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Sexologin verrät 5 Wahrheiten über Sex im Alter, denen wir uns irgendwann stellen müssen

Sexologin Ann-Marlene Henning: Füße von zwei Menschen im Bett
© sukanya sitthikongsak / Getty Images
Sex verändert sich, wenn wir älter werden, aber zum Problem werden muss er nicht. Fünf Wahrheiten von Sexologin und Bestsellerautorin Ann-Marlene Henning.

Sexualität ist ein lebenslanger Lernprozess. Auch ich lerne immer noch dazu. So, wie es in jungen Jahren war, wird es immer bleiben? Das kann schon allein deshalb nicht stimmen, weil der Körper sich verändert. Erregung ist ja von der Durchblutung und den Gefäßen abhängig, und wenn die weniger elastisch sind, braucht es eben andere Stimulation. Aber wenn man sich auf die neuen Gegebenheiten einlässt, kann man wunderbar weiter Sex haben und teilweise sogar besseren als vorher.

Alles bleibt anders

Viel entscheidender für den Sex als das Alter ist oft, wie lange wir in einer Beziehung sind. Schon sehr früh kann die Lust aufeinander abnehmen, wenn zu viel Gewohnheit da ist. Oder ein Paar hat zwei kleine Kinder und deswegen weniger Sex. Es gibt viele Veränderungen und viele Phasen in der Sexualität. Und ab 50 beginnt halt für beide Geschlechter eine Zeit, in der sich hormonell etwas ändert. Da erschrickt man vielleicht erst mal, aber man gewöhnt sich auch an das Neue und irgendwann ist diese Phase wieder vorbei.

Das gemeinsame Gespräch kann immer erst der zweite Schritt sein. Denn es bringt nur etwas, wenn ich vorher Dinge mit mir selbst ausgemacht habe. Wenn Frauen nicht wissen, was sie mögen und was nicht, machen sie oft trotzdem mit, sagen nicht Nein, obwohl sie es eigentlich sollten – und der Sex wird langweilig oder tut weh. Jede zweite Frau hat irgendeinen Schmerz beim Sex, und eines der Hauptsymptome im Alter ist nun mal, dass wir nicht mehr von allein so feucht werden und deshalb ein längeres Vorspiel brauchen oder Hilfsmittel wie Feuchtcremes. Also: Erst spüre ich mich, dann geht es um den oder die andere.

Wir können eher einordnen, was mit uns los ist, wenn die Tage nicht mehr kommen, wir gehen zur Gynäkologin und hören hoffentlich: "Das ist ganz normal." Das Erste, was Männer davon wahrnehmen, dass ihr Testosteronspiegel sinkt, ob mit Mitte 30, 40 oder noch später, ist, dass der Penis nicht mehr so leicht und hart steht. Sie beginnen dann, an sich zu zweifeln, und teilweise sogar, Sex zu vermeiden. Zum Arzt gehen sie aber nicht, weil es ihnen unangenehm ist. Deswegen ist für mich das größte Problem, dass Männer nicht Bescheid wissen. Wer weiß, wie sich der Körper im Laufe des Lebens verändert, erlebt das Älterwerden ruhiger, entspannter und glücklicher.

Kein Sex ist auch eine Lösung

Wenn sich Leute damit wohlfühlen, keinen Sex mehr zu haben, ist das wunderbar. Aber meistens gibt es einen Partner oder eine Partnerin, der/die das anders sieht. Und ich betone hier die Partnerin, denn oft sind es Frauen, die mit 50, 60 oder 70 endlich ihren Körper spüren und merken, da geht noch was. Wenn ihr Partner dann nicht mehr kann oder will, passt das natürlich erst mal nicht gut zusammen. Was interessant ist: Auf Seitensprungportalen suchen Frauen Sex und Männer emotionale Erlebnisse. Es gibt viele Möglichkeiten, wie ein Paar damit umgehen kann, wenn eine:r keine Lust mehr hat, und nichts, was für alle passt.

Ann-Marlene Henning

ist Paar-und Sexualtherapeutin, TV-Moderatorin und Autorin (zuletzt "Sex verändert alles: Aufklärung für Fortgeschrittene", Rowohlt). Die gebürtige Dänin lebt in Hamburg.

Brigitte

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