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Warum diese Frau seit 3 Jahren die gleichen Klamotten trägt

Matilda Kahl war es leid, sich ständig Gedanken über ihr Büro-Outfit zu machen. Deswegen verpasste sich die New Yorkerin selbst eine Arbeitsuniform.
Matilda Kahls Büro-Uniform: weiße Seidenbluse, schwarze Hose, Lederschleife.
Matilda Kahls Büro-Uniform: weiße Seidenbluse, schwarze Hose, Lederschleife.
© Max Ahlborn

Es war ein typischer Montagmorgen: Matilda Kahl, die als Creative und Art Director für eine große Werbeagentur in New York arbeitet, war spät dran. Im Büro stand ein wichtiges Meeting mit dem neuen Chef an. Und sie verzweifelte vor dem Kleiderschrank. "Ist das zu förmlich? Zu abgedreht? Und ist das Kleid zu kurz?", fragte sie sich. In ihrem Job gibt es keinen festen Dresscode, wie viele Kreative kann sie zur Arbeit tragen, was sie möchte. Sie entschied sich schließlich für ein Outfit - und bereute ihre Wahl schon in der U-Bahn.

Völlig entnervt, unvorbereitet und zu spät kam sie im Büro an, nur um festzustellen, dass ihre männlichen Kollegen schon locker mit dem neuen Chef plauderten. Im Konferenzraum merkte sie, dass sie zu allem Überfluss auch noch ihren Pullover auf links trug.

Schluss damit! Matilda Kahl hatte keine Lust mehr auf den allmorgendlichen Kampf um das perfekte Outift. Viel zu viele Stunden hatte sie damit verbracht, sich wegen ihrer Kleiderwahl zu stressen. Ihre männlichen Kollegen machten sich schließlich auch keinen Kopf darum, was sie bei der Arbeit trugen.

Uniform statt kreativer Freiheit: So bleibt mehr Zeit fürs Wesentliche

Sie fasste einen Entschluss. Auf einen Schlag kaufte sie sich 15 identische weiße Seidenblusen und mehrere schwarze Hosen - ihre neue, selbst verordnete Arbeitsuniform. Als persönliche Note wählte sie ein dünnes schwarzes Lederband, das sie als Schleife um den Hals trägt. "Meine Mutter band mir früher als Kind gern Schleifen ins Haar, so kam ich auf die Idee", erklärt sie in einem Essay, den sie für die amerikanische Zeitschrift Harper's Bazaar schrieb.

Seit drei Jahren sehen die Morgen von Matilda Kahl so aus: Sie greift blind zu Hose, Bluse und Schleife. Im Winter kombiniert sie dazu einen schwarzen Blazer. "Ich fühle mich nicht nur wohl in diesem Outfit. Besser noch, ich mache mir überhaupt keine Gedanken mehr darüber", so die 27-Jährige.

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Immer das gleiche Outfit im Büro - wird das nicht langweilig?

Einige Kollegen reagierten irritiert auf Matildas neue Arbeitsuniform. Man fragte sich, ob sie eine Wette verloren hätte oder gar einer religiösen Sekte beigetreten sei. Am häufigsten aber hörte sie die Frage: "Ist dir das auf Dauer nicht zu langweilig?"

Ganz im Gegenteil: Zum einen tobt sich die New Yorkerin am Wochenende modemäßig aus. "Die Uniform hat meinen Stil nicht verändert, sondern intensiviert. Kräftige Farben und Muster schätze ich jetzt noch mehr, außerdem greife ich automatisch zu auffälligeren Teilen", erklärt sie im Interview mit BRIGITTE.de. "Ich weiß den Inhalt meines Kleiderschranks viel mehr zu schätzen und habe weniger Lust, neue Teile zu shoppen."

Zum anderen empfand die Art Directorin die völlige Freiheit bei der Kleiderwahl nicht als Segen, sondern als Fluch: "Es wird erwartet, dass sich unsere Kreativität auch in unserem Outfit wiederspiegelt. Und obendrein gibt es noch die hohen Ansprüche an uns Frauen, zu jeder Zeit perfekt auszusehen." Die Uniform gebe ihr die Freiheit, sich in ihrem Job auf das Wesentliche zu konzentrieren. "Dank ihr habe ich das Gefühl, alles im Griff zu haben."

Im Moment könne sie sich nicht vorstellen, die Uniform abzulegen. "Sie hat mein Leben einfach wahnsinnig erleichtert. Aber wer weiß, vielleicht habe ich irgendwann den Wunsch, jeden Tag einen knallpinken Jumpsuit anzuzuziehen - dann mach ich das einfach!"

Mit ihrer Entscheidung hat Matilda Kahl einen Nerv getroffen. Ihr Essay wird in sozialen Netzwerken eifrig diskutiert und tausendfach geteilt. Gerade in Zeiten, in denen starre Business-Dresscodes hinfällig werden und Individualität im Vordergrund steht, verspüren anscheinend viele Frauen den Wunsch nach einer neuen Einfachheit.

Neuer Job in Schweden - mit der gleichen Uniform

Inzwischen hat Matilda ihren New Yorker Job an den Nagel gehangen und ist nach Schweden gezogen. Aber auch hier hat sie nicht vor, sich jeden Morgen der Frage zu stellen, was sie anziehen will: Ihre Büro-Uniform wird sie auch künftig tragen!

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