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Studie 2 von 3 Frauen fühlen sich "zu hässlich" für Sex

Gemaltes Bild einer Frau im Bett
© Naya Na / Adobe Stock
Zwei Drittel aller Frauen fühlen sich nicht attraktiv genug für Sex – warum ist das so und: Wie können wir das überwinden?

Seine Finger fahren deinen Körper hinab, die behutsame Berührung sendet ein Kribbeln über deinen ganzen Körper, bis … Da berührt er die Hüfte. Dieser wulstige, widerliche, viel zu weiche Schandfleck an deinem Körper. Hat er es gespürt? Er muss sich bestimmt gerade sehr zusammenreißen, nicht zurückzuschrecken. Du bist ekelhaft. 

Noch vor wenigen Sekunden waren wir im Moment, haben Wundervolles gespürt – im nächsten dreht sich ein überaus garstiges Gedankenkarussell und nimmt uns jedes schöne Gefühl, reißt uns aus der intimen Zweisamkeit heraus und lässt uns das Schlimmste über uns und unseren Körper denken. Sicherlich, die soeben beschriebene Situation mag fiktiv sein, doch nicht wenige kennen leider solche und ähnliche Gedanken in einem Moment größter Vulnerabilität. Genauer: Viel zu viele kennen solche Gedanken, wie eine Studie der Dating-App "Pure" festgestellt hat, die das Online-Magazin "Hypebae" näher vorstellt.

Demnach glauben zwei von drei der befragten 2.000 US-amerikanischen Frauen, dass sie für Sex nicht schön genug seien – wie ist das möglich und vor allem: Was kann dagegen getan werden?

Die Frau und das Body Image

Laut Zahlen des "National Institute on Media and the Family" hat die Frau in der westlichen Gesellschaft schon seit Jahrzehnten mit einer Idealvorstellung zu kämpfen, die gerade durch die Medienlandschaft reproduziert wird. Laut einer Studie seien schon Zehnjährige (aller Geschlechter) mit ihren eigenen Körpern unzufrieden gewesen, nachdem sie Musikvideos von Britney Spears und Ausschnitte aus der Hit-Serie "Friends" gesehen haben. Laut einer anderen Untersuchung ist mehr als die Hälfte der US-amerikanischen Mädchen (53 Prozent) mit ihrem Körper unzufrieden – mit 17 Jahren sind es gar mehr als Dreiviertel (78 Prozent) der Befragten. Laut Statista sehen gerade einmal etwas mehr als ein Drittel der befragten 11- bis 17-jährigen Mädchen ihr Gewicht als "genau richtig" an – der Rest fühlt sich entweder zu dünn oder (weitaus öfter) zu dick.

Nicht selten haben diese Probleme mit dem eigenen Körper langfristige Auswirkungen für jene, die darunter leiden – zum Beispiel auf das Essverhalten. Laut dem Robert-Koch-Institut (RKI) finden sich bei einem Fünftel der Kinder und Jugendlichen zwischen 11 und 17 Jahren Hinweise auf ein "gestörtes Essverhalten", wobei das Phänomen bei Mädchen etwa doppelt so häufig vorkommt wie bei Jungs. Während der Pubertät nimmt das Risiko für die Entwicklung einer Essstörung bei Mädchen noch einmal zu. Und nicht nur im Essverhalten zeigen sich die Auswirkungen eines persönlichen Körperbildes, dass den teils absurden (und ungesunden) Standards, die Hollywood und Co. setzen, nicht gerecht werden kann, wie die Studie von "Pure" zeigt.

