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Erfahrungsbericht Schräge erste Dates: Das Kein-Date-Phänomen

Schräge erste Dates: Herz unter einem Schuhabsatz
© SanchaiRat / Shutterstock
Auf der Suche nach der großen Liebe macht wohl jeder Single mal die eine oder andere sehr schräge Date-Erfahrung. Unsere Autorin berichtet von ihren kuriosesten ersten Dates – die ihr klar gemacht haben, dass sie wohl noch lange Single bleiben wird.

Das Singleleben in der Großstadt kann ja sehr aufregend sein: Theoretisch warten an jeder Ecke mehr oder minder paarungswillige Menschen darauf, der großen Liebe zu begegnen. Und dank dem Internet haben heutzutage auch schüchternere Frauen und Männer die Chance, ihren Traumpartner leichter zu finden. Das war zumindest der naive Gedanke, mit dem ich schon vor Jahren an die Partnersuche im Netz herangegangen bin. Heute denke ich: Ein Leben als klischeehafte Single-Karrierefrau und crazy old Catlady ist vielleicht auch ganz nett.

Wo sind nur all die guten Männer hin?

Denn die Wahrheit ist auch: Im Internet treiben sich halt auch viele Menschen rum, die nicht grundlos Single sind (und wahrscheinlich kann ich mich davon nicht mal ausnehmen). Denn selbst, wenn man es mal schafft, über mehrere Tage hinweg einen angenehmen Chat mit jemandem am Laufen zu halten und sich dann zu einem ersten Date trifft, kann sich der Online-Traumpartner in der Realität doch recht schnell zu einem Albtraum entwickeln. Oder zumindest zu einer kuriosen Begegnung. Ich hatte mittlerweile so viele davon, dass ich vom Dating generell gerade die Schnauze voll habe. Meine kuriosesten ersten Dates verrate ich hier:

1. Der Arbeitsverweigerer

Da war zum Beispiel Kandidat Nummer 1: Wir trafen uns zum After Work auf einen Cocktail an der Alster. Das erste Klischee beim Online-Dating, nämlich das etwas geschönte – um nicht zu sagen geschummelte – Foto erfüllte er schon mal voll und ganz. Er wog locker 30 Kilo mehr als auf seinem Bild und war offensichtlich auch deutlich älter. So richtig ins Aus schoss er sich allerdings dann erst im Laufe der Unterhaltung, als er mir total stolz erzählte, dass er schon seit Jahren seinen Arbeitgeber betrüge und deutlich weniger arbeite, als er laut Vertrag müsse. Das würde ja keinem auffallen, weil er seine Stunden selbst in ein Dokument eintrage und keine Kollegen habe, die ihn verpetzen können.

Ich zwang mich zu einem Lächeln, nippte an meinem Cocktail und malte mir aus, wie mein Dating-Partner in Ketten vor Gericht stand und von seinem Arbeitgeber zu einem Schadenersatz verdonnert wurde, der ihn für den Rest seines Lebens in die Schuldenfalle trieb. Ich stehe nicht so auf Ketten, deshalb suchte ich nach meinem Cocktail das Weite und hörte nach dem Date auch nie wieder von Kandidat Nummer 1.

2. Der großkotzige Funkensprüher

Kandidat Nummer 2 machte auf den ersten Blick einen besseren Eindruck, da er zumindest schon mal nicht mit seinem Foto gelogen hatte. Auch mit ihm traf ich mich zum After Work auf einen Cocktail, diesmal allerdings in einer schummrigen Bar-Ecke. Beim Gespräch stellte sich schnell heraus: Hier hatte ich es mit einem richtig großkotzigen selbstverliebten Gockel zu tun, der offensichtlich Spiele spielen wollte. Er erzählte lang und breit von seiner überragenden Karriere und ließ mich kaum zu Wort kommen. Und wenn ich doch mal etwas sagen durfte, drehte er mir praktisch jedes Wort im Munde herum. Grundsätzlich ein totaler Abturner.

