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Skandinavischer Lebensstil 3 Dinge, die ich von meiner dänischen Familie über ein zufriedenes Leben gelernt habe

Menschen in Kopenhagen: 3 Dinge, die ich von meiner dänischen Familie über ein zufriedenes Leben gelernt habe
© studiolaska / Adobe Stock
Warum sind die Menschen in Dänemark so viel glücklicher als die Deutschen? Als Halb-Dänin kenne ich beide Kulturen und stelle vor allem in der Mentalität immer wieder Unterschiede fest. Diese drei tragen besonders dazu bei, dass das Leben in Dänemark entspannter ist als bei uns.

Die skandinavischen Völker und vor allem die Dän:innen führen jedes Jahr aufs Neue die Rankings der glücklichsten Länder weltweit an. Gerade konnte Dänemark laut "World Happiness Report" erneut auf Platz 2 landen – davor liegt nur noch Finnland. Schweden und Norwegen sind übrigens auf den Rängen sieben und acht. Woran liegt das? Warum sind die Menschen in den nordischen Ländern offenbar so viel zufriedener und entspannter als andere – allen voran als wir Deutschen (Hallo, Platz 24!), obwohl es uns in Sachen Wohlstand und Sicherheit ähnlich gut geht?

Als Halb-Dänin habe ich einige Zeit meiner Kindheit in Dänemark verbracht und besuche auch heute noch regelmäßig meine Familie dort. Dabei fällt mir immer wieder auf, wie sehr sich die Mentalität von der deutschen unterscheidet. Und diese Mentalität sorgt ja offenbar dafür, dass die Dän:innen ausgeglichener und glücklicher sind als andere Völker. Wie also machen sie das?

Erkenntnisse einer Halb-Dänin: Warum die Menschen in Dänemark so viel entspannter sind als wir

1. Arbeit ist einfach nur Arbeit

Der erste Punkt, der mir dabei in den Sinn kommt, ist die Arbeit, oder wie wir gerne sagen: die Work-Life-Balance. Die kriegen die Menschen in Dänemark nämlich ehrlich gesagt um einiges besser hin als wir. Die Dän:innen arbeiten im Schnitt weniger als die Deutschen, (Vollzeit-)Arbeitszeiten von 8 bis 16 Uhr sind keine Seltenheit. Und freitags würden die meisten gar nicht auf die Idee kommen, länger als mittags im Büro oder Homeoffice zu verharren.

Wenn meine Mutter und ich für ein Wochenende die Familie besuchen, stoßen wir oft auf Unverständnis, wenn wir freitags genauso lange arbeiten wie an den anderen Tagen. Mein Onkel sitzt dann meistens schon seit mittags entspannt zu Hause und wartet auf die komische arbeitsverrückte Verwandtschaft aus Deutschland.

Natürlich gibt es auch in Dänemark je nach Branche und Beruf Unterschiede, aber eine Arbeitswoche hat dort meist 35 bis 37 Stunden, während die Deutschen oft 40 Stunden ranklotzen müssen. Von Plänen und Ideen diverser Politiker, die Wochenarbeitszeit gar auf 42 Stunden anzuheben, wollen wir hier gar nicht erst anfangen.

Und auch wenn wir unsere Arbeitszeit vielleicht nicht mal eben und vor allem nicht als Einzelperson im System ändern können, können wir durchaus an unserer Sichtweise arbeiten. Viele Dän:innen mögen genau wie die Deutschen ihre Jobs und arbeiten gerne. Aber in meiner Erfahrung steht die Arbeit für sie einfach nicht so im Fokus wie bei uns. Ein Job ist ein Job, aber das wirkliche Leben spielt sich davor und danach ab. Und das macht definitiv zufriedener, als sich über den Beruf zu definieren oder oft sogar die eigene Gesundheit zu gefährden, weil wir zu viel Zeit und Energie darin investieren.

2. Hygge – the real thing

Klar, kein Artikel über Dänemark kommt ohne Hygge aus. Aber hier geht es mir um den tatsächlichen Sinn dieses Wortes. Es hat nämlich gar nicht so viel mit dem cozy Einrichtungsstil, kuscheligen Kissen und heißer Schokolade zu tun, wie die Werbung uns gerne glauben macht. Es geht bei Hygge eher um Quality Time, vor allem um das gemütliche Zusammensein mit anderen. Und ja: Diese Quality Time können wir bei gedimmtem Licht mit einem guten Buch auf der Couch verbringen, manchmal vielleicht sogar allein, eher aber mit unserer besten Freundin oder der Familie. Aber: Ein schöner Abend in unserer Lieblingskneipe oder auf einem Festival kann genauso hyggelig sein.

Es geht dabei um die Gemütlichkeit, aber ich habe das Wort fast immer nur im geselligen Zusammenhang gehört. Die Dän:innen legen großen Wert darauf, mit ihren Herzensmenschen eine schöne Zeit zu verbringen. Überhaupt ist mir der Begriff Hygge eigentlich nie wirklich als Nomen begegnet, sondern eher als Verb oder Adjektiv. Der Fokus liegt also darauf, es sich bewusst gemütlich zu machen, am besten mit anderen – und nicht, das Ganze als künstliches Konzept in unser Leben zu zwängen, indem wir unsere Wohnung mit Wolldecken und Duftkerzen vollstellen. Wer Wert auf wirklich hyggelige Momente legt, wird damit langfristig definitiv zufriedener.

3. Mehr Vertrauen, bitte!

Ein großer Unterschied, der mir immer wieder zwischen meiner Familie in Dänemark und meinem Umfeld hier in Deutschland auffällt, sind buchstäblich offene Türen. Besuchen meine Mutter und ich die Familie (nachdem wir dann freitags am späten Nachmittag endlich Feierabend gemacht haben…), ist es ganz selbstverständlich, dass wir dort einfach so ins Haus kommen. Ich kann mich nicht erinnern, dass wir Haustüren je abgeschlossen erlebt oder geklingelt hätten.

Nun muss ich dazu sagen, dass meine Familie in einem sehr kleinen Ort wohnt. In Kopenhagen oder Aarhus werden bestimmt nicht alle Menschen ihre Wohnungstüren unabgeschlossen lassen. Aber trotzdem sagt dieses kleine Beispiel sehr viel über die dänische Mentalität und das Vertrauen aus, das sie anderen Menschen entgegenbringt. Im Vergleich dazu habe ich in der deutschen Kleinstadt, in der ich aufgewachsen bin, nie erlebt, dass die Menschen dort einfach durch die nicht abgeschlossene Tür ins Haus gekommen wären.

Klar: Auch in Dänemark wird der Vertrauensvorschuss, den viele ihren Mitmenschen schenken, mal missbraucht. Aber im Großen und Ganzen sorgt es einfach für eine viel bessere Stimmung und macht Menschen um einiges ungezwungener, wenn sie nicht immer vom Schlimmsten ausgehen.

So abgedroschen es auch klingen mag: Wenn wir es schaffen, das Leben und das Miteinander ein bisschen entspannter zu sehen, werden wir automatisch gelassener – und damit zufriedener. Und vielleicht klappt es dann auch mal mit einer höheren Platzierung als dem aktuellen 14. Rang im World Happiness Report.

Brigitte

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