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Ausprobiert: Face-2-Face-Dating – da bleib' ich lieber Single!

Face-2-Face-Dating: Vier Leute stoßen mit Soft-Drinks an
© rawpixel.com / Shutterstock
Face-2-Face-Dating ist quasi ein Gruppen-Blind-Date mit völlig Unbekannten. Ob man so den Richtigen finden kann? Unsere Autorin hat's ausprobiert.

Was ist Face-2-Face-Dating?

Face-2-Face-Dating ist eine Alternative zu Tinder, Parship, Elitepartner und Co., also eine Online-Plattform, bei der sich vorwiegend Singles anmelden, um andere Singles kennenzulernen, mit denen sie ihr Single-Dasein beenden oder hemmungslos genießen können. Der Clou beim F2F-Dating: Du lernst die Leute nicht online kennen, sondern in echt. Und genau damit beginnt meine Geschichte.

Meine Motivation zum Face-2-Face-Dating

In erster Linie habe ich mich beim F2F-Dating angemeldet, weil ich mir davon einen lustigen und interessanten Abend versprochen habe. Und in zweiter Linie, weil ich seit gut drei Jahren Single bin, mich das aber nicht annähernd genug stört, um ernsthaft in die Partnersuche einzusteigen. Will sagen: Ein Profil anzulegen und andere Single-Profile zu studieren ist mir zu aufwendig, um ein Bedürfnis nach Beziehung zu befriedigen, das ich gar nicht habe.

Aber mit einem Haufen Singles durch ein paar Clubs ziehen und dabei vielleicht, rein zufällig, einen netten Kerl kennenlernen, ohne selbst irgendwas organisieren zu müssen? Count me in!

Die Anmeldung

Die Anmeldung funktionierte denkbar einfach:

  • F2F-Hompage aufrufen
  • Auf "jetzt anmelden" klicken
  • Stadt auswählen
  • Termin auswählen
  • Name, Alter und E-Mail-Adresse angeben
  • Sich entscheiden, ob man allein oder zu zweit teilnehmen möchte
  • Gegebenenfalls präferiertes Geschlecht zum Kennenlernen auswählen
  • Sicherheitscode korrekt eingeben
  • Teilnahmebedingungen akzeptieren
  • Absenden!

Danach erhielt ich eine E-Mail, in der ich die für mich wichtigste Info bekam, dass ich meine Teilnahmegebühr in Höhe von 15,90 Euro online bezahlen kann und dass ich alle nötigen Details zum Ablauf circa zwei Tage vor meinem Date ebenfalls per Mail erführe. Mega! Ging deutlich schneller, als mich im Kundenportal meines Mobilfunkanbieters zu registrieren (hust, hust – Telek... – hust, hust).

Der Ablaufplan

Die besagte E-Mail mit dem Ablaufplan kam, genau wie angekündigt, zwei Tage vor dem großen Abend (vorher noch diverse Erinnerungen, die ich ungeöffnet gelöscht habe). Meine Date-Night hatten die Organisatoren wie folgt geplant:

  • 19 – 20.30 Uhr: Bar 1
  • 20.30 – 22 Uhr: wieder Bar 1 (Erklärung folgt unten!)
  • 22 – 23 Uhr: Bar II
  • 23 Uhr – open end: Party/Kennenlernen mit ALLEN, die sich für diesen Abend in Hamburg beim Face-2-Face-Dating angemeldet hatten in einem Club auf der Schanze

Außerdem erfuhr ich, dass meine beiden Begleiter und Team-Mitglieder, die den ganzen Abend an meiner Seite sein würden, Kristof* und Martin* heißen. Yeehaw!

Los geht's

Am Tag der Wahrheit war ich ungefähr so nervös wie vor meiner mündlichen Abi-Prüfung (also auf einer Skala von 1 bis 10 ungefähr 9). Und einen Plan, was ich anziehen soll, hatte ich (wie üblich) nicht. Letztendlich ging ich so:

F2F-Dating: Das war mein Outfit
Schnell ein Spiegelselfie in der ersten Location und weiter daten ...
© Susanne Schumann / Privat

Outfit-technisch habe ich mich damit die ganze Nacht wohl gefühlt – aber eben auch nur outfit-technisch ...