Bedauerlicherweise fand ich die rein körperliche Nähe des Großkotzes regelrecht elektrisierend. Wahrscheinlich ließ ich es deshalb trotz dem ganzen Unsinn, den er von sich gab, zu, dass er näher an mich heranrückte und einen Arm um mich legte. Irgendwann wanderte seine Hand an meinem Rücken unter meinen Pullover und selbst da ließ ich ihn gewähren, weil sich seine Finger auf meiner Haut so unverschämt gut anfühlten. Was mich wirklich sehr irritierte, weil ich sofort an die kitschigen Jugendromane denken musste, die ich so gerne lese: Da schmilzt die Protagonistin auch jedes Mal regelrecht dahin, wenn ihr (meist kaltschnäuziger und gemeiner) Love Interest sie auch nur schräg anguckt. Und schon schmeißt sie alle ihre guten Vorsätze, ihm zu widerstehen, über Bord. Ich habe das immer als völlig lächerlich abgetan, aber offenbar ist an der Reaktion doch etwas dran.

Nun habe ich für mich selbst die Regel aufgestellt, dass ich niemals beim ersten Date mit jemandem schlafe, aber in diesem Fall war ich tatsächlich kurz davor, besagte Regel über den Haufen zu werfen. Für mehr als fürs Bett war der Typ sowieso nicht zu gebrauchen. Im letzten Moment riss ich mich aber zusammen, gönnte mir nur noch ein paar heiße Küsse (dabei konnte er wenigstens keinen Quatsch reden) und ging alleine nach Hause. Auch diesen Kandidaten habe ich nie wieder gesehen und keiner von uns hat sich die Mühe gemacht, sich beim anderen nochmal zu melden. Ist wahrscheinlich auch besser so.

3. Der Das-wird-nie-was-Typ

Ob man möchte oder nicht: Beim Online-Dating baut man ja immer irgendeine Erwartung an den anderen auf, komplett davon frei machen kann man sich kaum. Und wenn man sich dann im echten Leben trifft, fällt das hübsche Luftschlösschen leider wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Das passierte mir mit Kandidat Nummer 3: Wir hatten ähnliche Interessen und Erwartungen an eine Beziehung, führten online tolle Gespräche und schienen den gleichen Humor zu haben. Als wir uns dann an einem sehr heißen Augusttag zum Kaffee trafen, blieb er einen halben Meter vor mir stehen und ich sah in seinen Augen genau das, was ich auch dachte: Das passt überhaupt nicht. Und es lag nicht daran, dass auch er bei seinem Bild offensichtlich geschummelt hatte, denn auf diesem trug er noch kurze Haare und jetzt stand er mit einem langen Pferdeschwanz vor mir, der meine eigene Haarlänge in den Schatten stellte. Es war eher, als würden wir uns körperlich einfach total abstoßen.

Nach einer sehr steifen kurzen Umarmung setzten wir uns trotzdem auf einen Kaffee hin und plauderten miteinander über unsere Jobs, mit denen wir beide zu diesem Zeitpunkt unzufrieden waren. Ich arbeitete als Redakteurin in einem großen Verlag ohne jede Perspektive und er in einer kleinen Medienagentur, bei der die Arbeit einfach kein Ende nahm. Also kotzten wir uns darüber aus: Über die nervige Arbeit, den cholerischen Chef und und und. Dabei steigerten wir uns so sehr in das Gespräch hinein, dass wir uns einen zweiten Kaffee bestellten, auf dem Weg zum Bahnhof noch ein paar Bratnudeln beim China-Imbiss aßen und uns zum Schluss auch noch ein Eis gönnten. Dabei redeten wir tatsächlich über nichts anderes als die Arbeit – wir weigerten uns regelrecht, über irgendetwas Anderes zu sprechen. Was okay war, weil uns beiden wohl klar war, dass wir uns nie wiedersehen würden. War dann auch so. Ich habe dieses Treffen als Date, das eigentlich kein Date war im Kopf behalten und denke daran bis heute schmunzelnd zurück.