Demnach sind nahezu alle romantischen Beziehungen von Problemen mit dem eigenen Körper betroffen (94 Prozent) – wobei zwischen den eigenen Körperproblemen und denen der Partner:innen unterschieden werden muss. Denn dieselbe Untersuchung kommt auch zu dem Ergebnis, dass sich die Menschen weniger für die – vermeintlichen – Makel der Beziehungsperson interessieren: 94 Prozent der Befragten würden demnach keine Dehnungsstreifen bemerken und 66 Prozent hätten nichts gegen Körperbehaarung. Dennoch würden viele Frauen noch immer lieber auf Sex verzichten als sich der Gefahr auszusetzen, wegen ihres Körpers nicht akzeptiert zu werden, dabei kommen die Wissenschaftler:innen zu dem Schluss, dass Menschen "lieber mit einer selbstbewussten Person ausgehen als mit einem Menschen, der einen 'perfekten Körper' hat". Doch wie kann das Selbstbewusstsein hierfür erlangt werden?

Wie wir selbstbewusster im Bett werden

Es ist nie verkehrt, sich des eigenen Werts bewusst zu sein – selten nimmt das jedoch eine so wichtige Stellung ein, wie beim Sex. Nackt und ausgeliefert, kann ein intimer, wundervoller Moment schnell zu etwas sehr Unangenehmen werden, wenn wir uns unsicher und verletzlich fühlen. Viele Menschen sehnen sich nach körperlicher Nähe und Intimität, brauchen es für ihr Seelenheil. Grund genug, ein paar Tipps zu nennen, mit denen wir Selbstbewusstsein im Bett ausstrahlen.

Achte auf deine negativen Gedanken

Wir können unsere Gefühle kaum beeinflussen. Wenn wir traurig sind, dann sind wir traurig, wenn wir ängstlich sind, sind wir ängstlich. Aber: Wir sind diesen Gefühlen nicht hilflos ausgeliefert und es gibt sehr wohl etwas, über das wir Kontrolle haben. Unsere Gedanken können schnell in negative Richtungen wandern – doch das können wir beeinflussen. Wer im Bett oder im Alltag merkt, dass Gedanken wie "Das machst du nicht richtig" oder "Das sieht nicht gut aus" in den Kopf kommen, kann versuchen, aktiv an etwas Schönes zu denken.

Der Sinn dahinter ist, dass wir uns über unsere Muster gewahr werden. Unsere negativen Gedanken mögen sich so anfühlen, doch sie sind keine Fakten, sondern letztlich eine Meinung, eine Perspektive auf die Dinge. Und hiervon gibt es noch viele andere, die wir auch selbst in uns etablieren können.

Redet über Sex

Sex wird gerne als etwas Leidenschaftliches gesehen, das im Moment stattfindet, währenddessen Gespräche nur die Stimmung versauen. Das mag in Teilen stimmen – wohl kaum wollen wir unsere politische Grundhaltung während des Sex diskutieren – doch davor oder danach ist Kommunikation unheimlich wichtig. Wer nicht über Sex redet, kann nicht darüber reden, was gefällt – oder was eben auch nicht gefällt. Man kommt nicht gemeinsam auf neue Ideen, lernt sich auf dieser intimen Ebene nicht kennen, erfährt nicht, was der anderen Person wichtig ist. 

Wer weiß, was er:sie will und wer genauso weiß, was der:die Partner:in gern hat, wird mit sehr viel mehr Selbstvertrauen im Bett agieren.

Niemand ist perfekt und niemand muss es sein

Wie die "Pure"-Studie zeigt: Die vermeintlichen Schwächen und Fehler der Partner:innen sind uns öfter egal, als viele glauben – einfach, weil wir meist mit unseren eigenen vermeintlichen Schwächen und Fehlern beschäftigt sind und weil viele davon schlicht nur in unserem Kopf existieren. Wer sagt, dass unsere Hüfte "wulstig, widerlich und viel zu weich" ist, außer die Stimme in unserem Kopf? Wenn wir unsere Ansprüche loslassen und die Gedanken darüber, was unser Gegenüber von uns erwarten könnte, dann gelingt es uns viel besser, im Moment zu sein und uns den wundervollen Gefühlen hinzugeben, die wir beim Sex empfinden können.

Niemand erwartet von uns "perfekt" zu sein – warum also tun wir es?

Verwendete Quellen: hypebae.com, choosingtherapy.com, mediafamily.org, de.statista.com, rki.de

csc Brigitte

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