Bar 1, Runde 1

Ganz ehrlich: Bei meiner Ankunft in der ersten Bar fiel mir sofort ein Tisch ins Auge, von dem ich inständig hoffte, dass er NICHT der F2F-Tisch ist. Dort saßen etwa sechs oder sieben Leute (vier Männer und drei Frauen oder so), die sich nicht miteinander unterhielten und ziemlich verloren und fehl am Platz wirkten. Als ich aber den Barkeeper nach der F2F-Reservierung fragte, schlug seine Antwort meine Nervosität und Aufgeregtheit mit einem Schlag in grenzenlose Unlust um: Der Tisch des Grauens WAR der F2F-Tisch!

Tja, in solchen Situationen hilft bekanntlich nur eines: Stimmungskanone auspacken, Smalltalk-Themen abfeuern und ganz schnell was zu trinken bestellen – ein paar Promille lockern schließlich jede Stimmung auf.

Doch bei der Getränkebestellung dann der nächste Schock: "Kaffee", "alkoholfreies Weizen", "ich bitte auch ein alkoholfreies Weizen", "ein kleines Alster". Bitte was?! Ich bin ja auch nicht der größte Fürsprecher von Alkohol, aber ein Kaffeeklatsch am Freitagabend? Noch dazu in der Gruppe der 20 bis 35-Jährigen? Hmm! Vor lauter Schreck trank ich mein großes Bier auf relativ nüchternen Magen und als untrainierte Trinkerin innerhalb von 20 Minuten aus – und fühlte mich dann doch nach kurzer Zeit pudelwohl am Tisch des Grauens, mittlerweile mit circa zehn Teilnehmern ...

Die meiste Zeit unterhielt ich mich mit Kristof, weil er zufällig neben mir saß. Er erwies sich als sehr netter Typ und solider Gesprächspartner. Aber attraktiv fand ich ihn nicht. Und als Sexpartner käme er auch nicht für mich in Frage (nicht mal für einen Quickie). Immerhin: Kristof war für meinen Geschmack noch der attraktivste/interessanteste unter den männlichen Teilnehmern ... (ja, das heißt genau das, was ihr jetzt denkt)

Die Ladies waren dafür – für mein Empfinden – umso hotter!

Bar 1, Runde 2

Um 20.30 Uhr geschah Folgendes: Meine zwei Begleiter und ich blieben sitzen und die anderen (zwei oder drei?) Teams verabschiedeten sich, um in die nächsten Bars zu gehen, die auf ihrem jeweiligen Ablaufplan standen. Zu uns stießen zwei neue Teams. Und Überraschung: Auch in dieser Zusammensetzung fand ich die Frauen deutlich heißer als die Männer (nein, ich bin nicht lesbisch ...) und alle anderen Männer weniger heiß als Kristof. Tja.

Nett und kurzweilig war's trotzdem, weil wir uns im großen Kreis super unterhielten. Nur zwei frustriert wirkende Freundinnen, die sich zusammen angemeldet hatten, quatschten ausschließlich miteinander. Keine Ahnung, warum die überhaupt an unserem Tisch sitzen blieben. 

Bar 2, Runde 3

Um 22 Uhr wechselte ich mit Kristof und Martin die Bar. In der neuen Location trafen wir ein Dreier-Team, das gerade sitzen geblieben war, und einen Mann namens Derrick*, den seine Team-Mitglieder mittlerweile im Stich gelassen hatten (und ehrlich gesagt kann ich ihnen das nicht verübeln ...).

