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Rico, 38, Callboy: "Was Frauen von mir wollen - außer Sex"

Rico, 38, Callboy: "Was Frauen von mir wollen - außer Sex"
© dsmckinsey/Getty Images
Rico, 38, arbeitet als Escort-Mann. Was die Kundinnen für einen Stundensatz von immerhin 200 Euro von ihm wollen? Der Callboy packt aus ...

Es ist nicht leicht, ein Traummann zu sein, und wenn auch nur für ein paar Stunden. Als Escort muss ich redegewandt, charmant und unkompliziert sein, etwas von einem Schauspieler und einem Psychotherapeuten in einem haben. Eigentlich bin ich Produktmanager, aber im Nebenjob arbeitete ich seit gut zehn Jahren bei einer Escort-Agentur.

Zwei Stunden mit mir kosten 400 Euro, im Durchschnitt werde ich für vier bis fünf Stunden gebucht. Die Frauen fragen bei meiner Agentur oft gezielt nach einem bestimmten Mann, der sich für Kultur interessiert oder ein romantisches Essen zu schätzen weiß. Das ist ihnen meist wichtiger als ein Sixpack, auch wenn ein athletischer Körper natürlich nicht schadet. Viele Frauen begleite ich dann ins Theater, in die Oper oder ein schickes Restaurant. Wer macht so etwas schon gern allein? Das Gute ist: ich muss das Interesse daran nicht heucheln, auch mir macht das Spaß. Finanziell nötig habe ich den Job nicht, ums Geld ging es mir beim Escort noch nie.

Die Kundinnen: Selbstbewusst, erfolgreich, anspruchsvoll

Die meisten meiner Kundinnen sind zwischen 30 und 50 Jahre alt und verdienen überdurchschnittlich gut als Geschäftsfrauen, Ärztinnen oder auch Boutique-Besitzerinnen. Diese Damen sind oft in der Gesellschaft bekannt, sie tragen Verantwortung im Beruf, sie können nicht einfach im nächsten Club einen Mann für eine Nacht aufreißen. Vielen fehlt auch die Zeit dafür, jemanden kennenzulernen. Die Frauen buchen mich, weil sie sich in der Öffentlichkeit mit einem attraktiven Begleiter zeigen wollen, das schmeichelt dem Ego.

Nach Trennungen trete ich auch mal als neuer Partner auf. Das stärkt den Frauen den Rücken, manche wollen auch ihren Ex damit eifersüchtig machen. Vorher stimmen wir uns natürlich über die wichtigsten Punkte ab: Wo haben wir uns kennengelernt? Wer arbeitet wo? Bei verzwickteren Fragen wechsele ich geschickt das Thema oder fordere meine Partnerin schnell zum Tanzen auf.

Manchmal geht's auch nur um Sex

Natürlich gibt es dann noch die klassischen Ehefrauen, die ihr langweiliges Sexleben aufpeppen wollen. In ihrer Ehe ist der Sex oft eingefahren oder gar nicht mehr vorhanden. Bei mir tanken sie neue Lust für zu Hause. In meinem Profil steht, dass ich sehr ausdauernd beim Sex bin, ein Callboy muss schon etwas mehr draufhaben als ein "durchschnittlicher" Mann. Vor allem aber darf ich nicht an mein eigenes Vergnügen denken, sondern muss immer die Kundin in den Vordergrund stellen.

Mein Job ist es, die Frauen zu verwöhnen, ohne Gegenverpflichtung. Die Kundinnen sind oft sehr selbstbewusst, sagen, was sie im Bett wünschen, wollen aber nicht jemandem noch was beibringen müssen. Schaffen müssen die im Alltag und im Job schon genug, nun wollen sie sich einfach mal fallen lassen. Und wenn man mit ihnen redet, sie fragt, was sie denken und wie es ihnen geht, ihnen dabei in die Augen schaut - dann lassen sie sich relativ schnell fallen.

Wanted: Die starke Schulter zum Anlehnen

Schätzungsweise 30 Prozent meiner Kundinnen suchen aber nur einen Gesprächspartner und Begleiter - ohne Sex. Es gibt Frauen, die sich bei mir über Jobprobleme und lieblose Partner beklagen, bei mir finden sie eine Schulter zum Anlehnen. Ich habe für alle Verständnis. Viel geht da über Menschenkenntnis und Erfahrung, man kann kein Programm abspulen. Es fällt mir nicht schwer, den Frauen das Gefühl zu vermitteln, begehrt zu sein. Ein Mann kann da sowieso nur schlecht etwas vorspielen: Wenn nichts geht, dann geht nichts. Das ist mir aber zum Glück noch nie passiert. Ob eine Frau fünf Kilo mehr wiegt oder nicht, das ist mir völlig egal. Und all meine Kundinnen bislang waren sympathisch und gepflegt.

Theoretisch besteht sicherlich die Gefahr, dass man sich mal verliebt, aber ich glaube nicht, dass mir das passiert. Das fände ich unprofessionell. Ich bin verheiratet, meine Frau weiß von meinem Job, und der hat nichts mit meinen Gefühlen für sie zu tun. Und ich glaube auch nicht, dass sich eine Kundin in mich verlieben möchte. Viele der Frauen genießen gerade die Unverbindlichkeit bei solchen Begegnungen.

Mit einem Callboy gibt es keine Beziehungsprobleme. Damit will sich keine belasten. Im Grunde biete ich nur Wellness, Seele und Körper inklusive. Und etwas, was den meisten Männern offenbar fehlt: Zeit. Das ist heutzutage echter Luxus.

Text: Alexandra Cavelius

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