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Zu spät: "Ich kann einfach nicht pünktlich sein"

Zu spät auf der Arbeit
© fizkes / Shutterstock
Zu spät kommen nervt. Die Wartenden - und die, die sich abhetzen. Kleine Tricks und gute Tipps, wie man Verlässlichkeit trainieren kann.

Der "vorverlegter-Termin"-Trick

Anik Roerdink-Veldboom, Dipl.-Psychologin und Selbstmanagement-Trainerin, Hamburg

Zu-spät-Kommer sind extrovertierte, lebhafte, verspielte Menschen - und werden mit diesem Charakterzug vermutlich bereits geboren. Wer das weiß, kann ein wenig gelassener mit ihnen umgehen. Denn böse gemeint ist eine Verspätung eigentlich nie. Wer oft unpünktlich ist, verzettelt sich vermutlich ohnehin leicht und kann schwer Nein sagen. Oder er ist ein Perfektionist ("Bevor es nicht tipptopp aufgeräumt ist, verlasse ich nicht das Haus!"). Unpünktliche Menschen verarbeiten in ihrem Gehirn die Zeit anders: nicht linear, sondern synchron. So jemand erledigt nicht eins nach dem anderen, sondern alles zugleich. Mein Tipp: Bei Verabredungen, die man heute für Freitag in 14 Tagen um 20 Uhr trifft, "19.45" oder gar "19.30" in den Kalender eintragen. Wenn man dann am betreffenden Tag den Timer aufschlägt, wird man diesen Trick längst vergessen haben, wird mit schlechtem Gewissen um acht eintreffen, im eigenen Weltbild also wieder mal zu spät kommen - aber für den Gastgeber pünktlich.

Der "ungerade-Uhrzeit"-Trick

Lis Droste, Etikette-Trainerin und Buchautorin ("Im Trend: Stil und Etikette"), Frankfurt

Pünktlich zu sein heißt, den anderen wichtig zu nehmen und Respekt vor ihm zu haben. Wer unpünktlich ist, ist unhöflich - und er stiehlt anderen Menschen ihre Zeit. (Übrigens: Wenn man schon zu spät kommt, sollte man immer anrufen oder wenigstens eine kurze SMS schicken, das gebietet die Höflichkeit.) Hinzu kommt: Wer ein vernünftiges Zeit-Management betreibt, reduziert den eigenen Stress ganz enorm. Wer einen unpünktlichen Menschen überlisten will, sollte beispielsweise Treffen mit ihm nur noch für eine möglichst kuriose Zeit ausmachen. In der Regel legen wir unsere Termine ja stets auf die volle oder halbe Stunde - und müssen dann damit leben, dass die Unpünktlichen statt um neun immer um zehn nach neun kommen.

So jemanden treffe ich also ab sofort nicht mehr um neun, sondern nur noch um 9.13 Uhr oder um 8.50 Uhr. Bei solchen Uhrzeiten ist selbst so jemand überrascht, muss sich deshalb sehr auf diese Zeit konzentrieren, wird demnach häufiger auf seine Uhr sehen - und infolgedessen rechtzeitig da sein.

Der "Prioriäten setzen"-Trick

Wecker
© maradon 333 / Shutterstock

Prof. Dr. Lothar Seiwert, Autor des Buches "Das Bumerang-Prinzip: Mehr Zeit fürs Glück", Heidelberg

Wer zu spät kommt, schätzt sich selbst falsch ein. Dagegen hilft nur, sich gnadenlos zu disziplinieren, also reichlich Sicherheitsmomente einzubauen. Die Klassiker: alle Uhren fünf bis zehn Minuten vorstellen - und morgens oder im Büro vor wichtigen Konferenzen auch mal vier Wecker klingeln lassen. Pünktlich zu sein heißt aber auch, Prioritäten setzen und seine Zeit effektiv managen zu können. Wenn ich selbst beispielsweise einen Flug erreichen muss, nehme ich mein Frühstück von zu Hause mit und habe den Rasierer dabei. Lieber bin ich eine Stunde zu früh am Flughafen, als dass ich den Flieger verpasse. Und damit diese Stunde nicht ungenutzt verstreicht, frühstücke ich also dort und rasiere mich im Auto. Oder steige zur Not unrasiert in den Flieger. Aber meine Priorität ist klar: Der Flug ist das Wichtigste, alles andere ist nachgeordnet. Wer im Alltag immer zu spät kommt, hat stets zu wenig Pufferzeiten eingeplant, sich den Tag zu voll gepackt. Faustregel: Es dauert immer alles doppelt so lange, wie wir denken. Wer seinen Terminkalender danach ausrichtet, wird pünktlich sein.

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