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Sexspielzeug: Vibratordesigner

Früher gab es Vibratoren nur in Torpedo-Form oder als fleischfarbene Nachbildung des Penis. Das ist jetzt vorbei. Brigitte.de sprach mit dem Vibratordesigner Heinrich-Maria Bruegemann über Delfine, Sexpielzeug für Männer - und darüber, was man mit einem Maulwurf so alles anstellen kann. Der 32-Jährige ist Hausdesigner der Bremer Erotikfirma Fun Factory.

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Brigitte.de: Wie kam der Mensch überhaupt auf die Idee, den Vibrator zu erfinden?

Bruegemann: Der Durchbruch war die Entdeckung, dass Vibration überhaupt als Stimulation taugt. Das war vor der Wende zum 20. Jahrhundert, als Ärzte die ersten dampfbetriebenen Geräte einsetzten, um der so genannten Hysterie beizukommen. Allerdings sind diese Geräte so vergleichbar mit den heutigen Vibratoren wie die Pferdekutsche mit dem Benzinmotor.

Brigitte.de: Und dann gab es irgendwann den fleischfarbenen Penis mit Batterien als Krönung der Schöpfung.

Bruegemann: Ja, bis vor sechs oder sieben Jahren war das so. Die Fantasie reichte allenfalls bis zur Banane oder zum Maiskolben. Doch dann wollten die ersten Firmen aus der Schmuddel-Ecke raus - hin zu lieb, nett, fröhlich, bunt. Aber auch das langt heute nicht mehr. Jetzt ist zunehmend Qualität gefragt: also grundsätzlich Materialien wie Silikon, leichte Bedienbarkeit, Wasserfestigkeit.

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Brigitte.de: Wie stark reden Ihnen Hersteller und Vertrieb rein? Inwieweit sind Sie überhaupt ein gestaltender Künstler?

Bruegemann: Soweit es der Preis erlaubt. Es stehen kaufmännische Überlegungen im Vordergrund. Fragen wie: Was wollen die Frauen überhaupt? Was macht unser Produkt einzigartig? Welche Philosophie steht dahinter?

Brigitte.de: Und welche Philosophie soll nun hinter einem sandgelben Maulwurf stecken, wie Sie ihn entworfen haben?

Bruegemann: In dem Fall wollten wir ein positiv besetztes Tier finden. Es sollte natürlich keine großen oder hervorstechenden Extremitäten haben, oder gar Hörner. So was lässt sich nur sehr schwer oder abstrahiert darstellen. Wir hatten schon viele Wassertiere durch: den Delfin, den kleinen Pinguin als Dildo, auch Wurm und Schlange. Da haben wir nach einem Tier gesucht, das sich auch - ich will mal sagen - durchwühlen kann. Und da sind wir auf Erdmännchen oder auf den Maulwurf gekommen. Nun gut, die Rasenbesitzerin mag ihn vielleicht nicht so gerne. Aber denken Sie mal an den Comic mit dem kleinen Maulwurf. Der war doch einfach nur süß.

Brigitte.de: Das mag sein, betrifft aber nur die Optik. Wie aber testen Sie als Mann die Funktionalität ihres Maulwurfs?

Bruegemann: Vieles kann man auch als Mann feststellen. Ist das Material geruchsfrei? Wie fühlt es sich an? Ist es schmierig? Wie ist die Bedienbarkeit? Ist die Vibration laut oder leise? Also Qualität, Ergonomie, Handhabbarkeit. Was natürlich nicht, oder nur sehr schwer, nachzufühlen ist: Wie fühlt sich das Toy an, wenn es in den Körper eingeführt wird? Da muss man sich wirklich auf die Aussagen verlassen, die von Frauen kommen. Dafür haben wir Test-Toys mit Fragebögen verschickt. Es gab ein riesiges Feedback. Ich gebe die Produkte natürlich auch in den Freundes- und Bekanntenkreis raus und frage: Ja, wie isses? Gefällt Euch das?

Brigitte.de: Bedauern Sie, dass es keine derartigen Stimulanzgeräte für Männer gibt? Wie müssten die aussehen?

Bruegemann: Da will ich gar nicht zu viel verraten. Das ist ein sehr heißes Thema. In der Frauenerotik hat sich sehr viel getan, beim Spielzeug für Männer bisher sehr wenig. Aber da sind wir dran. Eine grundsätzliche Überlegung ist: Das Empfinden ist mit Vibratoren ganz anders als beim normalen Geschlechtsverkehr oder bei dem, was man sonst im Partnerspiel machen kann. Wir sollten also nicht versuchen, den Akt der männlichen Selbstbefriedigung zu imitieren. Sondern das Ganze reizvoller machen, etwas ergänzen.

Brigitte.de: Vielleicht können Sie uns am Ende aufklären: Warum stehen in Sexshops auch Geräte, bei denen sich Mann und Frau gleichermaßen fragen: Oh Gott, was stellt man denn mit so einem Riesenlümmel an?

Bruegemann: Man muss wirklich mal sagen, dass für den allergrößten Teil der Kundinnen die Größe wirklich nicht entscheidend ist. Sie erreichen die Stimulanz durch die Vibration. Die Geräte werden sehr häufig auch nur äußerlich angewandt, müssen gar nicht eingeführt werden. Es darf ruhig auch klein und fein sein, für die Handtasche. Diese Übergroßen, die angeboten werden, bedienen sicherlich einen Nischenmarkt und sind meist durch den Niederschlag männlicher Phantasien bedingt.

Kevin P. Hoffmann

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