Anzeige

Mann suchen oder abwarten?

Auf die Jagd oder ab aufs Sofa? Einen Mann suchen oder lieber abwarten? Als Single ist man hin- und hergerissen. Fünf Single-Frauen sprechen über ihr richtiges Maß an Einsatz und Entspannung bei der Partnersuche.

"Diese Kletten machen mich wahnsinnig"

image

Jana Alhlers, 33, Pharmazeutisch-Technische Angestellte, seit sechs Jahren Single Eigentlich kann ich mit meinem Leben gerade sehr zufrieden sein: Ich habe viele Freunde, einen Job, ein Pferd, zwei Katzen, ich mache Karate, reite, fahre Kutsche und spiele Theater. Manchmal denke ich, in dieses Leben passt gar kein Mann mehr hinein. Dann wieder gibt es Momente, in denen ich wahnsinnig gern jemanden an meiner Seite hätte. Früher bin ich viel weggegangen, um Männer kennen zu lernen. Doch es wollten immer nur die etwas von mir, die keinen Witz hatten, kaum redeten und mit sich selbst nicht klarkamen. Sie hingen wie Kletten an mir. Bei denen, die ich spannend fand, hatte ich dagegen einfach kein Glück. Einer, in den ich lange verliebt war, hatte eine Freundin und versprach mir ständig: "Ich trenne mich bald." Irgendwann habe ich das nicht mehr mitgemacht.

Ein anderer war zwar Single, konnte sich aber weder für noch gegen mich entscheiden. Mal war ich ihm total wichtig, dann wieder hat er sich mit anderen Frauen getroffen und sich kaum bei mir gemeldet. Aber wehe, ich wollte unsere Affäre beenden - dann war er plötzlich wieder da. Den letzten Freund hatte ich vor sechs Jahren. Er hat jeden Abend auf mich gewartet, wollte mir meine Zeit einteilen und war total auf mich fixiert. Das hat mich wahnsinnig gemacht. Seither weiß ich ganz genau: Ich möchte keinen Mann, der mir Handschellen anlegt. Aber es gibt bestimmt noch andere Männer, Männer, die auf eigenen Füßen stehen, ihr eigenes Leben haben und einem Freiräume lassen. Irgendwann werde ich so einem begegnen, da bin ich mir ganz sicher.

"Flirten - wie ging das noch gleich?"

image

Pamela Bauer, 31, Ärztin, seit dreieinhalb Jahren Single Ich habe in den letzten Jahren zum Teil achtzig Stunden pro Woche gearbeitet, inklusive Nachtdienst und Bereitschaft. Da hatte ich gar keine Zeit für neue Bekanntschaften. In der Gynäkologie arbeitet man meistens mit Frauen zusammen; die einzigen Männer, die man trifft, sind die frischgebackenen Väter. Flirtmarkt Arbeitsplatz fällt also schon mal weg. Nach der Arbeit war ich meistens platt und sah auch so aus, mit Augenringen und schlimmer Frisur, mich hätte niemand an der Supermarktkasse angesprochen. Ich habe in dieser Zeit fast schon Hemmungen gegenüber Männern aufgebaut, die sich erst jetzt langsam wieder legen. Wenn man drei Jahre lang kein einziges Date hatte, verlernt man das Flirten, den lockeren Umgang und weiß gar nicht mehr so recht, worüber man mit Männern sprechen soll.

Mittlerweile bin ich von Frankfurt nach Berlin gezogen, habe eine neue Stelle angefangen und abends und am Wochenende häufig frei. Ich gehe viel aus, achte wieder mehr auf mein Äußeres und bin auch bei einer Single-Börse angemeldet. Ich glaube zwar nicht, dass ich dort den Mann meines Lebens finde, aber es hilft mir, wieder ein bisschen Flirt-Praxis zu bekommen. Mir hat mal jemand erzählt, dass viele Ärztinnen einen Partner übers Internet suchen. Das kann ich mir vorstellen. Ich habe selbst die Erfahrung gemacht, dass Männer komisch auf meinen Beruf als Gynäkologin reagieren. Ich hatte eine Kollegin, die hat Männern deswegen beim ersten Date immer erzählt, sie sei Flugbegleiterin. Aber das wäre nichts für mich, dafür mag ich meinen Beruf viel zu sehr.

"Ich bin nicht neidisch auf Paare"

image

Louisa Jagusch, 28, Werbekauffrau, seit fünf Monaten Single Ich bin erst ein paar Monate Single. Vielleicht kommt es mir deshalb auch nicht wie ein Problem oder Zustand vor, an dem ich dringend etwas ändern muss. Es gibt eben Phasen im Leben, in denen man allein ist. Manchmal freiwillig, manchmal unfreiwillig. Und ich bin im Moment gern Single. Allein bin ich deswegen noch lange nicht. Ich habe einen großen Bekanntenkreis, ein paar meiner Freundinnen haben sich auch gerade getrennt. Viele Beziehungen in meinem Umfeld sind in den letzten Monaten ins Wanken geraten und auseinandergegangen. Man könnte fast denken, dass es eine bestimmte kosmische Konstellation gibt, die daran Schuld hat. Natürlich tut es mir für meine Freundinnen leid, aber vielleicht ist es ganz gut, dass es uns fast gleichzeitig trifft.

