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Natalie Joos: "Es gibt zu viele unnötige Klamotten"

Wir kennen die belgische Bloggerin und ihre bunten Outfits von unzähligen Streetstyle-Bildern. Im Interview erklärt Natalie Joos, warum sie wenig kauft und verrückt nach Vintage-Mode ist.

BRIGITTE: In Ihrem Blog Tales of Endearment stellen Sie inspirierende Menschen und ihren besonderen Stil vor. Wo finden Sie diese Leute?

Natalie Joos: Das ist ganz unterschiedlich. Wichtig ist, dass sie Vintage-Mode lieben, denn darum geht es in meinem Blog. Ich arbeite schon recht lange als Casting-Agentin, da entwickelt man einen Blick für besondere Menschen. Das kann eine 55-Jährige sein, die mit Vorliebe lustig gepunktete Röcke trägt, oder eine 18-Jährige mit wunderschönem Haar, die ihre eigenen Klamotten schneidert.

BRIGITTE: Sie selbst tragen auch oft tolle Vintage-Teile. Verraten Sie uns ihre Shopping-Tricks?

Natalie Joos: Die erste Regel lautet: Niemals mit zu genauen Vorstellungen losziehen. Wer sich vornimmt, einen blauen Rock mit einer orangefarbenen Blume darauf zu finden, kann nur enttäuscht werden. Lassen Sie sich von den Kleidungsstücken inspirieren, seien Sie geduldig, halten Sie die Augen offen. Und falls ihr Traumteil nicht richtig sitzen sollte, bringen Sie es einfach zu einem Schneider und lassen es anpassen.

BRIGITTE: Sie kritisieren den Trend zu Fast Fashion, also ständig neuen Kollektionen zu niedrigen Preisen. Warum regt Sie das auf?

Natalie Joos: Es gibt viel zu viele unnötige Klamotten, die qualitativ so schlecht sind, dass die Leute sie nach nur einer Saison wieder wegwerfen. Wenn man sich überlegt, wie belastend es für die Umwelt ist, all diese Kleidung herzustellen - das ist die reinste Verschwendung!

BRIGITTE: Wie gehen Sie persönlich damit um?

Natalie Joos: Ich kaufe weniger, dafür muss die Qualität stimmen. Außerdem trage ich viel Vintage, das ist wie Recyling. Das Beste daran: Man besitzt etwas Einzigartiges, das niemand sonst hat – und günstig ist es meistens auch noch.

BRIGITTE: Wie würden Sie Ihren Stil beschreiben?

Natalie Joos: Farbenfroh und feminin. Meistens entstehen meine Outfits rund um ein Teil, das ich besonders mag: ein Kleid, eine Hose, eine Bluse. Daraus entwickelt sich dann ein Look. Dabei spiele ich mit verschiedenen Charakteren.

BRIGITTE: Das klingt fast, als würden Sie sich jedes Mal verkleiden.

Natalie Joos: Nein, das bin immer ich. Aber ich zeige gern die unterschiedlichsten Facetten, von sexy bis jungenhaft. Ich glaube nicht, dass man einen einheitlichen Stil erkennen kann, wenn man sich meine Outfits anguckt. Farben, Strukturen und Muster sind mir wichtig, ansonsten bin ich vielseitig. Nur hübsch müssen die Sachen sein.

BRIGITTE: "Für diesen Trend bin ich schon zu alt" – kennen Sie diesen Gedanken?

Natalie Joos: Geschmack verändert sich mit der Zeit, ebenso wie die Figur. Aber ehrlich gesagt empfinde ich das eher als Vorteil. Inzwischen kann ich erwachsenere Looks tragen, ohne mich verkleidet zu fühlen. Und was die Trends angeht: Das hat immer mit Selbstbewusstsein zu tun. Vielleicht denken Sie, dass Sie zu alt sind für ein knallrotes Kleid. Aber wie fühlen Sie sich damit? Sehen Sie toll darin aus? Dann sollten Sie es unbedingt tragen, es wird Ihnen guttun!

BRIGITTE: Sie sind beruflich viel unterwegs. Wohin reisen Sie, um mal auszuspannen?

Natalie Joos: Am liebsten reise ich an Orte, die ich noch nicht kenne. Zuletzt waren das St. Barths und Kuba, beides fand ich toll. Wohin es demnächst geht, weiß ich noch nicht. Vielleicht Südafrika oder Madagaskar.

BRIGITTE: Wer ständig unterwegs ist, muss auch ständig packen. Haben Sie Tipps?

Natalie Joos: Ich plane genau, was ich wann anziehen werde, und packe tageweise – das gilt vor allem für die Fashion Weeks. Außerdem achte ich darauf, möglichst nur Teile einzupacken, die sich miteinander kombinieren lassen. So bleibe ich flexibel. Mein Geheimtipp sind Schuhe, die zu allem passen. Ich habe ein paar hohe schwarze Sandalen, die ich zu allem tragen kann. Dazu nehme ich Socken in vielen unterschiedlichen Farben mit. Glauben Sie mir: Niemand merkt, dass ich jeden Tag die gleichen Schuhe trage.

BRIGITTE: Für Kipling haben Sie bunte Gepäckstücke entworfen. Was war Ihnen wichtig dabei, abgesehen von den Farben?

Natalie Joos: Ich wollte etwas Originelles, das nicht supertrendy ist. Deswegen habe ich mich für Colourblocking entschieden. Das ist auch sehr praktisch, weil Sie Ihren Koffer sofort auf dem Kofferband erkennen. Ich habe Probleme mit meinem Rücken, deswegen habe ich auch darauf geachtet, dass die Koffer leicht sind und sich gut rollen lassen. Und die Aufteilung ist wichtig, schließlich will ich meinen Laptop und meine Kamera am Sicherheitscheck schnell und unkompliziert aus- und einpacken können.

BRIGITTE: Haben Sie die Koffer und Trolleys schon selbst ausprobiert?

Natalie Joos: Oh ja, die waren schon ganz schön unterwegs: Erst in Mexiko City, dann bei einem zehntägigen Road-Trip durch Kuba. Sie haben alles mitgemacht, obwohl man dort nicht gerade zimperlich mit Gepäck umgeht.

Der Stil von Natalie Joos

Interview: Julia Müller Teaserbild: action press/Rex

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