du jemandem raten, der nicht zufrieden ist mit seinem Look? Womit sollte man anfangen?

Der erste Schritt ist zu schauen, welche Klamotten man schon jetzt am liebsten trägt und wie sie sich von denen unterscheiden, in denen man sich gar nicht wohlfühlt oder die man jahrelang nicht getragen hat. Das gibt einen ersten Hinweis, wie der eigene Stil aussehen kann. Im zweiten Schritt sucht man nach Inspiration. Das ist heutzutage dank Pinterest und Blogs super einfach. Die Frage lautet: Wenn ich komplett neu starten müsste, wie würde ich mich dann anziehen? Wenn man darauf eine Antwort hat, kann man anfangen, eine Brücke zu bauen und sich überlegen: Welche Teile würden mir am meisten helfen, in diese Richtung zu kommen? Genau dabei soll mein Buch helfen.

Dir geht es auch darum, unser Shoppingverhalten zu ändern, oder?

Ja. Es ist schon ein guter Schritt hin zu einem bewussten, nachhaltigen Umgang mit Mode, wenn man sich mehr Gedanken darüber macht, was man kauft. Man trägt die Teile länger und kauft insgesamt weniger.

Anuschka Rees' Buch "Das Kleiderschrank-Projekt" ist im Dumont-Verlag erschienen. Es kostet 28 Euro.

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