Und jetzt haltet euch fest: Zu dem Dreier-Team gehörte neben zwei sympathischen Mädels auch Maik* – der erste Mensch an diesem Abend, mit dem ich gerne mehr gemacht hätte, als nur zu reden! Bart, lässig, top Gesamtpaket. Noch dazu Lehrer für Deutsch und Philosophie (habe ich auch studiert) und Gin-Trinker! Ganz ehrlich: Ich war hin und weg und davon überzeugt, dass mir mein perfect Match gegenüber sitzt! Und ein bisschen betrunken war ich auch ...

Zu blöd, dass diese Runde nur eine Stunde dauern sollte und dass mich Derrick die ganze Zeit belagerte ... Er war mir witziger Weise schon auf meinem Weg zur ersten Bar an der U-Bahn-Station aufgefallen, wo er mich so penetrant und aufdringlich anstarrte, dass mir die drei Minuten Wartezeit wie eine Ewigkeit vorkamen. Als wir dann erst am selben Tisch saßen, stellte sich heraus, dass seine Art, Gespräche zu führen oder zu flirten, nicht weniger penetrant ist als sein Blick. Bohrende Fragen, überzogene Komplimente, "tiefgründige" Beziehungsthemen, die er ansprach – am liebsten hätte ich mich von Derrick weg gesetzt. 

Immerhin: Auf die große Abschlussrunde wollte Derrick verzichten (O-Ton: "Partys sind nicht so mein Ding"), bei der konnte ich also Maik näher kommen

Final Club, Runde 4

Nur hatten sich das offenbar mindestens zehn weitere Mädels so gedacht. Kein Witz: Im Club sah ich Maik zwar das eine oder andere Mal, aber ich kam einfach nicht an ihn heran. Er war die ganze Zeit mit wechselnden Partnerinnen im Gespräch. Erschwerend kam hinzu, dass auch mich immer wieder Kerle anquatschten und ich zu höflich bin, um jemanden direkt abzuweisen. 

Irgendwann gab ich Maik verloren und plauderte mit zwei Frauen Anfang 30, die mir erzählten, dass sie alleinerziehend seien und wahnsinnige Schwierigkeiten hätten, als Mama jemanden kennenzulernen. Für sie war dieser Abend etwas Besonderes, in den sie Hoffnung gesetzt hatten. Doch wie mich hatte sie niemand umgehauen – um es mal ganz zurückhaltend zu formulieren (außer natürlich Maik, den offenbar alle heiß fanden). Sie wirkten darüber sehr enttäuscht. 

Das Matching

Am Tag nach dem Date bekam ich eine E-Mail mit der Einladung, mich beim F2F-Insider anzumelden und in einer Liste aller Teilnehmer des vergangenen Abends diejenigen anzukreuzen, die ich noch mal treffen möchte. Maik fand ich erst nach einigem Suchen, aber natürlich gab ich ihm ein Kreuz. Außerdem wählte ich aus Teamgeist noch Kristof, Martin, einige Frauen, die ich nett fand und einen Mann, den ich zwar nicht gesehen hatte, der aber ein ansprechendes Foto von sich hochgeladen hatte.

Mir wurde angezeigt, dass mich elf Leute angekreuzt hätten, allerdings konnte ich nur die Namen sehen, die ich selbst gewählt hatte – und das waren Kristof und der Unbekannte mit dem ansprechenden Foto. Aber leider nicht Maik!

Ich habe mit beiden später noch getextet (mit dem Unbekannten mehr als mit Kristof, weil ich über ihn ja nichts wusste), doch nach einer Weile haben wir uns, glaube ich, gegenseitig geghostet. 😂

Mein Fazit

  • Lustiger Abend
  • Interessante Leute kennengelernt (vor allem Frauen!!)
  • Blöd, wenn du von dem einzigen Mann kein Kreuz kriegst, von dem du eins willst!
  • sehr geeignet, um beispielsweise nach dem Umzug in eine neue Stadt erste Kontakte zu knüpfen
  • ungeeignet, um einen Partner zu finden (vor allem für Frauen!!)
  • Ich glaube, ich hänge immer noch sehr an meinem Ex ... 😩
  • Wieder machen? Ja, aber ohne Hoffnung auf das perfect Match!!

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* Namen geändert

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