Ich habe mich jetzt zum Beispiel sonntags mit drei Single-Mädels zusammengetan und unternehme mit ihnen etwas gegen den typischen Single-Blues. Wir fahren zusammen nach Timmendorf und gehen spazieren oder trinken stundenlang Kaffee und quatschen. Sonntags wird Singles am meisten bewusst, was ihnen wirklich fehlt. Paare machen dann ihre Paar-Dinge. Trotzdem bin ich darauf nicht neidisch, im Moment habe ich gar keine Lust auf einen Partner. Nach jeder auseinandergegangenen Beziehung sollte man sich mal eine gewisse Zeit allein gönnen. Und selbst wenn ich es anders wollte: Ich wüsste auch gar nicht, wo ich nach einem Partner suchen sollte. Beim Ausgehen sind die Männer meistens betrunken oder plump - und im schlimmsten Fall sogar beides.

"Ich habe alle Online-Leitungen gekappt"

image

Christiane Plöger, 48, Feng-Shui-Beraterin, seit fünf Jahren Single Lange Zeit habe ich mich als unglücklichen Single bezeichnet. Erst war ich nach dem Ende meiner letzten Beziehung wirklich traurig und brauchte eineinhalb Jahre, um darüber hinwegzukommen. Dann habe ich die letzten drei Jahre aktiv einen Partner gesucht und keinen gefunden. Ich bin tanzen gegangen und auf Lesungen, ins Theater und ins Fitnessstudio. Ich habe dabei viele tolle Frauen kennen gelernt, aber kaum tolle Männer. Also habe ich mich bei einer Online-Partnervermittlung angemeldet. Ich habe zwei Männer getroffen, bei denen ich mir gewünscht hätte, dass mehr daraus wird. Leider war es bei ihnen nicht so. Und ich traf mehr als zwei Männer, bei denen ich mir nichts vorstellen konnte. Einigen fehlte die Begeisterungsfähigkeit, manche waren mir mit über 60 Jahren zu alt, viel zu viele waren keine Freigeister, die auch mal einen Blick über den Tellerrand wagen. Wenn einer als Erstes fragte: "Kann man von deinem Job eigentlich leben?", war das für mich ein K.-o.-Kriterium.

Die "Suche nach dem Richtigen" kostete mich viel Zeit und Kraft. Irgendwann habe ich alle Online-Leitungen gekappt. Das war vor einem halben Jahr. Natürlich sehne ich mich immer noch nach einer liebevollen Beziehung. Manchmal wache ich nachts auf und wünsche mir, dass jemand neben mir liegt. Aber ich weiß, dass selbst mit einem Mann nicht alles perfekt ist. Und gut habe ich es doch auch so. Trotzdem: Wenn ich mir wie in einem Bewerbungsgespräch mein Leben in zehn Jahren vorstellen soll, dann habe ich in dieser Fantasie einen Partner an meiner Seite.

"Ich werde immer die zweite Frau sein"

image

Bianca Sommer, 40, Betriebswirtin, seit vier Jahren Single Als ich mit 27 geheiratet habe, hatte ich den Traum, dass es ein Leben lang hält. Es hielt genau drei Jahre. Danach hatte ich zwei Beziehungen, seit knapp vier Jahren bin ich Single. Manche behaupten, dass meine Ansprüche zu hoch sind. Aber das stimmt nicht. Ich suche einen Mann mit Persönlichkeit. Einen gepflegten, humorvollen Typen, der weiß, was er will. Die meisten Männer in meinem Alter haben schon eine Vergangenheit, Kinder und eine Ex-Frau. Da werde ich immer die Zweitfrau sein. Damit kann ich umgehen. Aber ich möchte einfach nicht, dass der Mann immer hin- und hergerissen ist zwischen altem und neuem Leben. Er muss sich klar bekennen - das ist doch nicht zu viel verlangt. Im Vergleich zu früher wäre eine Beziehung heute leichter, weil meine Tochter mittlerweile elf Jahre alt und sehr selbständig ist. Sie ist meinen Partnern gegenüber immer offen aufgetreten, weil sie will, dass ich glücklich bin. Das sind gute Voraussetzungen für eine Partnerschaft.

Andererseits stehe ich so sehr im Leben, dass ich nicht irgendeinen Mann nehme, nur um einen zu haben. Ich suche jemanden, bei dem es richtig kribbelt. Wie bei Teenagern, die die Finger nicht voneinander lassen können und auf dem Marktplatz spontan knutschen. Im letzten Jahr habe ich mich mit fünf Männern getroffen, der Traummann war nicht dabei, aber zwei neue Freunde. Ich habe mich einfach in keinen verliebt - obwohl es alles tolle Typen waren. Die Hoffnung auf einen passenden Partner habe ich noch nicht aufgegeben. Ich habe nur aufgehört, krampfhaft nach ihm zu suchen.

Fotos: Patrick Ohligschläger, Jens Passoth Text: Katrin Schmiedekampf, Angela Meier-Jakobsen Ein Artikel aus der BRIGITTE 02/09

Mehr zum Thema

VG-Wort Pixel