Natürlich bin ich in der großen Familie einerseits fast permanent gefragt, andererseits bietet sie auch Freiheiten. Denn gerade weil so viele Kinder da sind und inzwischen auch schon ältere, kann ich mich schon mal davonstehlen.
Selbstbestimmt über Richtung und Tempo entscheiden
Trotzdem habe ich nur selten Momente für mich. Zum Beispiel wenn ich eins unserer Kinder irgendwo mit dem Auto abhole – weil wir auf unserem Hof ja etwas abgelegen wohnen und keine Busanbindung haben – und nicht gleichzeitig noch andere an Bord habe. Dann drehe ich die Musik auf und genieße die Minuten für mich. Und am Wochenende gehe ich manchmal allein mit dem Hund spazieren. Wenn dann jemand mitwill, sage ich auch schon mal deutlich Nein. Denn ich freue mich über die Stille und darüber, dass ich selbstbestimmt über Richtung und Tempo entscheiden kann.
Diese Zeit tut mir gut, aber viel mehr davon muss es auch nicht sein. Ein ganzes Wochenende allein wegzufahren würde mich zum Beispiel gar nicht reizen. Stattdessen versuche ich, selbst wenn die Kinder dabei sind, mir gedankliche Auszeiten zu nehmen. Wenn ich mit dem Rad fahre und zwei hinter mir im Fahrradanhänger sitzen, oder wenn ich mit meinem Enkel Theo auf dem Rücken im Sommer auf die Schafwiese gehe, dann braucht mal ein paar Minuten niemand Ansprache und Aufmerksamkeit und ich kann meinen Gedanken freien Lauf lassen. Ich gehe ganz für mich in meinem Kopf spazieren. Selbst wenn es nur mega kurz ist - auch das gibt Energie.
Andrea Leinthaler, 52, hat Agrarwissenschaften studiert und lebt mit ihrem Mann und mittlerweile noch sieben der zehn Kinder plus einem Enkel auf einem Hof im Allgäu.
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