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Studie So viele Frauen haben Sex, obwohl sie keine Lust haben

Frau liegt nachdenklich im Bett
© boyloso / Adobe Stock
Frauen haben mit ihrem Freund Sex, weil sie meinen, sie müssten. Sie tun sich sogar Praktiken an, bei denen sie sich nicht wohlfühlen.

"Ach, komm schon, du willst es doch auch!" – nein, tatsächlich möchte die Frau es nicht, zumindest weitaus seltener als viele Männer glauben. Eine Studie von femtasy in Kooperation mit Facts & Stories hat Frauen interviewt und wollte herausfinden: Welchen Glaubenssätzen folgen heterosexuelle cis Frauen auch heute noch? Die Antworten dürften – leider – nur wenige Frauen überraschen. Erschreckend sind sie trotzdem.

Sex-Studie: "Ich war jung und dachte, das muss so"

Der sogenannte "Orgasm Gap" ist auch in der heutigen Zeit weiterhin ein Thema. Demnach kommen beim Sex rund 91 Prozent der Männer zum Orgasmus – und weniger als zwei Drittel der Frauen (64 Prozent). Das Problem sitzt tief: Rollenbilder, Sex als Tabuthema, die Unfähigkeit, die eigenen Bedürfnisse zu erkennen – weil man als Frau teilweise nie gelernt hat, sie zu entdecken – sind nur einige wenige Faktoren, die zu einem Ungleichgewicht beim Orgasmus der Geschlechter führen. "Oft wissen meine Patientinnen gar nicht, was sie selbst wollen. Männer wiederum wollen ihre Partnerin ja glücklich machen. Aber sie wissen auch nicht wie", erklärt Sexualtherapeutin Gabriele Aigner gegenüber dem Bayerischen Rundfunk.

Fast ein Drittel (32 Prozent) der befragten Frauen gaben an, "manchmal bis (fast) immer" einen Orgasmus vorzutäuschen. Dabei nannten 44 Prozent als Grund, dass sie ihren Partner nicht enttäuschen wollen, 42 Prozent wollen damit ein Ende des Geschlechtsverkehrs herbeiführen – und sind damit laut einer anderen Studie nicht allein. Es kommt demnach vor, dass Frauen aus reiner Langeweile einen Orgasmus vortäuschen, damit der Sex schneller ein Ende findet.

Doch nicht nur beim Thema Orgasmus stellen Frauen ihre eigenen Bedürfnisse hinten an: Mehr als jede zweite Frau (54 Prozent) hat Sex, obwohl sie keine Lust darauf hat. Warum? Um den Partner nicht zu enttäuschen – zumindest war das für die meisten Befragten (32 Prozent) der Grund.

Sex und Dating bedeutet für Frauen vor allem Stress

Was ein wundervoller gemeinsamer Moment mit dem Liebsten sein könnte, ist in der Realität zumeist mit sehr viel Stress für die Frau verbunden: Mehr als die Hälfte der Befragten (63 Prozent) ist der Meinung, aus dem Akt einen buchstäblichen "Akt" machen zu müssen, indem sie "performen" – also beispielsweise laut Stöhnen beim Sex. Schlimmer noch: Etwas mehr als die Hälfte der Befragten (53 Prozent) nimmt an Sexpraktiken teil, mit denen sie sich eigentlich nicht wohl fühlt, beispielsweise Analsex oder Oralverkehr. Noch einmal ganz klar gesagt: 

Jede zweite Frau tut sexuelle Dinge, mit denen sie sich nicht wohl fühlt, beziehungsweise lässt sexuelle Dinge über sich ergehen, die ihr unangenehm sind. 

Sex ist auch in Bezug auf Dating mit Scham verbunden – zumindest für die befragten Frauen. Etwa ein Drittel (30 Prozent) ist der Meinung, es würde sie unattraktiver machen, wenn sie viele verschiedene Geschlechtspartner hatten. Ein Viertel (25 Prozent) würde gerne mit einem Mann Sex beim ersten Date haben, aber aus Angst "billig" zu wirken, lassen sie es. 

Wie können Frauen den Teufelskreis durchbrechen?

Viele Antworten sind die Konsequenz verschiedener Faktoren, die teils unsere gesamte Gesellschaft betreffen: Noch immer hält sich das Bild der zurückhaltenden Frau, die vor allem dem Mann gefallen will, in den Köpfen vieler Menschen – egal welchen Geschlechts. Letztlich wird sich die Gesellschaft nicht ändern, wenn sich der:die Einzelne nicht ändert, nicht beginnt, Konventionen und Erwartungshaltungen zu hinterfragen und irgendwann zu durchbrechen.

Offene Kommunikation in der eigenen Beziehung ist ein immens wichtiger Schritt: Wo möchtest du als Frau berührt werden – wo nicht? Welche Praktiken möchtest du einmal ausprobieren, welche sind so gar nicht deins? Beim Thema Dating liegt es an der Frau, sich einmal zu fragen: Warum legen wir uns alle mit "Regeln", nach denen man sich zu verhalten hätte, noch zusätzliche Steine in den Weg? Es ist an der Frau, den eigenen Wert zu wissen und darum, was sie in einem Partner will. Sicherlich, das ist leichter gesagt als getan. Schließlich ist keine Frau in dieser Gesellschaft in einer Blase aufgezogen worden: Die Konventionen, die Gender-Rollen umgeben, begleiten jede:n von uns ein Leben lang.

Deswegen ist jeder einzelne Schritt wichtig: Von den Frauen, aber auch von den Männern, die lernen müssen, dass ihre Bedürfnisse nicht die einzigen sind, auf die es in einer Beziehung ankommt. Viele erkennen das bereits, viele führen mit ihren Partnerinnen eine Beziehung auf Augenhöhe. Doch es gibt noch viel zu tun. Ergebnisse wie aus der vorliegenden Studie zeigen das sehr deutlich. Es liegt an uns – allen – sich den teils sexistischen und frauenfeindlichen "Regeln" zu widersetzen.

Verwendete Quellen: breakthescript.de, link.springer.com, stern.de, br.de 

csc Brigitte

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