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Die eigene Lust ist die schwierigste - wie die Yoni-Massage helfen kann

Sophie de Lacaze-Duthiers ist Tantra-Lehrerin und Körpertherapeutin und will weibliche Schöße mit einer Yoni-Massage zu neuem Leben erwecken. Das muss sie uns erklären.

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BRIGITTE: Sie bieten so genanntes Schoßerwachen an. Was genau kann man darunter verstehen?

Sophie de Lacaze-Duthiers: Viele Frauen sind nicht mit ihrem Schoß, ihrer weiblichen Kraft, verbunden. Das äußert sich dadurch, dass die Frau nicht mehr spürt, was sie beim Sex und in ihren Beziehungen wirklich will und braucht. Unsere Weiblichkeit will in all ihren Aspekten wahrgenommen werden und erblühen. Eine Frau, deren Schoß und Weiblichkeit erwacht ist, strahlt. Sie fühlt sich zufrieden und selbstbewusst. Sie ist tief verbunden mit dem Leben, dem Ursprung allen Seins.

Wie gehen Sie vor, um den Frauen zu helfen?

Erst einmal spreche ich mit ihnen und finde heraus, was sie hierher zieht und welche Themen sie mitbringen. Manche Frauen haben Übergriffe erlebt, andere können wenig oder keine Lust empfinden, haben Schmerzen im Genitalbereich oder wollen sich einfach ein bisschen besser kennen lernen. Es geht darum, wieder zu erkennen und auszusprechen, was ihnen gut tut und was nicht.

Beginnt nach dem Vorgespräch gleich die Massage?

Viele Frauen kommen für eine Massage, aber oft ist das schon ein Schritt zu viel. In diesen Fällen wende ich lieber Techniken aus der Körpertherapie an: Meditation, Tanz oder Atemübungen. Es geht darum, wieder Kontakt mit dem eigenen Körper aufzunehmen, ihn zu spüren und auszusprechen, was man sich wünscht und was nicht. Je nach Frau und Bedarf biete ich eine Yoni-Heilmassage an. Allerdings nur, wenn der Schoß der Frau wirklich ja dazu sagt.

Was genau ist eine Yoni-Heilmassage?

Yoni ist der alte, indische Begriff für den gesamten weiblichen Intimbereich, also Venuslippen und Klitoris, sowie Gebärmutter, Eileiter und Eierstöcke. Eine Yoni-Heilmassage ist eine einfühlsame, absichtslose Berührung dieses Bereichs. In einer Yonimassage kann die Frau sich ganz auf sich konzentrieren. Sie muss auf keinen Partner achten und kann genau hinspüren, was ihr gut tut. Sie kann lernen, ihre Wünsche präzise zu kommunizieren oder einfach auch nur zu genießen. Es ist eine sehr präsente Art der Berührung: Ich achte in jedem Moment darauf, wie es der Frau geht und wo ihre Grenzen sind.

Wo massieren Sie?

In speziellen Massageräumen. Das Ambiente dort ist warm und gemütlich. Manchmal zünde ich Kerzen an oder lasse Musik laufen, je nach Stimmung. Es ist wichtig, dass die Frauen sich wohl fühlen. Nur dann können sie mit ihrer Präsenz und ihrem Atem ganz bei sich und ihrem Körper bleiben.

Und wie genau läuft so eine Heilmassage ab?

Ganz individuell. Ich lasse der Frau genug Zeit, um im Massage-Raum anzukommen und sich zu entspannen. Erst wenn sie wirklich soweit ist, beginne ich mit der Massage. Das Wichtigste ist, dass man mit sehr viel Respekt und Achtsamkeit berührt und massiert.

Ihre Kundinnen sind nackt. Sie als Massierende auch?

Ja, ich massiere nackt. Es geht darum, auf derselben Ebene zu sein. So gibt es kein Gefälle zwischen der Gebenden und der Empfangenden. Dadurch ensteht Berührbarkeit, außerdem ist der gegenseitige Hautkontakt sehr heilsam.

Können sich die Frauen wirklich dabei entspannen, wenn sie im Imtinimbereich massiert werden?

Zu Beginn sind viele noch im Kopf, machen sich Gedanken über das, was passieren wird. Aber das löst sich meist im Laufe der Ganzkörpermassage. Insgesamt dauert eine Yoni-Massage mindestens zweieinhalb Stunden. Der Intimbereich wird nur dann berührt, wenn es für die Frau stimmig ist.

Wird die Scheide innen oder außen berührt?

Sowohl als auch. Klassisch widmet man sich erst den äußeren Venuslippen, dann den inneren, der Klitoris und dann der sinnlichen Massage im Innenbereich der Yoni. Das hängt aber ganz von den Signalen ab, die mir die Frau gibt. Manche möchten nur außen berührt werden, für andere passt es, wenn ich weiter gehe.

Eine Yoni-Massage kann taube Stellen erwecken

Der Massage-Raum
Der Massage-Raum
© Stephen Roehl

Was kann eine Yoni-Massage bewirken?

Eine bewusst erlebte Yoni-Massage kann taube Stellen wieder aufwecken und blockierte Energie ins Fließen bringen. Gespeicherte negative Energien in diesem Bereich können erlöst werden. Das kann sich auf unser gesamtes Leben auswirken, darauf, wie wir anderen, wie wir Männern begegnen. Im Verlauf der Massage ist es deshalb wichtig, dass alle auftauchenden Gefühle da sein dürfen. Trauer, Wut, Lust, Gleichgültigkeit – alles ist erlaubt und alles ist richtig. Dadurch, dass sie sich zeigen, können sie sich auch wandeln.

Läuft eine Yoni-Massage auf den Orgasmus hinaus?

Wenn eine Frau einen Orgasmus erlebt, ist das natürlich toll. Das ist aber nicht zwangsläufig das Ziel einer Session. Im Gegenteil: Manchmal ist es gut, wenn sich die Frau von dem Druck, kommen zu müssen, lösen kann.

Haben manche Frauen Angst, dass sie ihren Partner betrügen oder auf Frauen stehen, wenn sie sich von einer Frau sinnlich massieren lassen?

Für viele Frauen ist es die erste sinnliche Erfahrung mit einer anderen Frau. Aber wenn ich von jemand anderen berührt werde, bedeutet das nicht zwangsläufig, dass ich fremdgehe oder mich von meinem Partner trennen muss.

Worauf sollte man bei der Wahl der Masseurin achten?

Wer sich nur entspannen oder sich sexuell ausprobieren möchte, kann einfach in eines der vielen Tantra-Studios gehen. Wer eine wirklich tiefgehende Erfahrung sucht, sollte sich informieren, ob die Massierende in diesem Bereich schon Erfahrung gesammelt und eine therapeutische Weiterbildung hat. Ein Vorgespräch sollte auf gar keinen Fall fehlen.

Text: Daniela Singhal Porträt: Louka Leppard, alle anderen: Stephen Roehl

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