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Wut ist gut! Wie wir unsere negativen Gefühle nutzen können

Frau schreit
© Tommaso Tuzj / Getty Images
Wütend sein macht Falten, ist anstrengend und irgendwie ein blödes Gefühl. Aber es gehört nun mal zum Leben dazu und manchmal wollen wir auch einfach richtig bockig sein. Doch Wut kann gleichzeitig auch ein Motor sein. Wie wir unsere negativen Gefühle für etwas Gutes nutzen können, erklärt Psychologin Dr. Yana Fehse.
Von Dr. Yana Fehse

Alle Gefühle sind in Ordnung und gehören zu uns. Oft werden solche Gefühle wie Angst, Wut oder Ärger als ausschließlich negativ betrachtet und verständlicherweise nach Möglichkeit vermieden. Was ist daran das Problem? Das, was vermieden wird, hat die Neigung, immer größer zu werden – und nimmt nach und nach mehr Raum ein. 

Bei Wut haben wir dann ein ernsthaftes Problem, wenn nicht wir sie kontrollieren, sondern sie uns. Denn die Folgen von Wut können verheerend sein. Allerdings muss Wut nicht zwingend in seiner extremen Form auftreten. Zunächst keimt leichter Ärger auf, der sich steigert und ab einem gewissen Punkt haben wir es mit Wut zu tun. Die Kunst des Wütenden besteht nun darin, dieses Muster zu erkennen und zu verstehen, dass Wut nicht einfach nur so kommt und geht, sondern sie z.B. uns etwas in unserem Leben ganz konkret aufzeigen will. Und da wir Menschen uns immer entscheiden können, besteht die Chance, Wut in positive Energie umzuwandeln, die uns auf unserem Weg weiterbringt.

Die Psychologin Dr. Yana Fehse aus Hamburg weiß ganz genau, worum es dabei geht und wie diese Transformation funktionieren kann. Als anerkannter Mindset-Coach kann sie dank ihrer bewährten Strategien dabei helfen, wie ihr euch ein extremes Gefühl wie Wut auf dem Weg zu eurem Ziel nutzbar machen könnt:

1. Nutze deine Wut als Motor für beruflicheVeränderungen!

Zuerst muss für dich verständlich werden, warum dich etwas wütend macht. Meist ist der Auslöser ein sich wiederholendes, scheinbar unlösbares Problem oder du bist mit der gegebenen Situation einfach maximal unzufrieden. Wir können auf diese Weise lernen, unsere Wut zu verstehen. Sie zeigt uns auf, was uns konkret reizt bzw. auf die Palme bringt. In diesem Moment kannst du dich entscheiden: Du nimmst eine Opferhaltung ein und lässt der Wut freien Lauf, d.h. du beklagst dein Schicksal und machst andere verantwortlich. Oder du ergreifst die Chance, deine Wut zu akzeptieren und den Fokus auf die beiden entscheidenden Fragen zu lenken: Was hat die Wut mit mir zu tun? Was muss ich langfristig ändern? Und was kann ich kurzfristig tun, um Schlimmeres abzuwenden? Denn es ist gut möglich, dass deine Wut ein klares Zeichen dafür ist, dass du sogar etwas Grundlegendes in deinem Leben ändern musst. Ärger klopft mitunter nur leicht an die Tür – und wird gerne überhört. Wut aber hämmert mit voller Wucht in deinem Leben. Vielleicht lautet ihre Botschaft: "Hey, jetzt reicht es! Bis hierhin und nicht weiter! Hier ist Stopp! Es muss sich was ändern – und zwar sofort!". Nutze diese Emotionen, die durch Wut entstehen, um dir einen Ruck zu geben. Setze den Startschuss für endlich erforderliche Veränderungen – und ziehe sie durch! Gelingt es dir, deine Wut zu zivilisieren, kannst du sie als Motor für die Umsetzung dieser Veränderung wunderbar zum Einsatz bringen.

2. Nutze deine Wut stets als Wegweiser!

Auch in unseren persönlichen Beziehungen kann Wut ein nützlicher Wegweiser sein, z.B. um eine Alltagsroutine zu durchbrechen, die uns vielleicht schon lange stört. Themen wie Abwaschen, Putzen oder Wäschewaschen sind häufig vordergründige Streitthemen in langjährigen Beziehungen, doch Paare sprechen ihren tiefsitzenden Frust über die mangelnde Befriedigung ihrer Bedürfnisse meist nicht mehr untereinander an, weil sie resigniert haben. Aufkeimende Wut ist dabei ein wichtiger Indikator, dass in der Beziehung etwas nicht stimmt und daher dringend eine Veränderung angezeigt ist. Spätestens jetzt sollte die Wut als mögliche zerstörerische Kraft erkannt werden und um der Beziehung Willen sollte möglichst ein offenes Gespräch unter den Partnern geführt werden – zumindest sollte man es anbieten. Wer sich Wut eingestehen kann, kann sich auch eingestehen, dass sein "Liebestank" leer ist, ansonsten wäre er nicht wütend. Wut kann hier als Kehrtwende in der Beziehung bewusst eingesetzt werden – nach dem Motto: "Wir reden jetzt miteinander und entwickeln eine Strategie, wie wir unsere Liebestanks wieder füllen." So baust du – natürlich ohne jede Garantie für ein Gelingen – langfristig bessere Chancen auf eine gesunde Beziehung auf und entdeckst vielleicht positive Seiten an deinem Partner neu, die du vorher gar nicht mehr gesehen hast. Wer die Wut jedoch in sich hineinfrisst, riskiert eines Tages die Eskalation und das mitunter mit unabsehbaren Folgen.

