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Studie Was ist wichtiger für eine gesunde Beziehung – kuscheln oder Sex?

Mann und Frau liegen zusammen im Bett
© Jacob Lund / Adobe Stock
Sex scheint für viele immens bedeutsam für eine gesunde Beziehung. Dabei gibt es andere Faktoren, die ihm mindestens ebenbürtig sind.

Wir leben in einer Gesellschaft, die Sex einen hohen Stellenwert zuordnet: Wer guten Sex hat, der:die führt eine gesunde und stabile Beziehung miteinander – so der scheinbare Konsens. Denn schließlich ist für nicht wenige Menschen unregelmäßiger Sex ein absolutes Alarmsignal, das auf nichts anderes als das baldige Ende der Beziehung hinweisen kann.

Doch wie wichtig ist Sex wirklich? Unterschiedliche Studien zeigen zumindest einen gesundheitlichen Vorteil: Sexuell aktive Frauen haben ein geringeres Risiko für Herzkrankheiten im späteren Verlauf ihres Lebens, wie eine Studie zeigt. Eine andere Untersuchung kommt zu dem Ergebnis, dass Sex gut für das Immunsystem ist. 

Doch wenn die Phase einer Beziehung, in der viele frische Partner:innen kaum voneinander lassen können, ihr Ende gefunden und der Alltag Einzug gehalten hat: Ist es wirklich der Sargnagel für eine Beziehung, wenn der Sex nachlässt, wie viele, angestachelt von der Gesellschaft und den Medien, fürchten?

Warum Sex nicht so wichtig ist wie kuscheln

Bei manchen Paaren ist es ein fester Bestandteil vom Akt und dennoch für viele scheinbar nur nettes Beiwerk in der zweiten Reihe: das Kuscheln. Dabei ist die Bedeutung zweier Körper, die sich sacht berühren und gegenseitig wärmen, sehr viel größer für eine gesunde und intime Beziehung als Sex, bestätigt auch Psychologin Shweta Singh im Gespräch mit "Pulse": Demnach sei Kuscheln die Möglichkeit für ein Paar, das "Gefühl von emotionaler Sicherheit zu genießen". Sie beschreibt einen der größten Vorteile von nicht-sexueller Intimität darin, dass es einer Person ermögliche, "ihren Schutzschild abzulegen und emotional offener zu sein".

Denn: Wo sind wir verletzlicher als (nahezu) nackt im Bett? Was gibt uns ein größeres Gefühl der Intimität als mit unserem liebsten Menschen Haut an Haut liegen zu können, die weite Welt vor dem Fenster, die eigene Welt nur zwischen uns beiden? "Keine Beziehung oder Ehe kann ohne emotionale Sicherheit und Verlässlichkeit erfolgreich sein", erklärt die Psychologin. Bei der rein körperlich-sexuellen Intimität würde es vorrangig um das körperliche Vergnügen gehen, welches "natürlich in einer Beziehung ebenso wichtig ist wie die emotionale Bindung". Doch nicht viele seien sich des Rückgangs der emotionalen Gesundheit ihrer Beziehung bewusst, so Singh.

Keine Sorge, wenn der Sex nachlässt

Es würde sehr viel Wert auf die mechanischen oder körperlichen Aspekte der Sexualität gelegt, aber die Qualität der Bindung sei ebenfalls wichtig, sagt die Wissenschaftlerin Anik Debrot im Interview mit "Today". Sie hat in einer anderen Studie untersucht, was beim Sex zum Wohlbefinden einer Person beiträgt. Über 300 Männer und Frauen wurden zu ihrer Sexualhäufigkeit, der Häufigkeit von Zärtlichkeiten (Kuscheln, Küssen, Umarmen) und ihrer allgemeinen Lebenszufriedenheit befragt. Nach der ersten Auswertung zeigte sich: Die Menschen, die mehr Sex hatten, waren zufriedener. Doch als die Forscher:innen zärtliche Berührungen in ihre Auswertung miteinbezogen, wurde der Sex-Effekt auf die Zufriedenheit stark abgeschwächt.

Was heißt das für die Bedeutung von Sex? Klar ist, dass sich die Prioritäten für die meisten Menschen im Laufe ihres Lebens verschieben – wozu auch Sex gehören kann. Doch wovon wohl die meisten ein Leben lang zehren können, ist Zuneigung. Und die zeigt sich eben nicht unbedingt nur durch den körperlichen Akt vom Sex, sondern durch eine Vielzahl von kleinen und großen Gesten – weswegen das Kuscheln letztlich für eine stabile und gesunde Beziehung einen höheren Stellenwert haben kann als Sex.

Verwendete Quellen: ncbi.nlm.nih.gov, pulse.com, today.com, medicalnewstoday.com

csc Brigitte

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