Gerade einmal 57 Jahre ist es her, dass die amerikanische Modedesignerin Anne Fogarty "Das kleine Buch für die gut gekleidete Ehefrau" schrieb. Und doch hat man beim Durchblättern des schmalen Bandes das Gefühl, Einblick in eine völlig fremde Welt zu bekommen. Allein schon der Titel! Und dann gibt die Autorin - die übrigens selbst drei mal verheiratet war und stolz auf eine erfolgreiche Karriere sein konnte - Tipps, bei denen es einem ganz anders wird: Die natürliche Umgebung der Frau sei die Küche. Auch bei der Hausarbeit habe sie ordentlich hergerichtet zu sein. Es wäre schließlich möglich, dass der Göttergatte sie mit einem spontanen Besuch überrascht, da will man natürlich wie aus dem Ei gepellt aussehen. Überhaupt: Eine gute Ehefrau ziehe sich für ihren Mann an, fand Anne Fogarty. Damit zeichnete sie ein Weltbild, das Ende der 1950er Jahre noch völlig normal war: Alles dreht sich um die Bedürfnisse des Mannes. Ist er glücklich, ist es seine Frau auch. Mad Men lässt grüßen! Den Schein zu wahren, eine perfekte Oberfläche zu präsentieren - das war wichtig.
Die schrägsten Tipps "für die gut gekleidete Ehefrau"
"Was Sie zu Hause tragen, sollte außerdem zu Ihrer Einrichtung passen. Sie sind das Bild, Ihr Zuhause der Rahmen."
"Die Küche ist Ihre natürliche Umgebung als Frau und Sie sollten darin wunderschön und nicht ungepflegt aussehen."
"Liebe Ehemänner: Französisch bedeutet meistens teuer."
"Erinnern Sie sich daran, dass Sie sich für Ihren Ehemann anziehen."
"Jeans sollten auf dem Viehhof bleiben oder nur zum Squaredance hervorgekramt werden, für Strandpartys im Mondlicht oder zum Streichen der Gartenmöbel."
"Was soll ich beim Hausputz tragen? Zum einen etwas, für das Sie sich nicht schämen, falls Ihr Ehemann oder spontaner Besuch Sie darin erwischt."
"Ich denke, man kann nur mit einer aktiven Hutgarderobe wirklich chic sein."
"Körperpflege ist ein fortlaufender Prozess, um immer gut auszusehen."
"Modefallen haben für Frauen mehr Abende ruiniert als alles, war mir einfällt, selbst der Moment, in dem Sie eine andere in Ihrem Kleid sehen!"
"Weil ich nicht den ganzen Tag zu Hause auf einem Sofa liege und Schokolade verputze, sondern jeden Morgen zur Arbeit gehe, heißt das nicht, dass ich alles bestimme. Es ist nach wie vor eine Männerwelt und ich für meinen Teil könnte nicht glücklicher darüber sein."
"Andererseits hasse ich es, Schwarz zu Cocktails zu tragen - weil jede andere Frau es auch anhat."
"Unerwarteter Spontanbesuch: Wenn Ihr Ehemann die Angewohnheit hat, Ihnen zehn Minuten vorher Bescheid zu geben - oder auch gar nicht -, verschwenden Sie keine Energie auf Ihre Wut. Er macht Ihnen damit eigentlich ein Kompliment, weil er total entspannt ist und auf sein Zuhause und Ihre Gastfreundschaft vertraut. Also freuen Sie sich über seine Einstellung und stellen Sie Ihren Haushalt und Ihre Garderobe auf Flexibilität ein."
Der Berliner Verlag Eden Books hat nun eine Neuauflage von Anne Fogartys Original aus dem Jahr 1959 auf den Markt gebracht. Über viele ihrer Tipps können wir heute herzlich lachen, so absurd erscheinen sie uns. Aber manchmal bleibt einem das Lachen auch im Halse stecken. Denn so lange ist das alles wirklich noch nicht her ...
Wer war Anne Fogarty?
Geboren wurde sie 1919 in Pittsburgh. Eigentlich wollte Anne Schauspielerin werden, doch statt eines Engagements am Theater bekam sie in den 1940er Jahren in New York erste Aufträge als Model. Dabei fiel ihr Talent für Schnitte und Design auf - und sie machte eine Ausbildung zur Modedesignerin. Die junge Frau arbeitete für verschiedene Modelabel und gründete schließlich ihre eigene Firma "Anne Fogarty Inc." Ihre Designs waren feminin und zurückhaltend - und perfekt auf die Bedürfnisse ihrer Trägerinnen abgestimmt. Im Jahr 1959 veröffentlichte Anne Fogarty das Buch "Wife Dressing: The Art of being a Well-Dressed Wife". Es wurde ein großer Erfolg. Sie starb 1980.
Anne Fogarty: Das kleine Buch für die gut gekleidete Ehefrau
Leinengebundenes Hardcover mit zahlreichen Schwarz-Weiß-Fotografien und -Illustrationen.
Eden Books. 144 Seiten. 14,95 Euro.