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Der richtige Mann

... ist Nr. 13. Nach zwölf Flirts, lassen Studien hoffen, ist der richtige Mann gefunden.

Er galoppiert auf einem feurigen Rappen, sieht mindestens so gut aus wie George Clooney, und seine Augen strahlen nur für uns. Wie selbstverständlich hebt er uns zu sich aufs Pferd, und gemeinsam reiten wir in unsere glückliche Zukunft. Aber weil wir solchen Traumprinzen eher selten begegnen, ist die Suche nach dem richtigen Partner eine hoch komplizierte Angelegenheit. Eine, die viel Zeit in Anspruch nimmt und bei der wir lieber einmal zu oft "Nein" sagen sollten, als uns zu früh an den Falschen zu binden. Denken wir.

"Es lohnt sich nicht, zu lange nach dem richtigen Partner zu suchen", meint dagegen Peter Todd, Evolutions-Psychologe und Computer-Modellierer am Max-Planck-Institut in Berlin. Mit Hilfe einer Computersimulation fand er heraus: Wer nach zwölf intensiven Flirts beherzt den nächsten attraktiven Bewerber wählt, hat gute Chancen, einen Lebensgefährten zu finden, der gar nicht so sehr vom Traumprinz-Niveau abweicht.

Was erst mal fragwürdig klingt, wirkt auf den zweiten Blick gar nicht mehr so unrealistisch. Für seine Studien reduzierte Todd die Psychologie der Partnerwahl auf ihre grundlegenden Kriterien: Was macht wen für andere besonders attraktiv? Intelligenz oder sozialer Status beispielsweise, Aussehen oder Humor. Per Computer ordnete er 100 Cyber-Singles nach diesen Regeln ganz unterschiedliche Attraktivitäts-Werte zu und ließ sie aufeinander treffen. Nach einer Orientierungsphase versuchte jeder, einen für sich möglichst attraktiven Partner zu bekommen. Am Ende gingen viele Cyber-Paare zum Traualtar. Manche Singles blieben allein. Auf dem virtuellen Heiratsmarkt waren bestimmte Strategien beim Suchen und Auswählen eines passenden Partners erfolgreicher als andere.

So macht es wenig Sinn, mit großem Perfektionismus den idealen Partner zu suchen, der nur die allerfeinsten Eigenschaften aus dem Baukasten der Träume hat. Jeder weiß: In der Natur kommen diese Exemplare äußerst selten vor. Eine realistische Einschätzung dessen, was im Bereich des Möglichen liegt, kann da sehr hilfreich sein. Fast wie im richtigen Leben? Stimmt. Denn nicht nur bei Computer-Singles verläuft die Partnersuche in zwei Phasen. Auch wir möchten uns zunächst orientieren, um herauszufinden, was der Markt überhaupt hergibt – und welche Männer für uns erreichbar sind. In dieser ersten Phase sind wir eigentlich noch nicht bereit, uns fest zu binden. Das ist auch klug so. Denn erst nach dieser Zeit wissen wir, welcher Typ Mann zu uns passen würde und bei wem auch wir gute Chancen haben. Das schränkt die Zahl der Männer, die wir überhaupt in die engere Wahl ziehen, schon mal erheblich ein. Außerdem kommen bekanntlich diejenigen schneller ans Ziel, die wissen, was sie wollen.

"Unsere Berechnungen zeigen: Wer zwölf potenzielle Partner gemustert hat, bekommt eine ziemlich genaue Vorstellung davon, welche Merkmale der Wunschpartner haben sollte", erläutert der Persönlichkeits-Psychologe Lars Penke von der Humboldt-Universität in Berlin, der die Computer-Simulation gemeinsam mit Peter Todd ausgewertet hat. Der Grund: Jedes Mal, wenn wir einige Zeit mit jemandem verbringen, den wir attraktiv und interessant finden, ergänzen wir unser Wunschbild von dem Mann, mit dem wir gern unser Leben verbringen würden. Der Tango-Tanzpartner zählt dabei genauso zu den magischen Zwölf wie die kurze Affäre. Der Sportsfreund genauso wie der intensive Partyflirt. Die Schwärmerei für einen Popstar oder die heimliche Liebe zum Chef zählen dagegen nicht, weil wir von ihnen keinerlei Rückmeldung über unsere eigene Attraktivität bekommen. Nutzlos als Orientierung auf dem Heiratsmarkt.

