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Erstes Date: Gesprächsthemen gesucht?

Toller Typ, erstes Date - aber was, wenn mir die Gesprächsthemen ausgehen? Wenn er mich langweilig findet? Ich nicht schlagfertig genug bin? Kommunikations-Experte Oliver Stöwing verrät das Geheimnis einer guten Unterhaltung.

Das Geheimnis des Erfolges: aktives Zuhören

Wer sich für andere interessiert, ist überall willkommen.

Es gibt keine bessere Art, eine Verbindung zu Menschen herzustellen, als sich aufrichtig für sie zu interessieren. "Wir interessieren uns für die anderen, wenn sie sich für uns interessieren", sagte der römische Dichter Publius Syrus. Kennen Sie Dale Carnegies Klassiker "Wie man Freunde gewinnt"? Seine Maxime: "Wer sich für andere interessiert, ist überall willkommen."

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Doch trotzdem interessieren sich die meisten nur für sich selbst! Jede Erzählung des anderen dient diesen Menschen nur als Stichwort, um eigenen Kram loszuwerden. Ich belauschte im Sommer drei Teenie-Mädels im Freibad. Die eine hatte sich einen Nymphensittich zugelegt. Sofort fiel der anderen ein, dass auch sie einmal einen Sittich hatte, und sie erzählte, was er für Kunststücke beherrschte, ohne näher auf den Neuerwerb ihrer Freundin einzugehen. So war es bei jedem Thema – eine erzählte, welchen Jungen sie süß fand, die anderen schnatterten sofort, wen SIE süß fanden – und wer ihrer Meinung nach "gar nicht geht". So redeten die drei gut zwei Stunden herrlich aneinander vorbei. Sie schienen ganz zufrieden damit zu sein ...

Eine erwachsene, empathische Kommunikation muss jedoch anders verlaufen. Gewinnen Sie bei Ihrem Dating-Partner, indem Sie sich nicht nur für ihn interessieren, sondern ihm auch aktiv zuhören! Die Grundvoraussetzung für aktives Zuhören ist zum einen, dass man sein Gegenüber in seiner jetzigen Lebenssituation wahrnimmt, und zum anderen, dass man ihm gegenüber eine positive Einstellung einnimmt. Vermuten Sie das Beste in ihm, und gehen Sie davon aus: Allem, was er sagt und tut, liegt eine positive Absicht zugrunde.

Gesprächsinhalte: Achten Sie auf Ausgewogenheit

Die Faustregel lautet: Ein Drittel der Gesprächszeit sollte der andere von sich erzählen, ein Drittel erzählen Sie von sich, ein Drittel wird für externe Inhalte verwendet. Verschieben sich die Anteile, verliert die Beziehung an Symmetrie, gerät aus der von Gleichwertigkeit bestimmten Balance. Komplementäre Beziehungssituationen existieren etwa zwischen Bewerber und Personalchef, zwischen Reporter und Interviewtem, zwischen Lehrer und Schüler, zwischen Therapeuten und Patienten, zwischen Bühnenkünstler und Zuschauer. Die Beziehung zu Ihrem Dating-Partner sollte jedoch von Symmetrie gekennzeichnet sein. Verschiebt sich die Verteilung der Gesprächsinhalte zu seinen Gunsten, geraten Sie schnell in die Rolle einer Interviewerin oder Therapeutin oder des bewundernden Publikums - und umgekehrt. Eine gesunde Beziehung ist immer darum bemüht, Symmetrie herzustellen.

Dominieren die externen Inhalte, egal ob Wetter, Weltgeschehen oder Wuchermieten, ist dagegen die Gefahr von Oberflächlichkeit, Unverbindlichkeit und Austauschbarkeit gegeben – Menschen im Aufzug beispielsweise reden ausschließlich über externe Inhalte, über die Hitzewelle oder den neuen Anstrich im Büroflur. Auch flüchten sich zwei Menschen in externe Inhalte, die aufgrund ihrer Vorgeschichte persönliche Themen als zu heikel und konfliktträchtig empfinden und meiden – eine solche Beziehung gerät oft verkrampft und starr. Durch persönliche Themen aber verringert sich der Abstand zwischen zwei Menschen.