3. Mit Wut raus aus der Komfortzone

Alle Gefühle haben das Potential, uns einen echten Energieschub zu geben – dazu gehört ohne Zweifel die stärkste Kraft, Liebe, aber auch Wut trägt eine Menge Energie in sich. Wer Wut spürt, kann sie zu einem Antriebsmittel machen, das uns hilft, aus der eigenen Komfortzone auszubrechen und völlig Neues zu wagen. Wir benötigen in manchen Lebenslagen eben einen besonderen Ruck – und Wut kann uns die nötige Power und Energie geben, um berufliche oder sportliche Hürden zu meistern – ganz nach dem Motto "Jetzt erst recht!". Schon so manche wütende Kabinenrede hat in der Halbzeitpause für die Kehrtwende im Fußballmatch gesorgt. So kann man über sich hinauswachsen und ein schon verloren geglaubtes Spiel gewinnen. So kann man das Beste aus sich herausholen, weil man sich die vorherige Situation, die zu Wut führte, nicht länger geben will.

4. Erkenne Wut als Lehrmeister des Lebens

Wenn Ärger in Wut umschlägt, ist wahrscheinlich vorher schon etwas gründlich schiefgelaufen. Manchmal kommt die Wut aber auch plötzlich über einen – wie aus dem Nichts. Ein Reiz, der uns triggert und schon ist die Wut in uns. Aber unabhängig davon, ob sich die Wut langsam entwickelt oder plötzlich da ist, sie ist immer unser Lehrmeister und zeigt uns, was noch nicht gut bei uns läuft. Was kann dich deine Wut konkret lehren? Dr. Fehse: "Vor allem im zwischenmenschlichen Bereich kann sie dabei helfen, das, was uns wichtig ist, zu erkennen. Das, was uns wütend macht, ist uns wichtig." Die Hamburger Psychologin stellt heraus, dass sich über diese Erkenntnis ganz bewusst auch mehr Gelassenheit entwickeln lässt (z.B. bei Fehlverhalten von Kindern). Denn Wut zeigt dir ganz deutlich, dass du noch längst nicht am Ende deiner persönlichen Entwicklung bist bzw. du noch Luft nach oben hast. Wir alle können jeden Tag etwas Neues über uns und andere lernen. Gerade Situationen, die uns wütend machen, können wir als Chance zur Weiterentwicklung und Fehlerbehebung ansehen. Wer nach seinen Wünschen und Neigungen leben kann, wird daher kaum in Wut geraten. Er hat buchstäblich ein dickes Fell, an dem kritische Situationen abprallen. Und dennoch kann auch der ausgeglichenste Mensch von einem Dritten zur Weißglut getrieben werden. Ein Perspektivwechsel hilft uns zu verstehen, dass wir alle nicht ganz fehlerfrei sind, und so können wir vielleicht überzogene Erwartungshalten an die gegebene Situation anpassen und uns neu ausrichten.
Dr. Fehse hebt hervor: "Wer eine positive Grundhaltung gegenüber Ärger und Wut einnimmt, ist klar im Vorteil. Wut kann man durchaus kontrollieren. Tief durchatmen, mal kurz aus der Situation rausgehen. Jeder Mensch hat diesen zeitliche Moment, wo er sich entscheiden kann. Er kann also die zerstörerischen Kräfte bewusst in leistungsfördernde Energie umwandeln und sich so selbst zum Erfolg verhelfen."
Dr. Yana Fehse
© PR

Über die Expertin

Dr. Yana Fehse ist Psychologin, Mindset-Coach und Expertin für ein souveränes und überzeugendes Auftreten. Seit 2015 ist sie selbstständig als Coach und Trainerin u.a. für eine Unternehmensberatung und viele renommierte Unternehmen tätig, u.a. AIRBUS, OTTO. Heute hat sie sich auf die Persönlichkeitsentwicklung und Unterstützung von Unternehmer:innen und Führungskräften spezialisiert. Ihre Vision ist es, dass möglichst viele Menschen wissen, wie sie die nächsten Schritte auf ihrer Karriere-Leiter erfolgreich und mit viel mehr Überzeugungskraft, Freude und Zuversicht gehen können.

Barbara

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