Nach zwölf berührenden Begegnungen dagegen hat unser Bild vom passenden Partner schon sehr scharfe Konturen bekommen. Dann wissen wir zum Beispiel, dass wir einen sportlichen Mann Mitte 30 suchen. Einen, der wortgewandt ist, aber auch zuhören kann. Einen, der nicht unbedingt reich ist, aber frei von Geldsorgen. "Jeder Partner, der dieses Anspruchsniveau überschreitet, ist deshalb mit großer Wahrscheinlichkeit eine gute Wahl", erklärt Psychologe Penke. Und weiter zu testen bringt dann nichts mehr, denn auch nach 30 Probe-Partnern suchen wir immer noch denselben sportlichen Mittdreißiger mit Talent zum Zuhören. Nach der magischen Zwölf heißt es deshalb: von Test auf Turbo schalten!

Natürlich kann es im realen Leben passieren, dass gerade der 13. Flirt als Mann fürs Leben ausscheidet. Wenn das Herz sich verschließt, kann es trotz aller Berechnungen nicht der Richtige sein. Tiefe Empfindungen und ein Gefühl der Verbundenheit gibt es halt nicht mal eben auf Knopfdruck. Obendrein beruht Liebe immer noch auf Gegenseitigkeit, und nicht jeder Partner, den wir wählen würden, ist seinerseits mit dieser Wahl einverstanden. Doch selbst eine herbe Enttäuschung ist kein Grund, sofort alle Hoffnung aufzugeben. Denn sehr lange müssen wir jetzt in der Tat nicht mehr suchen. "Nach der Begutachtung von insgesamt etwa 20 potenziellen Partnern sollten wohl die meisten Menschen einen guten Partner mit ähnlichen Werten finden", schätzt Peter Todd.

Wer noch länger abwartet und auch nach 30 Flirts und Affären denkt: "Ich lerne bestimmt noch einen viel tolleren Typen kennen", tut sich damit keinen Gefallen. So mussten die Zögerlinge unter den Cyber-Singles nämlich am Ende mit Partnern unter ihrem Niveau vorlieb nehmen. Weil die attraktiven Partner schon weggeheiratet waren. Und von denen, die in jeder Hinsicht das Nonplusultra wollen, finden am Ende nur zehn Prozent einen Partner, hat Todd festgestellt. Die Reichen und Schönen heiraten dann unter sich. Angelina Jolie kriegt Brad Pitt. Und alle anderen gehen leer aus.

Im normalen Leben kommt glücklicherweise oft Amor zur Hilfe. "Verliebtheit kann man als Mechanismus deuten, der die gute Wahl begünstigt und einen auf der Suche nach dem noch besseren Partner stoppt", erklärt Lars Penke. Denn wer sich verliebt, hat nur noch Augen und Ohren für den Liebsten. Dann konzentrieren wir uns völlig auf diese eine Person, schweben gemeinsam auf Wolke sieben. Die anderen können ja ruhig weitersuchen. Verliebte sind angekommen. Solch verrückt schöne Zeit zu zweit gibt uns die Gelegenheit, diesen einen Partner besser kennen zu lernen, seine Persönlichkeit genauer zu ergründen. Und nach etwa einem Jahr wissen wir dann, ob wir für diesen Menschen durchs Feuer gehen würden. Diese Zeit brauchen wir, um herauszufinden, ob die Zuneigung stabil ist, ob unsere Verbindung auch Krisen übersteht, ob sich zwischen zwei Menschen die tiefe Bindung entwickelt, die man Liebe nennt. Und vielleicht stellen wir nach diesem Jahr sogar fest, dass aus dem attraktiven Mann in Wirklichkeit unser Traumprinz geworden ist. "Den kann man nämlich nicht erkennen, bevor man ihn nicht näher kennt", weiß Psychologe Penke.

Text: Carola Kleinschmidt BRIGITTE Heft 07/2006

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