Blickkontakt, Lächeln, Zwischenfragen: Kleine Tricks mit großer Wirkung

  • Geben Sie regelmäßig Hörerrückmeldungen wie "Aha", "Ja?",
  • "Ich verstehe", "Ach so" "Mmmmh": Kleine Äußerungen mit
  • großer Wirkung! Nicken Sie zustimmend und lachen Sie, wenn
  • etwas Ihr Humor-Zentrum trifft.
  • Halten Sie Blickkontakt in dem Maße, in dem Ihr Gesprächspartner
  • mit Ihnen Blickkontakt hält. Das ist der Rhythmus, mit
  • dem er sich wohl fühlt. Lassen Sie Ihren Blick nicht umherschweifen.
  • Das wirkt, als suchten Sie nach Ablenkung, anderen
  • Menschen, mit denen Sie jetzt lieber zusammen wären, oder
  • dem Notausgang.
  • Seien Sie geduldig, lassen Sie den anderen ausreden. Wenn Sie
  • nichts zu dem Gesagten beizusteuern haben, hören Sie schweigend
  • zu. Sie müssen nichts sagen um des Sagens willen.
  • Wenn es passt, strahlen Sie Ihr Gegenüber offen an! Um manche
  • Frauen bei einem Lächeln zu erwischen, muss man ein Foto
  • von ihnen auf den Kopf stellen. Andere haben so ein warmes
  • Lächeln, dass man es am liebsten abpacken und aufbewahren
  • würde, für schlechte Zeiten. Ihr Kleid mag von COS sein und
  • Ihre Schuhe von Marc Jacobs - aber Ihr Lächeln, das ist einzig
  • und allein von Ihnen selbst!
  • Nennen Sie seinen Namen. Natürlich nur in wohldosiertem
  • Maße: also nicht zu oft, aber auch nicht zu selten. Diese persönliche
  • Ansprache schafft Vertrauen und Verbindlichkeit.
  • Lassen Sie in Ihrer Stimme ein Lächeln mitschwingen, sprechen
  • Sie langsam und mit entspannter, melodischer Stimme.
  • Zeigen Sie Gefühl und Mitgefühl für das, was er sagt, was ihn
  • bewegt, was ihm wichtig ist. Versuchen Sie, sich in den anderen
  • hineinzuversetzen und die Welt mit seinen Augen zu sehen.
  • Seien Sie offen und neugierig und stellen Sie Zwischenfragen.
  • Benutzen Sie dazu hauptsächlich offene Fragen. Offene Fragen
  • beginnen mit einem W-Wort: wie warum, weshalb, wo, wann,
  • wer. Sie zielen darauf, etwas über Gefühle, Einstellungen, Meinungen
  • und Werte des anderen zu erfahren, wirken mitfühlend
  • (empathisch) und wertschätzend. Sie lassen Sie nicht nur interessiert
  • wirken, sondern durch ihren Rückkoppelungs-Effekt
  • auch interessant. Beispiele: Wie war das für dich? Wie geht es
  • dir dabei? Was genau musstest du da tun?

Achten Sie darauf, wie er etwas sagt

Ein wirksames Mittel, einander anzugleichen: einen Gesprächsbeitrag des anderen zusammenfassend zu wiederholen, ihn auf diese Weise zu spiegeln. Fassen Sie das Gesagte nicht mit Ihren eigenen Worten zusammen, sondern mit seinen! Ihr Gegenüber wählt seine Worte aus bestimmten Gründen, er misst ihnen eine Bedeutung zu, die über den eigentlichen Inhalt hinausgeht. Sie sind für ihn mit Konnotationen, also mit bestimmten Emotionen und Eindrücken assoziiert.

Haken Sie nach, wenn Sie etwas nicht verstehen.

Hören Sie ihm dazu genau zu. Versuchen Sie, ihn genau zu verstehen. Haken Sie nach, wenn Sie etwas nicht verstehen. Versuchen Sie nicht nur zu verstehen, was seine Worte explizit bedeuten, sondern auch ihre impliziten Botschaften: Achten Sie darauf, was er mit seinen Äußerungen über sich selbst preisgibt. Welche Gefühle sind für ihn mit seinen Worten verbunden, welche Einstellungen? Achten Sie auf Schlüsselwörter, die er dazu verwendet. Mit diesen Schlüsselwörtern gibt Ihr Dating-Partner seine Werte wieder. Greifen Sie die für ihn wichtigen Schlüsselworte auf. Sie erkennen Schlüsselwörter daran, dass er sie mit besonderen Gesten oder einer besonderen Betonung hervorhebt und in Abständen wiederholt. Mit folgenden Formulierungen können Sie Ihre Wiederholungen des von ihm Gesagten einleiten:

• "Hab ich das richtig verstanden, für dich war es also so ..." • "Kann man das folgendermaßen zusammenfassen? ..." • "Du sagst also ... Du glaubst also ..."

Setzen Sie dieses Mittel wohldosiert und niemals mechanisch ein. Es ist etwa angemessen, wenn Ihr Gesprächspartner sich schwertut, seine Gefühle zu formulieren, wenn Sie nicht sicher sind, ob Sie ihn richtig verstanden haben, oder wenn Sie glauben, dass seine Aussage für ihn gerade eine besondere Bedeutung hatte und eine wichtige Selbstkundgabe war.

Über den Autor

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Oliver Stöwing ist Sprachwissenschaftler mit Zusatzausbildung Psychologie, Kommunikationspsychologie und NLP und arbeitet als Textchef für den Online-Auftritt von BILD in Berlin. In seinem neuen Buch "Wann kommt denn endlich der blöde Prinz auf seinem dämlichen Gaul!" gibt er Single-Frauen 100 Tipps, wie sie ihren Traummann finden. Unterhaltsam, praktisch - und frei von jeglicher Augenwischerei. (Knaur Verlag, 7,95 Euro, 288 S.)

Text: Oliver StöwingFoto: Getty Images

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