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Beziehung Flaute im Bett – wer hat eigentlich daran "Schuld"?

Beziehung: Ein Paar liegt nebeneinander im Bett
© Kaspars Grinvalds / Shutterstock
Wenn Paare keinen Sex mehr haben, geht das laut Psycholog:innen meistens vor allem von einer Seite aus – aber von welcher?

Insgeheim wissen wir natürlich, wer schuld daran ist, wenn ein Paar keinen Sex mehr hat: Der Wendler. Auf ihn können wir bekanntlich alles schieben und haben damit grundsätzlich recht. Und jetzt Spaß beiseite, schließlich ist das Thema durchaus ernst.

Laut Amorelie-Sexreport für das Jahr 2020 haben 27 Prozent der Paare in Deutschland höchstens einmal im Monat Sex – und aus Sicht von Expert:innen gelten Partnerschaften, in denen die Beteiligten weniger als zehnmal im Jahr miteinander schlafen bereits als "non-sexual". Gerade bei älteren Paaren, die schon lange zusammen sind, verwandeln sich Leidenschaft und Erotik häufig von einem festen Bestandteil ihres Beziehungsalltags in eine Ausnahme, zu der man sich vielleicht zu besonderen Anlässen wie Hochzeitstag oder Geburtstag mal aufrafft. Aber passiert das eigentlich einvernehmlich? Oder ist dieser Trend vielleicht einer Seite mehr anzulasten als der anderen? 

Psychologe verrät: Unsicherheit beim Mann häufige Ursache für Sexflaute

"Die 'politisch korrekte' Antwort wäre, dass es eine gemeinsame Entscheidung ist, doch das entspricht nur selten der Wahrheit", schreibt der Psychologe Barry W. McCarthy in "Psychology Today". "Die naheliegende Antwort wäre, dass die Entscheidung wahrscheinlich mehrheitlich von Frauen ausginge, da etwa jede dritte Frau von chronischer Lustlosigkeit berichtet." Allerdings sei es McCarthy zufolge tatsächlich in heterosexuellen Beziehungen, insbesondere bei Paaren jenseits der 50, in den allermeisten Fällen der Mann, der auf die sexuelle Bremse tritt. "Es ist nicht so, dass er aufhört, Sex haben zu wollen", so der Psychologe. Vielmehr liege der Grund für die Vermeidung von Intimität bei Männern in den meisten Fällen in einem Verlust des Vertrauens in die eigene Erektion und "Leistungsfähigkeit" beim Geschlechtsverkehr. 

"Der Mann fühlt sich gefangen in einem Teufelskreis aus Angst, Anspannung und leistungsorientiertem Sex, in dem er schnell zum Akt kommen will, weil er fürchtet, seine Erektion zu verlieren. Das verursacht Frust, Scham und führt schließlich zum Vermeidungsverhalten", erklärt McCarthy die männliche Psyche. Dummerweise sei es ihm zufolge eher untypisch, dass Betroffene mit ihren Partner:innen über ihre Unsicherheiten reden – stattdessen neigen sie sogar eher dazu, ihnen ihr Unbehagen zuzuschreiben und unbewusst sie für die fehlende Intimität verantwortlich zu machen. Was das Problem natürlich deutlich schlimmer macht.

Von Angst motivierte Sexlosigkeit schadet oft der Beziehung

"Statt zu 15 bis 20 Prozent eine positive Rolle in ihrem Leben und ihrer Beziehung zu spielen, hat Sexualität zu 50 bis 75 Prozent eine negative Auswirkung, die die Betroffenen runterzieht und ihrer Bindung schadet", schreibt McCarthy. Schließlich ist es egal, ob wir 30 sind oder 70: Sex erzeugt immer Intimität, verbessert Wohlbefinden und Körpergefühl und hebt die Stimmung. Und ein (unfreiwilliger) Verzicht eben nicht.

Deshalb empfiehlt der Experte, um eine Sexflaute langfristig zu überwinden, idealerweise eine:n Therapeut:in aufzusuchen, die:der dabei hilft, die Ursachen und Wurzeln der Hemmungen aufzudecken. Davon abgesehen könne es ein guter Anfang sein, die gemeinsamen Ansprüche an Erotik herunterzuschrauben und mehr Wertschätzung für sexuelle Zärtlichkeiten ohne Verkehr zu entwickeln, z. B. Kuscheln, Streicheln, Necking. Schließlich ist, wenn man sich liebt und gegenseitig vertraut, jede Art von Körperkontakt schön und befriedigend. Und das empfinden wir in der Regel übrigens alle so – unabhängig von unserem Geschlecht.

Verwendete Quellen: Psychologytoday.com, Amorelie

sus Brigitte

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