Anzeige

Sexualberaterin im "Miss Germany 2024"-Finale "Wenn ich sage, was ich mache, werde ich sehr oft nach meiner Karte gefragt"

Sexualberaterin Mignon Kowollik
© Anri Coza / PR
Eine Sexualberaterin wird Miss Germany 2024? Möglich wäre es. Mignon Kowollik hat es bereits unter die Top 10 geschafft. Ihre Mission? Aufklärung.

Am 24.2. wird die diesjährige Miss Germany in der Europa-Park Arena in Rust ausgezeichnet. Wer denkt, es ginge dabei noch immer nur um eine schlanke Taille und ein bezauberndes Lächeln im Badeanzug, befindet sich auf dem Holzweg. Im Zentrum steht seit der Transformation 2019 Engagement. Es werden Frauen ausgezeichnet, die Verantwortung übernehmen, die eine Mission haben und als Vorbild vorangehen. Die Gewinnerin bekommt 25.000 Euro für ihr Herzensprojekt, ein professionelles Management und vor allem ein Netzwerk, um ihrer Mission Gehör und Reichweite zu verschaffen. 

Eine der diesjährigen Finalistinnen ist Sexualberaterin, Moderatorin und Speakerin Mignon Kowollik. Ihr Thema: Aufklärung und Enttabuisierung von Sexualität. Denn: Frauen wüssten immer noch viel zu wenig über Sex, aber auch über ihren eigenen Körper, sagt sie.

Gehör verschaffen

Dass das Thema relevant ist, sieht auch die Jury. Immerhin hat es Mignon bereits unter die Top 10 geschafft. Ihre Teilnahme zeigt aber auch, wie sich die Miss-Germany-Wahl gewandelt hat. Mit 42 Jahren ist sie die älteste Teilnehmerin überhaupt. Noch im letzten Jahr lag die Altersgrenze bei 38 Jahren, auch schwangere Frauen oder Mütter durften lange Zeit nicht dabei sein. Mittlerweile ist das kein Problem mehr. Und jetzt, wo Mignon es schon so weit geschafft hat, will sie natürlich auch gewinnen: "Ich will ehrlich sein: Das Ziel ist, Miss Germany zu werden."

Mit dem Preisgeld möchte sie gern eine Praxisgemeinschaft gründen, aktuell berät sie hauptsächlich online. Das sei natürlich super, weil es so flexibel gestaltet werden könne, aber gleichzeitig brauche es manchmal auch das persönliche Sich-Gegenübersitzen.

Aktuell absolviert Mignon eine Weiterbildung in Frauengesundheit und befasst sich mit dem Komplex Wechseljahre und Sexualität, berät aber auch zu Schmerzen beim Sex und Orgasmusproblemen bei Frauen, während Männer meist mit den Themen Fremdgehen, Sexsucht oder unausgesprochenen sexuelle Phantasien zu ihr kommen.

"Beinahe jede Frau hat ein Anliegen"

Dass ihre Profession einen Nerv trifft, merkt sie auch im Gespräch mit anderen.
"Wenn ich sage, ich bin Sexualberaterin, werde ich von sehr vielen anschließend nach meiner Karte gefragt." Fast jede Frau habe ein Anliegen und das habe sehr häufig etwas mit Kommunikation zu tun. Deshalb lässt sich Mignon gerade zur psychotherapeutischen Heilpraktikerin ausbilden. Einige Probleme seien gar nicht anatomisch bedingt, sondern stecken in den Köpfen oder sind eine Kombination aus beidem. Um den Ursachen auf den Grund gehen zu können, müssten sie meist in die Kindheit eintauchen. "Wie bist du aufgewachsen? Wie wurde Sexualität in deiner Familie thematisiert? Aber auch: Welche Rolle spielt Religion?" – Fragen, die Mignon ihren Klient:innen stellt.

"Ich habe einen Fall, den ich lange betreut habe. Er ist in einer Beziehung, möchte heiraten und Kinder kriegen. Er liebt sie über alles, aber geht zu einer Domina. Er wurde sehr streng katholisch erzogen. Sein Glaubenssatz: Frauen dürfe man kein Leid zufügen, daher sei es nur gerecht, wenn die Frauen ihm Leid zufügen. Er wollte von mir auch hören, was er für ein schlechter Mensch ist, weil er seine Freundin betrügt, und dass er dafür bestraft werden muss. Aber meine Aufgabe ist es, zu schauen, was er braucht und wenn das bedeutet, dass er weiterhin dort hingehen muss, weil sonst sowohl er selbst als auch die Arbeit darunter leiden, dann ist es das. Warum soll ich was kaputt machen, was sonst so funktioniert? Wenn diese Person aber leidet, weil sie ein Geheimnis hat, dann empfehle ich, es dem:der Partner:in zu erzählen."

Frauen gehen heute mehr ihren Bedürfnissen nach

In der Liebe gibt es keine Garantien, dafür aber unterschiedliche Bedürfnisse, über die wir mehr sprechen sollten. Ein gutes Beispiel sei dafür die Gen Z, also die Generation, die um die Jahrtausendwende geboren wurde. Die wachse schon wieder ganz anders auf, sei viel offener und könne sehr viel besser zwischen Liebe und Sex trennen, das sei total spannend, wie sich das entwickle. "Es gibt da kein Richtig und kein Falsch, nur ein Anders." Das zeigen auch die Ergebnisse der jüngsten Studie der Dating-Plattform Ashley Madison, für die Mignon ebenfalls beratend tätig ist. Gerade die Gen Z habe für sich erkannt, dass man mit mehr als einer Person Sex haben kann, um die eigenen Bedürfnisse zu befriedigen. "Frauen sind da sogar aktiver als Männer. Was auch immer wieder überraschend ist. Aber auch die Frauen gehen mehr ihren Bedürfnissen nach und experimentieren mehr."

Sexualberaterin Mignon Kowollik
© Anri Coza / PR

Ob Mignon die Jury überzeugen kann und den Titel die Auszeichnung "Miss Germany 2024" gewinnt, erfahren wir am 24.2. Das Finale kann unter twitch.tv/missgermany von zu Hause aus verfolgt werden.

Brigitte

Mehr zum Thema

VG-Wort Pixel