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Wir spielen die Musik!

Wer Lust hat, ein Instrument zu lernen, Arien zu schmettern oder wild Musik zu spielen, sollte das unbedingt tun - vielleicht gleich noch an diesem Wochenende. Denn Musik macht glücklich. Und schlau. Drei Frauen erzählen von ihrer Leidenschaft, warum sie welches Instrument lernen und wie.

"Zum Üben geh ich ins Büro"

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Hedwig Eversmann, 51, Exportkauffrau, spielt Saxophon

"In den 90er Jahren war ich auf einem Tina-Turner- Konzert. Die hatte einen sehr schicken Saxophonisten dabei. Ich fand aber auch den Sound toll - der war so satt. Da wusste ich, dass ich Saxophon lernen will. Auslöser war dann ein Deal mit meinem Mann. Ich war zu dem Zeitpunkt in einer schwierigen Fortbildung, und er meinte, wenn ich die schaffe, schenkt er mir den Unterricht. Dabei hatte ich mit Musikunterricht als Kind schlechte Erfahrungen gemacht. Besonders schlimm war es mit meiner Klavierlehrerin auf der Klosterschule. Die hat mir bei jedem Fehler auf die Finger geschlagen. Deswegen glaube ich nicht, dass es Kindern oder Jugendlichen leichter fällt, ein Instrument zu lernen. Als Erwachsener tut man es einfach nur für sich. Man hat eine ganz andere Motivation, wenn man etwas freiwillig anfängt.

Trotzdem fliegt es einem nicht gerade zu. Beim Saxophon ist die Technik schwierig, aber ich hatte einen tollen Lehrer. Außerdem konnte ich schon Noten lesen und hatte als Kind Flöte gespielt, da ist die Anordnung der Löcher ganz ähnlich. Dafür fand ich die Begleiterscheinungen überraschend schwierig. Man verursacht einen Höllenlärm, und anfangs hört sich alles noch schief und schräg an. Ich selbst finde ja nichts schlimmer als übende Musiker in der Nachbarschaft. Darum spiele ich im Büro. Früher konnte ich abends oder am Wochenende kurz mal vorbeifahren und üben. Jetzt ist unsere Firma an den Stadtrand gezogen, und ich spiele eher nur sporadisch - aber immer noch sehr gern. Mit meiner achtjährigen Nichte habe ich auch schon ein Weihnachtskonzert für die ganze Familie gegeben. Sie auf der Blockflöte, ich auf dem Saxophon."

"Drücken, ziehen, spielen: tolles Training fürs Gehirn!"

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Tinka Dippel, 33, BRIGITTE-Mitarbeiterin, spielt Akkordeon

"Aufs Akkordeon bin ich über die Musik in den Filmen von meinem Lieblingsregisseur Emir Kusturica gekommen. Er arbeitet viel mit typischen Balkanbands, und da ist immer ein Akkordeon dabei. Ich fand das Instrument einfach super und wollte das auch können. Weil ich mich aber nicht auskannte, rief ich eine Freundin meiner Schwester an, die Akkordeon spielt - glücklicherweise hatte sie mehrere und lieh mir eins. Die Dinger sind nämlich wahnsinnig teuer. Und dann hatte ich gleich noch einmal Glück: Bei uns im Schanzenviertel tingelt eine Akkordeonspielerin durch die Kneipen, die gibt mir jetzt Unterricht. Mein größter Erfolg bisher: 'Die Gedanken sind frei' - fehlerlos! Das Schwierige beim Akkordeon ist, dass man sich auf drei Bewegungen gleichzeitig konzentrieren muss: drücken, ziehen, spielen. Das klappt nur, wenn man regelmäßig übt, wenn auch nur kurz. Dafür ist es ein gutes Motorik- und Gehirntraining. Leider wohne ich in einem hellhörigen Altbau und finde es ein bisschen peinlich, dass alle zuhören, wenn ich meine Kinderliedermelodien und russischen Volkslieder klimpere. Am liebsten würde ich zusammen mit Freunden, die ähnlich dilettantisch auf ihren Instrumenten spielen, Hausmusik machen - nur vielleicht nicht bei mir zu Hause. Das Projekt ist in Arbeit."

