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#neueoffenheit Dana ist bisexuell: "Das Fluide irritiert Menschen"

#neueoffenheit: Dana Wetzel
Sätze wie "Du muss dich mal entscheiden!" will Dana Wetzel nicht mehr hören.
© Jewgeni Roppel
Dana Wetzel, 44, Personalerin und Aktivistin, stößt mit ihrer offen gelebten Bisexualität immer wieder auf Voruteile.

Eigentlich hätte ich schon in der Pubertät wissen können, dass ich anders ticke als andere, in dem ostdeutschen Dorf, in dem ich aufgewachsen bin. Da hat jemand im Jugendclub einen Porno aus Westdeutschland eingeschleppt, und ich fand die Frauen darin viel aufregender als die Männer. Aber ich habe das gar nicht hinterfragt. In meinem Umfeld war schlicht nichts anderes denkbar als Heterosex, und irgendwann hatte ich meine ersten Beziehungen mit Jungs.

Erst später im Studium habe ich das erste Mal mit einer Frau geschlafen. Aber trotzdem hat es danach noch mehr als zehn Jahre gedauert, bis ich verstanden habe: Das ist keine Phase. Dass ich mich in Menschen verschiedener Geschlechter verlieben und sie begehren kann, ist Teil meiner Persönlichkeit.

Mit dem Outing kam eine innere Ruhe - und die Vorurteile

Mit Anfang 30 habe ich mich gegenüber Freund*innen und Familie ehrlich gemacht und gesagt: Ich will mich nicht mehr verstecken oder rechtfertigen, ich bin so. Damit kam für mich eine große innere Ruhe, Klarheit und Sicherheit.

Meine Familie stand immer hinter mir, auch Kolleg*innen und meine Chefin, aber mein alter Freundeskreis hat sich durch das Coming-out schlagartig halbiert. Es ist dieses Uneindeutige, Fluide, das viele Menschen irritiert. Es kommen Sätze wie: Du musst dich mal entscheiden! Und es kommen Vorurteile von beiden Seiten: der Mehrheitsgesellschaft wie der queeren.

Bei Heteromännern geht oft das Kopfkino los: „Boah, geil, die ist für einen Dreier zu haben.“

Lesbische Frauen fürchten, sie könnten von Bi-Frauen als Versuchskaninchen benutzt und dann wieder aussortiert werden.

Mir ist deshalb wichtig, dass wir als eigenständige Gruppe der LGBTQIA+- Community gesehen werden, in der Öffentlichkeit, in der Politik, aber auch im Alltag. Als Role Model für Kinder und Teenager, wie ich sie damals gern gehabt hätte. Deshalb bilde ich mich weiter als Coach für Beratungsstellen und engagiere mich, lokal sowie im bundesweiten "Bisexuellen Netzwerk" (BiNe). Aber ich sage immer: Ich bin die Erste, die dafür stimmt, unseren Verein aufzulösen, wenn unsere Art zu lieben so selbstverständlich wird, dass sich niemand mehr dafür rechtfertigen muss. 

Protokoll: Verena Carl Brigitte

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