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Catcalling: Was es ist und wie du dich wehrst

Catcalling: Ein junger Mann deutet mit dem Zeigefinger, man solle zu ihm kommen
© Aaron Amat / Shutterstock
Catcalling ist eine Form der sexuellen Belästigung und die meisten Frauen haben es schon mal erlebt. Wir erklären, was es ist, und wie du reagieren kannst.

Catcalling: Was ist das eigentlich?

  • "Na Süße, heute schon was vor?"
  • "Uh lala, wen haben wir denn da?!" 
  • +++EINDEUTIGES PFEIFEN+++
  • +++KUSSGERÄUSCH+++
  • "Hey Schnecke, komm doch mal rüber!"
  • "Wow! Geiler Arsch!"

DAS ist Catcalling. 

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Catcalling: Definition

Im Urban Dictionary werden Catcalls als übergriffige, sexuell aufgeladene Kommentare von Männern gegenüber Frauen bezeichnet, die ihnen auf der Straße bzw. sonstigen öffentlichen Räumen über den Weg laufen. Oft beinhalten Catcalls Anspielungen auf das Aussehen und den Körper.

Heißt also: Catcalling ist eine verbale sexuelle Belästigung, und zwar – wie der Name deutlich macht – eine einseitige: Männer belästigen, Frauen werden belästigt, deshalb "Cat" und nicht "tom cat", "dog" oder "donkey" ...

Catcalling ≠ Kompliment

Jede Frau, die schon mal Catcalling erlebt hat, (also jede Frau) weiß: Mit einem Kompliment, Wertschätzung, Interesse oder Respekt hat diese Art der Aufmerksamkeit nichts zu tun und sie fühlt sich alles andere als gut an. Im Gegenteil, Catcalling ist eine Herabwertung der Frau und eine Geste der vermeintlichen (!) männlichen Dominanz und Überlegenheit – oder kannst du dir vorstellen, wie jemand z. B. seinem Chef oder einem Kreditgeber zu pfeift und mit den Worten begrüßt: "Schickes Outfit! Heute noch was vor?!"? Eben! Pfeifend kommuniziert man vielleicht mit Hunden – aber sicher nicht mit Menschen, die man respektiert. 

Catcalling: Was bringt es den Tätern?

Natürlich kommt Catcalling bei unterschiedlichen Frauen auch unterschiedlich an. Die einen verbuchen es lediglich als lästige Alltagserscheinung, andere verunsichert und ängstigt es so sehr, dass sie sich selbst im Sommer nicht in kurzem Rock auf die Straße trauen. Doch so gut wie jede Frau fühlt sich von Catcalling mindestens genervt, an kaum einer geht es völlig spurlos vorbei. Problem: Selbst wenn man das noch so oft sagt und versucht, es Männern klarzumachen – es wird die wenigsten davon abhalten. Für viele Täter ist das Pfeifen, Knutschgeräuche machen und Kommentieren ein fest etabliertes, zum Teil auch routiniertes Mittel, ihr eigenes Selbstbewusstsein zu stärken und sich gut zu fühlen. Deshalb machen es in der Regel auch vor allem Männer, die zum Beispiel bei Frauen nicht so gut ankommen oder in anderen Lebensbereichen weitgehend erfolglos sind. 

Immerhin: Damit haben wir schon mal einen Anhaltspunkt, wie wir uns am besten gegen Catcalling wehren können. Wir brauchen nur etwas zu tun, das dem Catcaller ein schlechtes Gefühl gibt und ihn verunsichert. 

Catcalling: So kannst du dich wehren

Eines vorweg: DIE eine optimale Strategie, auf Catcalling zu reagieren, gibt es nicht. Zum einen, weil die belästigten Frauen unterschiedlich sind – die eine tut sich leichter damit, einen Catcall zu ignorieren, andere fühlen sich gut, wenn sie den Belästiger konfrontieren. Zum anderen sind die belästigenden Männer genauso unterschiedlich und komplex (ja, sie sind komplex!). Manche fühlen sich durch Ignoriert werden angespornt und motiviert, andere verunsichert. Daher ist es am besten, so zu reagieren, wie es dir und deiner Art am ehesten entspricht. Damit fühlst du dich am wohlsten – und im Zweifel kommt es auch am glaubwürdigsten und überzeugendsten rüber. Hier sind drei gängige und praktikable Strategien für den Umgang mit Catcalling.

  • Ignorieren: Catcalling zu ignorieren ist für viele Frauen die einfachste Variante. Am besten keine Miene verziehen, eine aufrechte Haltung einnehmen und den Kopf hochhalten und stolz und würdevoll weitergehen, als wäre nichts gewesen. Zwar erteilst du dem Catcaller damit sicher nicht die prägendste Lektion, aber zumindest bestätigst du ihn nicht in seinem Verhalten.
  • Konfrontieren: Dem Catcaller klipp und klar zu sagen: "Lassen Sie das gefälligst! Ich fühle mich davon belästigt", erfordert zwar Mut, ist aber oft sehr wirkungsvoll. Besonders das Siezen stellt eine Distanz und eine Grenze wieder her, die der Belästiger mit seiner Aktion überschritten hat / überschreiten wollte. Wichtig bei konfrontativer Ablehnung ist allerdings, dass sie laut, direkt und entschlossen geäußert wird. 
  • Ein Lied pfeifen: Experten empfehlen, man solle als Cat gecallte einfach selber anfangen, ein Liedchen zu pfeifen. Vielen Frauen erfahren dadurch, dass sie ihre eigene Stimme hören, ein Gefühl von Ruhe und Kraft, den Belästiger wiederum kann so eine Reaktion überraschen und aus dem Konzept bringen. Auf gewisse Weise schlägt man ihn damit mit den eigenen Mitteln.

Auf keinen Fall solltest du einem Catcaller eine Frage stellen wie z. B. "Was soll das?" oder höflich und zögerlich auftreten ("Lassen Sie mich bitte in Ruhe!"). Bei den meisten kommt das wie eine Bestätigung an und sie fühlen sich zu weiteren Reaktionen aufgefordert. 

Übrigens: Einen besonders kreativen und mutigen Umgang mit Catcalling wählte die Niederländerin Noa Jansma, die vor einiger Zeit den Instagram-Account "dearcatcallers" ins Leben rief. Dort postete die junge Frau Selfies mit ihren Catcallern, um auf das Problem aufmerksam zu machen und die Täter vorzuführen. Mehr über Noa Jansma und ihre Aktion erfährst du in unserem Artikel. 

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