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Laut Harvard-Professorin Warum es keine "richtige" Entscheidung gibt

Frau sitzt auf dem Bett und grübelt: Laut Harvard-Professorin: Warum es keine "richtige" Entscheidung gibt
© Wayhome Studio / Adobe Stock
Du haderst oft tage- und wochenlang mit Entscheidungen und hast ständig Angst, die falsche zu treffen? Laut einer Psychologie-Professorin aus Harvard kannst du dich ohnehin nicht richtig entscheiden. Warum das eine gute Nachricht ist – und wie du besser mit schwierigen Entscheidungen umgehen kannst.

Wir müssen an jedem einzelnen Tag unseres Lebens Tausende von Entscheidungen treffen. Dazu gehören winzig kleine, vermeintlich unwichtige wie die Auswahl unseres nächsten Getränks oder der Netflix-Serie, die wir abends zum Entspannen schauen. Aber auch größere Entscheidungen, die unser Leben sehr viel stärker beeinflussen wie die Wahl eines Jobs, einer Wohnung oder eines Familienmodells, müssen wir manchmal fällen.

Manchen von uns fällt das leicht, sie scheinen immer sofort zu wissen, was für sie das Richtige ist. Andere haben damit große Schwierigkeiten, sie zerdenken jede Entscheidung über Tage, Wochen oder gar Monate und verzetteln sich so immer weiter in möglichen Optionen und deren potenziellen Auswirkungen. Bis sie irgendwann überhaupt nicht mehr wissen, was richtig oder falsch sein soll.

Vor allem Letzteres bringt uns oft nicht weiter, wie Dr. Ellen J. Langer, Professorin für Psychologie an der renommierten US-Universität Harvard, auf "Oprah Daily" erklärt. Sie hat eine klare Meinung zu dem Thema: Ihrer Ansicht nach gibt es ohnehin keine richtige Entscheidung – und mit dem ewigen Hadern machen wir uns das Leben nur unnötig schwer.

So sehr können Entscheidungen uns unter Druck setzen

Wichtig ist laut der Psychologin nicht, dass wir die perfekte Entscheidung treffen – sondern dass wir überhaupt eine treffen. Das liegt vor allem daran, dass der Entscheidungsprozess selbst unglaublich anstrengend für uns ist. "Das Gefühl, eine Entscheidung treffen zu müssen, kann großen Stress bedeuten", erklärt Dr. Langer. "Und Stress schadet unserer Gesundheit. Wenn wir also glauben, dass es eine richtige Entscheidung gibt und wir diese nicht treffen können, schaden wir uns damit selbst."

Die Kunst, die "richtige" Entscheidung zu treffen, hängt laut der Psychologin daher viel weniger mit der Entscheidung selbst zusammen als damit, wie wir mit ihr umgehen und wie wir sie betrachten. Je mehr Zeit wir investieren, desto mehr Stress kreieren wir für uns selbst. Wir warten und warten, finden immer wieder neue Informationen und Aspekte, die wir bei der Entscheidungsfindung berücksichtigen sollten – und setzen uns selbst nur noch mehr unter Druck.

Diese Overthinking-Spirale ist nicht nur unnötig stressig, sie führt auch sehr wahrscheinlich dazu, dass wir immer unsicherer werden und dass das Gefühl, eine gute Entscheidung zu treffen, in unerreichbare Ferne rückt. Wir vertrauen uns und unseren eigenen Gefühlen und Gedanken irgendwann überhaupt nicht mehr. Und jede Entscheidung, die wir mit einem solchen Mindset treffen, wird sich vermutlich zumindest teilweise falsch anfühlen.

Darum bringt uns sorgfältiges Abwägen nicht immer weiter

Von Pro-und-Kontra-Listen als Hilfsmittel zur Entscheidungsfindung hält Dr. Langer im Übrigen nicht besonders viel. Denn ihrer Ansicht nach können wir die tatsächlichen Kosten und Nutzen einer Entscheidung niemals genau wissen. "Es gibt unendlich viele potenziell relevante Informationen, deshalb ist es unmöglich, genau zu wissen, welche wir für die Entscheidung berücksichtigen sollten", erklärt sie.

Außerdem zögern wir mit einer solchen Taktik die Entscheidung nur immer weiter hinaus, was dafür sorgen kann, dass die Pros und Kontras, die wir gesammelt haben, gar nicht mehr aktuell sind, wenn wir tatsächlich mit den Folgen unserer Entscheidung leben müssen. Eine richtige Entscheidung heute kann in ein paar Jahren trotzdem die falsche sein – es ist einfach unmöglich, alles vorherzusehen.

Warum es keinen Sinn ergibt, eine Entscheidung zu bereuen

Stellen wir uns vor, eine Person möchte keine Kinder und kauft sich ein kleines Haus, in dem sie sehr glücklich ist. Es könnte durchaus passieren, dass sie ihre Meinung ändert, sich doch für das Elternwerden entscheidet – und ihr Haus dann zu klein findet. Es kann aber genauso gut sein, dass sie bei ihrer ursprünglichen Entscheidung gegen Nachwuchs bleibt und das Haus langfristig das richtige für sie ist. Das lässt sich zum Zeitpunkt der Entscheidung einfach nicht mit Sicherheit sagen.

Aber was, wenn du deine Entscheidung irgendwann doch bereust? Laut Dr. Langer gibt es kaum eine größere Zeitverschwendung als Reue. Denn wir können nie wissen, ob die andere Option wirklich zu einem besseren Ergebnis geführt hätte oder ob wir uns damit letztlich genauso gefühlt hätten wie jetzt – oder sogar noch schlechter.

So triffst du gute Entscheidungen

Ist ja alles schön und gut, denkst du jetzt vielleicht, aber wie soll ich dann überhaupt eine Entscheidung treffen? Laut Ellen Langer ist es vor allem wichtig, sich vor Augen zu führen, dass es die eine perfekte Entscheidung ohnehin nicht gibt. "Die richtige Entscheidung ist eine Illusion", sagt sie. Und statt unsere Zeit damit zu verschwenden, die richtige Entscheidung zu treffen, sollten wir die Entscheidung lieber richtig treffen. Soll heißen: Sobald wir uns für eine Option entschieden haben, sollten wir alles daran setzen, diese Option so gut wie möglich auszuführen und so unseren Frieden damit zu finden.

Um bei dem Hauskaufbeispiel zu bleiben: Stellen wir uns vor, du hast ein Haus gekauft und bist trotzdem noch unsicher, ob das die richtige Entscheidung war. Anstatt immer weiter darüber nachzugrübeln, ob du einen Fehler gemacht hast, könntest du diese Energie dafür aufwenden, es dir in deinem neuen Zuhause gemütlich zu machen und zu überlegen, was du brauchst, um dich dort wohlzufühlen.

Das alles will uns vor allem eines sagen: Wir sollten uns nicht so großen Druck machen, die vermeintlich richtige Entscheidung zu treffen. Die Tatsache, dass diese "richtige", diese eine perfekte Entscheidung, ohnehin nicht existiert, ist doch irgendwie beruhigend, oder? Wir werden nie alle potenziellen Auswirkungen einer Wahl wissen können, es ergibt deshalb auch keinen Sinn, Zeit damit zu verschwenden, es zu versuchen. Stattdessen sollten wir die Entscheidung treffen, die sich für uns richtig anfühlt – und dann unseren Frieden damit machen.

Verwendete Quellen: oprahdaily.com, psychologytoday.com

mbl Brigitte

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