"Das Schwierigste ist, einen Lehrer in der Nähe zu finden"

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Kaya Ewiak, 40, Honorarbuchhalterin bei BRIGITTE, spielt Dudelsack

"Meine Kolleginnen halten es für eine Schnapsidee, ich soll aufpassen, dass ich keine Alkoholikerin werde, weil die Iren und Schotten, die Dudelsack spielen, alle so gern trinken. Und von den vielen Dezibel Lautstärke könne ich außerdem taub werden. Egal, ich hatte schon seit zehn Jahren Lust auf Dudelsack. Allerdings sind die Instrumente sehr teuer, da geht es bei 1000 Euro gerade los. Im Moment spiele ich wie die meisten Anfänger auf dem Practice-Chanter, einer Übungsflöte. Die gibt es in einem Kurspaket mit Noten und Übungs-CD schon ab 55 Euro - und für den Einstieg ist das ganz okay. Aber natürlich wäre richtiger Unterricht besser, in dem man Fragen stellen kann und korrigiert wird, wenn man etwas falsch macht. Leider gibt es kaum Dudelsacklehrer. Darum übe ich noch für mich allein. Am liebsten in meinem Garten-Pavillon. Früher, wenn ich dort Akkordeon spielte, kamen die neugierigen Jungkühe an den Zaun, jetzt komischerweise nicht mehr. Dafür habe ich meine Schwägerin angesteckt, Dudelsack zu lernen. Und weil bei uns in Kollmar bei Glückstadt der Herbst an das schottische Hochland erinnert, werden wir uns eines Tages mit Kilt und Dudelsack im Nebel auf dem Deich treffen: Jeder kommt spielend aus der entgegengesetzten Richtung, und dann musizieren wir zusammen. Und später, wenn ich hoffentlich in der Türkei lebe, nerve ich dort die anderen Rentner mit meinem Dudelsack."

Einsteiger-Tipps

Erst mal nachdenken: Was will ich, was traue ich mir zu, was lässt sich realisieren? Ein Schlagzeug im Mehrfamilienhaus ist keine gute Idee, ein E-Piano kann man dafür auch mit Kopfhörern spielen, und für den Chor braucht man nichts weiter als Lust am Singen . . .

Instrumente: Neue, aber günstige Einsteiger-Instrumente bekommt man z. B. bei www.musik-service.de (Gitarren ab ca. 100 Euro, E-Piano ab 500 Euro, Schlagzeug ab 350 Euro). Klassische Streich- und Blasinstrumente finden Sie unter www.wega-musikinstrumente.de (Violine ab 175 Euro, Saxophon ab 200 Euro). Und bevor man sich für 2000 Euro ein Klavier kauft, kann man es ab ca. 30 Euro/Monat probemieten (www. klaviermieten.de; www.klavierverleih.de).

Unterricht: Der beste und intensivste Unterricht ist der von Mensch zu Mensch. Wichtig ist, sich klarzumachen, welche Ziele man hat und wieviel Zeit man investieren will, damit kein Druck entsteht. Private Musiklehrer für jedes Instrument findet man unter www.musiklehrer.de, am schwarzen Brett im Musikhandel und unter den Studenten der Musikhochschulen (ab 15 Euro/Stunde). Die Yamaha-Musikschulen haben in Deutschland 4000 Standorte und bieten Kurse, in denen man (ab ca. 60 Euro/Monat) verschiedene Instrumente testen kann (www. yamaha.de). Einen Chor in Ihrer Nähe mit dem passenden Repertoire von Klassik bis Pop finden Sie unter www.choere.de.

Bücher: Sind eher nur als Ergänzung zum Unterricht sinnvoll. Ein Klassiker: "Peter Bursch's Gitarrenbuch" (160 S. plus CD und DVD, 26,95 Euro, Voggenreiter- Verlag). Die Buchhandelskette Hugendubel hat eine Riesenauswahl vom Anfängerbuch bis zum klassischen Notensatz (www.hugendubel.de).

BRIGITTE Heft: 23/07 Fotos: Sonja Tobias/Patrick Ohligschläger

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