Anzeige

Sex-Flaute: Kein Sex mehr

Zu zweit im Bett, und nichts geht mehr: Gegen erotische Flauten ist keine Beziehung gefeit. BRIGITTE-Psychologin Claudia Clasen-Holzberg erläutert Gegenstrategien.

image

Brigitte.de: Fast alle Beziehungen geraten irgendwann in eine erotische Krise. Woran liegt's, wenn es im Bett nicht mehr richtig klappt?

Claudia Clasen-Holzberg: Das kann eine Menge Gründe haben. Oft spielen Langeweile und Routine im Alltag der Partner eine Rolle: Lebendige Erotik findet am ehesten zwischen zwei selbstständigen Menschen statt, die sich vorwärts bewegen. Aber auch zu viel Stress kann zur Folge haben, dass die körperliche Nähe langsam in den Hintergrund gerät - oder mangelnde Streitkultur.

Brigitte.de: Können Sie das näher erläutern?

Claudia Clasen-Holzberg: Konflikte in der Beziehung auszutragen hat einen doppelten Effekt: Zum einen sammeln sich keine unausgesprochenen Vorwürfe unter der Oberfläche an. Die Partner haben keinen Grund, sich - auch körperlich - voneinander abzuwenden. Außerdem werden sie sich, sozusagen als "Aha-Effekt", des Fremden am Partner bewusst. Er bleibt interessant, bietet etwas zu entdecken, hat ein Geheimnis - und bleibt auch sexuell begehrenswert.

Brigitte.de: Funktioniert das denn - mal wieder streiten, und schon fliegen auch die erotischen Funken?

Claudia Clasen-Holzberg: So platt natürlich nicht. Erstmal sollte man sich darüber klar sein, was für Wünsche man hat. Und eben auch darüber, was es für Hindernisse in der Beziehung gibt. Viele Konflikte werden unbewusst über die Sexualität ausgetragen. Die ist irgendwann nicht mehr befriedigend, aber keiner der Partner spricht das an. Man zieht sich zurück, erwartet vom anderen den ersten Schritt, nach dem Motto "wenn er mich mal wieder zärtlich berühren würde...". Aber da kann man lange warten!

Brigitte.de: Den ersten Schritt zu machen kann ganz schön schwierig sein... Wie gehe ich das am besten an?

Claudia Clasen-Holzberg: Warten Sie nicht auf die optimale Gelegenheit. Viele Paare haben festgefahrene Mythen: Sex klappt nur, wenn die Kinder weg sind, wenn die richtige Musik läuft, wenn man romantisch gestimmt ist... Man sollte Gelegenheiten nutzen, auch wenn die romantischen Gefühle gerade nicht da sind. Außerdem ist es wichtig, dem Partner positiv zu vermitteln, was man mag, also nicht sagen "das finde ich abtörnend", sondern sagen wonach einem ist.

Brigitte.de: Liegt darin nicht gerade ein Problem für viele Frauen - in der Verbalisierung von Wünschen?

Claudia Clasen-Holzberg: Richtig, viele Frauen haben kein positives sexuelles Selbstbewusstsein, das heißt sie äußern nicht, was sie wollen. Dabei bietet eine Beziehung eigentlich die perfekte Grundlage für erfüllten Sex: Ein Partner ist da, dem man vertrauen kann. Viele haben aber nicht gelernt, dieses Vertrauen auch für die Erotik zu nutzen. Hier ist es vor allem wichtig, von Idealvorstellungen Abschied zu nehmen. Sie müssen sich fragen: Was kann ich mir sexuell mit diesem Mann vorstellen? Sexuelle Erfüllung stellt sich nicht von selbst ein, nach dem Motto "ich muss nur den richtigen Mann finden".

Brigitte.de: Hilft es dabei, mit dem Partner regelmäßig über den Sex zu sprechen?

Claudia Clasen-Holzberg: Reden ist in der Sexualität nicht unbedingt Gold. Vieles kann dabei auch zerredet werden. Wichtiger ist, aktiv zu werden, sich etwas zu trauen. Geben Sie erotischen Impulsen nach, wenn sie kommen! Wenn Sie zum Beispiel beim Abrufen Ihrer Mails plötzlich das Bedürfnis verspüren, ihm einen Kuss zu geben - tun Sie’s einfach, ohne an die Telefonrechnung zu denken. Damit geben Sie Ihrem Partner auch ein Zeichen - man muss ja nicht gleich übereinander herfallen.

Brigitte.de: Ist es eigentlich ein schlechtes Zeichen für die Qualität einer Beziehung, wenn sich die Erotik über längere Zeit verflüchtigt?

Claudia Clasen-Holzberg: Es gibt, gerade in Partnerschaften, die über Jahrzehnte gehen, lange Phasen der Lustlosigkeit. Wenn man mal ein halbes Jahr nicht miteinander schläft, muss das aber kein Zeichen einer schlechten Beziehung sein. Man sollte mit solchen Phasen gelassen umgehen, sie nicht als Katastrophe erleben. Aber die Erotik auch nicht total vernachlässigen: Schließlich ist erfüllte Sexualität mit einem Partner, den man liebt, etwas Einmaliges. Sie stärkt die Beziehung und macht glücklich.

Buchtipp: "Liebe gesucht" von Claudia Clasen-Holzberg

image

Warum finde ich keinen Partner? Warum hält keine Beziehung? Was mache ich nur falsch? Fragen, die sich viele Frauen voller Selbstzweifel stellen. Es gehört Mut zur eigenen Persönlichkeit dazu, um eine Liebe wachsen zu lassen.

Claudia Clasen-Holzberg hilft mit diesem BRIGITTE-Buch Ängste und die eigenen innere Blockaden zu erkennen und zu überwinden und negative Erfahrungen zu verarbeiten. So kann für jede Frau der Wunsch nach einer harmonischen, dauerhaften Partnerschaft in Erfüllung gehen.

Das Buch kostet 15,90 Euro und ist im Goldmann-Verlag erschienen. ISBN: 344239046X

Interview: Wiebke Peters

Mehr zum Thema

VG-Wort Pixel