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Psychologie Die Sprache des Glücks: Wie sie unser Leben verändert

Es lohnt sich, unseren Emotionen Worte zu geben – den "guten" wie den "schlechten"
Es lohnt sich, unseren Emotionen Worte zu geben – den "guten" wie den "schlechten".
© JenkoAtaman / Adobe Stock
Wenn wir lernen, unsere Emotionen zu benennen, hat das einen großen Einfluss auf unser Wohlbefinden.

Wie geht es dir? Gut? Findest du dafür noch andere Worte? Nein? Damit bist du nicht allein. Glück ist mehr als nur ein Gefühl, es ist auch eine Sprache. Wir kommunizieren Glück durch ein Lächeln, freundliche Gesten gegenüber unseren Mitmenschen – und eben auch durch die Worte, die wir verwenden. 

Aber oftmals liegt unser Fokus auf den Problemen oder Herausforderungen unseres Alltags: Wir suchen nach Baustellen, die wir bearbeiten, Gefahren, die wir beseitigen und Möglichkeiten, die wir für ein vermeintlich besseres Leben nutzen können. Auch bekannt als "grass is always greener"-Syndrom (entspricht dem deutschen Sprichwort "Nachbarskirschen sind süßer"), schauen wir oft weg von dem, was wir bereits besitzen und hinüber zu den Dingen, die uns vermeintlich fehlen.

Es gilt also, sich auf das zu besinnen, was in unserem Leben gut läuft – und dafür die Worte zu finden, die wir vielleicht verlernt haben: die Sprache des Glücks.

Warum wir unseren Emotionen Worte geben sollten

Laut einer Studie senkt die Formulierung von Gefühlen wie Traurigkeit, Wut oder Schmerz deren Intensität. Beispielsweise bei Emotionen wie Angst ist ein Teil des Gehirns, die Amygdala, dafür verantwortlich, diese zu erkennen und eine Reihe von körperlichen Reaktionen auszulösen, um die Person zu beschützen. Doch wird die Emotion verbalisiert, so die Erkenntnis von Matthew D. Lieberman und seinen Kolleg:innen, verringert sich die Reaktion in der Amygdala. Stattdessen ergibt sich eine erhöhte Reaktion in Teilen des Gehirns, die für die Verhaltenshemmung und Verarbeitung von Emotionen verantwortlich sind. 

"Genauso, wie man beim Autofahren auf die Bremse tritt, wenn man eine gelbe Ampel sieht – wenn man Gefühle in Worte fasst, scheint man seine emotionalen Reaktionen zu bremsen. Infolgedessen fühlt sich eine Person unter Umständen weniger wütend oder traurig", erklärt Lieberman gegenüber "Huffpost". Die Wissenschaft würde nun bestätigen, was wir aus der eigenen Erfahrung heraus bereits als Wahrheit erkannt haben: Dass das Verbalisieren unserer Emotionen dabei hilft, die Breite und Tiefe dessen zu verstehen, was uns beschäftigt. Und das schließt nicht nur Emotionen wie Trauer und Wut mit ein. Auch positive Emotionen wie Unbeschwertheit oder Inspiration sind es wert, benannt zu werden.

Was die Sprache des Glücks bewirken kann

Psychologin Leslie Becker-Phelps spricht in ihren Sitzungen tendenziell eher mit ihren Patient:innen über die Dinge, die sie unglücklich machen. Sie ermutigt sie aber auch genau deswegen dazu, Situationen, die positive Emotionen auslösen, genauer zu betrachten und zu benennen. Wenn also jemand fragt: "Wie geht es dir?" und der erste Impuls ein "Gut" ist, vielleicht findet sich ja auch ein anderes Wort dafür? In ihrem Artikel auf "Psychology Today" hat Becker-Phelps eine ganze Liste an möglichen Worten erstellt, die "gut" ein wenig genauer definieren können – für andere und vor allem für dich selbst:

  • Glücklich: unbeschwert, energiegeladen, optimistisch, ekstatisch, inspiriert, zufrieden
  • Kompetent: geschickt, stark, sicher, fähig, zuversichtlich
  • Geschätzt: akzeptiert, wertgeschätzt, bevorzugt, zugehörig, geliebt, verstanden, einbezogen
  • Liebend: verzaubert, angezogen, begehrlich, vernarrt
  • Fürsorglich: mitfühlend, verbunden, empathisch
  • Interessiert: eifrig, herausgefordert, feurig, entschlossen, motiviert, hingebungsvoll

Die Lektion dahinter solle allerdings nicht sein, dass man sich glücklich machen könne, indem man die eigenen positiven Emotionen benennt, wie die Psychologin erklärt. "Wenn du lernst, diese Emotionen zu beobachten und zu benennen, öffnest du dich vielmehr für Erfahrungen, die bereits vorhanden sind. Indem du sie beleuchtest, holst du sie aus dem Schatten und kannst sie mehr schätzen."

Verwendete Quellen: psychologytoday.com, psychcentral.com, sciencedaily.com, huffpost.com

csc Brigitte

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