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Sexual Empowerment So lebst du deine Sexualität selbstbestimmt

Lachende Frau auf Bett liegend
© Nuria Seguí / Adobe Stock
Geschichtlich bedingt wird die weibliche Sexualität schon immer unterdrückt. Lust-Coachin Grazia De Francesco erklärt, wie du deinen Lusttypen herausfindest – und dadurch deine Sexualität selbstbestimmt leben kannst.

Der Begriff Female Empowerment (zu deutsch: Ermächtigung der Frau) ist mittlerweile in der breiten Masse angekommen. Im Prinzip geht es darum, gegen alle Arten von offener und versteckter Diskriminierung von Frauen im alltäglichen Leben vorzugehen; Frauen zu stärken und zu ermutigen, selbstbestimmt ihren Weg einzuschlagen. 

Vermutlich kennen die meisten den Begriff in Zusammenhang mit dem beruflichen Kontext. Denn gerade in der Arbeitswelt kommen patriarchale Strukturen zum Vorschein, durch die Frauen schlichtweg benachteiligt werden – das bedeutet weniger Geld, Anerkennung, und Verantwortung.

Weibliche Lust: Was bedeutet Sexual Empowerment?

Aber nicht nur im Jobkontext ist Female Empowerment wichtig. Ein Bereich, der bislang noch sehr wenig Aufmerksamkeit bekommt, ist die weibliche Sexualität. Das hat verschiedene Gründe: Institutionen wie die Kirche halten Frauen und ihre Sexualität klein. Schon früh wurde die Angst vor der weiblichen Sexualität geschürt und Frauen und ihre Sexualität wurden unterdrückt – Männer konnten davon jahrhundertelang profitieren. In ihrem Buch "Das beherrschte Geschlecht" bringt Psychologin Sandra Konrad dieses Phänomen auf den Punkt: 

"Was passiert ist in der Geschichte, ist, dass weibliche Lust sehr stark von Männern diktiert wurde und bei Abweichung auch pathologisiert wurde. Das heißt: Die Frau, die zu lustvoll erschien – dem Mann jedenfalls – die wurde als nymphoman beschimpft. Die Frau, die nicht lustvoll genug war, die wurde dann eher als frigide pathologisiert" – Sandra Konrad 

Die Auswirkungen spüren wir leider bis heute. Das fängt mit der Erziehung an, die oftmals stark männlich geprägt ist. Es fehlt Kindern beim Aufwachsen an Vielfalt und Aufklärung im Hinblick auf das Frauenbild und den weiblichen Körper. Und es hört bei der Medienlandschaft auf. In Filmen beispielsweise bedient Sexualität fast immer den männlichen Blick. Laut der Sexualtherapeutin Grazia De Francesco führt das dazu, dass viele Frauen ihre Sexualität gar nicht leben oder nur sehr beschränkt, weil sie sich fremdbestimmt und unsicher fühlen. 

Der Gedanke, dass Frauen eine selbstbestimmte Sexualität leben, ist nicht salonfähig – Grazia De Francesco 

Dieses Unwissen kann sich nicht nur negativ auf die Partnerschaften auswirken, sondern auch auf das Selbstbild und Selbstbewusstsein. "Wenn ich mich im Umkehrschluss mit meiner Sexualität auseinandersetze, wirkt sich das positiv auf alle Lebensbereiche aus", erklärt die Expertin, "ich fühle mich dann selbstbewusst und empowert". Aber wenn wir nie gelernt haben, wie unsere Sexualität funktioniert, wie sollen wir sie dann selbstbestimmt leben?

Selbstbestimmte Sexualität: Welcher Lusttyp bist du?

Der erste Schritt ist laut der Expertin, sich von den Hollywood-Drehbüchern in unseren Köpfen zu lösen. Tatsächlich reproduzieren diese nämlich immer wieder einen bestimmten Lusttypen, der aber nicht der Einzige ist, der existiert. Wie wir Menschen Lust empfinden und in einen Lustzustand gelangen, ist ganz individuell, sagt De Francesco. Grob könne man das Ganze aber in zwei verschiedene Typen einteilen: den spontanen und den reagierenden Typen.

Beim ersteren tritt die Lust – wie der Name sagt – spontan auf, oft wie aus dem Nichts. Der Person reicht schon ein kleiner Reiz, beispielsweise ein Gedanke oder ein Bild aus, um in den Lustzustand zu kommen. Das ist situationsunabhängig, kann daher auch beim Autofahren, in einem Meeting oder im Wartezimmer auftreten. Das Bild des spontanen Typs ist in der Filmbranche fest verankert und wird durch die starke Reproduktion oft als "normal" angesehen. 

Dabei gibt es einen weiteren Lusttypen, der mindestens genauso häufig vertreten, nämlich der reagierende. Der reagierende Typ braucht äußere Impulse, um in den Zustand der Lust zu gelangen. Manchmal reichen vielleicht ein schönes Setting und stimmungsvolle Musik, ein anderes Mal sind mehrere Impulse nötig, um körperliche Erregung zu spüren. Das können Berührungen sein oder liebevolle Gesten wie ein selbstgekochtes Essen oder wertschätzende Worte. Der reagierende Lusttyp wird so gut wie nie medial abgebildet, deswegen denken diese Typen oft, dass mit ihnen etwas nicht stimmt.

"Für den reagierenden Typen ist es wichtig, dass er:sie nicht wartet, bis die Lust vom Himmel fällt, sondern aktiv äußert, welche Impulse nötig sind", unterstreicht die Lust-Coachin. Das klappt natürlich nicht immer sofort, aber allein das Wissen bedeute für die meisten Menschen schon eine Erleichterung, da sie sich nicht mehr komisch oder falsch fühlen. "Wenn ich weiß, welcher Typ ich bin, kann ich entsprechend meine Bedürfnisse äußern und dadurch sexuelle Selbstbestimmung erfahren", schließt De Francesco. 
 

Verwendete Quellen: Panel-Talk mit Grazia De Franceso, spiegel.de, deutschlandfunkkultur.de, zeit.de 

Brigitte

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