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Postkoitale Dysphorie Wenn nach dem Orgasmus der After Sex Blues einsetzt

Frau sitzt deptimiert vor dem Bett, Mann schläft.
© irinamunteanu / Getty Images
Guter Sex soll ja bekanntlich die schönste Sache der Welt sein. Immerhin sorgen Orgasmen eigentlich bei den meisten von uns ein für ein absolutes High. Bei manchen Menschen bewirken sie jedoch genau das Gegenteil.

Sex, vor allem befriedigender, löst bei den meisten Menschen eine tiefes Gefühl von Zufriedenheit, Glückseligkeit und Zusammengehörigkeit aus. Doch bei einigen folgt auf den Höhepunkt ein emotionales Tief. Fachsprachlich heißt das Phänomen postkoitale Dysphorie. Die einen trifft es sporadisch, andere regelmäßig. Jede*r Dritte soll Umfragen zufolge schon einmal darunter gelitten haben. 

Was ist postkoitale Dysphorie?

Postkoitale Dysphorie ist eine Sexualfunktionsstörung und tritt in der Entspannungsphase nach ansonsten erfüllendem und einvernehmlichem Geschlechtsverkehr auf. Betroffene werden gefühlt aus dem Nichts traurig und betrübt, fangen scheinbar grundlos an zu weinen, sind ängstlich und melancholisch, manchmal sogar aggressiv. Auch Depressionen, ein erhöhtes Schamgefühl und Selbstablehnung können Symptome der postkoitalen Dysphorie sein. 

Was löst das Gefühlschaos aus?

Die genauen Gründe für den After Sex Blues sind bislang noch nicht abschließend geklärt, denn die Datenlage zu postkoitaler Dysphorie ist leider sehr mau. "Forschungsgelder zu bekommen ist in der Sexualmedizin bei vielen Fragestellungen fast unmöglich, es gibt kaum Pharma­interesse, wenn man von Erektionsstörungen einmal absieht. Dass es zu einem Thema wie der postkoitalen Dysphorie nur sehr wenige Publikationen gibt, ist daher nicht ungewöhnlich", so Psychiater und Sexualmediziner Dr. Jürgen Signerski-Krieger gegenüber Medical Tribune. Aber die Hormonausschüttung beim Sex scheint eine Rolle zu spielen. Neben Oxytocin werden unter anderem auch Adrenalin und Noradrenalin ausgeschüttet, die uns in einen Rauschzustand versetzen. Endet dieser abrupt nach dem Orgasmus, kann dies zu einem Gefühl von Traurigkeit und innerer Leere führen. Aber auch das jähe Ende der körperlich und emotionalen Verbindung zum Partner kann ein Grund sein. Tauchen wir aus dem Gefühlsstudel der Intimität wieder auf, löst dies möglicherweise Trennungsgefühle aus. Weitere Ursachen und Zusammenhänge finden sich in sexuellen Missbrauchserfahrungen, Verlust- oder Bindungsängsten, aber auch in Konflikten mit gesellschaftlichen Normen, Vorurteilen und Mythen sowie psychischen Störungen. Nicht zu unterschätzen ist auch die eigene Erwartungshaltung daran, wie Sex sein sollte. Intimität ist dynamisch und keine Performance auf Höchstleistungsniveau. Wenn am Ende kein Orgasmus bei rumkommt, ist das vollkommen ok. Wer das allerdings erwartet, kann durchaus die ein oder andere Enttäuschung erleben.

Kann man gegen die postkoitale Dysphorie etwas tun?

Kann man und sollte man auch. Lebt man in einer Beziehung, ist es wichtig mit dem*der Partner*in über diese Gefühle zu sprechen und ihn*sie einzuweihen. Im nächsten Schritt können Sexualtherapeut*innen oder medizinisches Fachpersonal (Allgemeinmedizin, Andrologie oder auch Gynäkologie) helfen. Da postkoitale Dysphorie durchaus die Beziehung zum*zur Partner*in beeinflusst und vor allem Intimität mit negativen statt positiven Gefühlen besetzt, sollte professionelle Hilfe auf jeden Fall in Anspruch genommen werden, um das belastende Stimmungsgefälle wieder in die Waagerechte zu heben. 

Quelle: Medical Tribune

Barbara

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