Schräge erste Dates: Redakteur*innen erzählen

Zum Glück bin ich nicht die einzige mit derlei kuriosen Date-Erfahrungen. Hier mal ein Best-of der schrägen ersten Dates aus unserer Redaktion:

"Als ich 18 war, hatte ich mal ein Date mit einem Typen, der so über-drüber romantisch war, dass es mir schon wieder too much war. Danach schickte ich meiner besten Freundin eine SMS und erzählte, wie schnulzig das alles war. Das Problem: Leider habe ich die SMS in geistiger Umnachtung an ihn geschickt – nicht an meine beste Freundin. Ups! Das war’s dann auch mit weiteren Dates…"

"Ich hatte mal ein Date aus der absoluten Wir-passen-nicht-zusammen-Hölle. Zwei Stunden saßen wir im Restaurant und schwiegen uns an, weil wir absolut null Gemeinsamkeiten hatten und einfach nicht wussten, worüber wir uns unterhalten sollten. Hach ja, das Wetter. Toll. Schmecken gut, die Nudeln. Herrlich. Hübsche Bilder hier in der Wand. Tja, am Ende umarmten wir uns und wünschten uns alles Gute. Damit war dann auch alles gesagt."

"Es gibt Menschen, die schätzen sich einfach komplett falsch ein – allerdings ohne das zu bemerken. Dass das beim ersten Date nicht gerade der Knaller ist, brauche ich wohl nicht näher zu erläutern. Folgendes ist passiert: Den Mann kannte ich eigentlich nur über eine App, er war auch total nett. Allerdings hatte er beim ersten Date dann die ganze Zeit davon geschwärmt, was für ein toller Küsser er sei – und wie viele ihm das schon bestätigt hätten. Danke, aber das waren zu viele Informationen! Und zeigen wollte er mir das natürlich auch. Dabei hat sich dann herausgestellt, dass er in etwa der schlimmste Küsser auf Erden, ach was, im ganzen Universum war. Offensichtlich haben ihn all die anderen Kandidatinnen angelogen. Ich habe mir dann schnellstmöglich eine Ausrede einfallen lassen, warum ich ganz plötzlich nach Hause musste, und habe den "Super-Küsser" aka "Das sabbernde Baby" ganz weit hinter mir gelassen. Gefühlt hatte ich seinen Speichel nämlich im ganzen Gesicht."

"Ich hatte mal ein schräges erstes Date in einem Sushi-Restaurant. Wir haben uns zuvor nicht wirklich lange geschrieben und kannten uns daher so gut wie gar nicht. Wir bestellten unsere Drinks und das Essen und plötzlich sprang er auf, sagte nur "Sorry!" und rannte zur Toilette. Ich saß etwa 20 Minuten allein im Restaurant. Natürlich standen irgendwann schon die Getränke und die Sushiplatte vor mir und ich wusste nicht, ob ich schon anfangen sollte, da er einfach nicht wieder kam – dachte ich. Doch dann schlich er doch total verschwitzt an und sagte: "Ich bin so unfassbar aufgeregt. Ich musste mir kaltes Wasser über die Arme laufen lassen. Fühl mal mein Herz." Er nahm meine Hand und hielt sie an seine linke Brust. Ja, gut. Meine Hand war dann auch nass. Ich hatte gar keinen Hunger mehr und irgendwie war die ganze Situation ein totaler Abturner. Keine Ahnung, ob er wirklich aufgeregt war, es vielleicht sogar sein erstes Date im ganzen Leben war oder akuter Durchfall dahinter steckte. Ich wollte ihn trotzdem nicht mehr treffen, der Funke ist leider nicht übergesprungen."

"Ich weiß nicht wieso, aber irgendetwas an mir scheint Männer dazu zu inspirieren, zu singen. Ja, das mag wie ein Date aus einem romantischen Disney-Film klingen, ist in der Realität aber buchstäblich etwas schräg, wenn das Gegenüber plötzlich lautstark anfängt, einen zu besingen. Versteht mich nicht falsch, ich liebe Car-Karaoke und schiefe Trällerei – aber wer mit angestrengtem Blick im Park urplötzlich ein selbstgeschriebenes Lied anstimmt, triggert bei mir nur Fluchtinstinkte. Und das ist mir gleich zweimal passiert."

Crazy Catlady voraus!

Bei so vielen kuriosen Geschichten wundert mich die hohe Single-Dichte in Deutschland nun wirklich nicht mehr. Aber gut, solange der Traumpartner auf sich warten lässt, kann ich mich auch noch anders beschäftigen. Und nun entschuldigt mich, ich muss meine Katzen füttern.

sp

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