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Freizeitstress Warum dein Kalender am Wochenende auch mal leer bleiben sollte

Eine Frau sitzt mit Buch und Tasse auf dem Sofa
© Daniel / Adobe Stock
Nach der Arbeit noch Freund:innen treffen, mehrmals am Wochenende unterwegs sein und quasi nur jedes zweite auch mal Zeit für sich haben? Das kann schnell in Freizeitstress ausarten. Was du beachten solltest.

In diesem Jahr habe ich den Fehler gemacht, zu denken, dass Freizeitaktivitäten immer auch Entspannung bedeuten. Und schmerzlich festgestellt, dass das eben nicht so ist. Ich hatte meistens nur jedes zweite Wochenende mal nichts vor ... um dann Berge an Wäsche zu waschen oder einkaufen zu müssen. Nach dem dritten oder vierten Wochenendtrip mit Freund:innen hatte ich langsam genug und ich wollte eigentlich nur noch in meiner Wohnung auf dem Sofa liegen und gar nichts mehr tun – stattdessen ging ich aber zu fast jedem Essen in der Stadt, zum Treffen bei einer Freundin, auf den Flohmarkt mit einer anderen ... Irgendwann war mein Terminplan so voll, dass sich andauernd eine Option mit einer anderen überschnitt. Ich musste Sachen absagen, die ich eigentlich gern wahrgenommen hätte, weil ich schon wieder irgendwo hinfahren wollte.

Ich hatte keine gute Balance zwischen Freizeit und Arbeit, kann ich rückblickend sagen. Und: Ich habe aus diesen Fehlern gelernt. Nämlich, dass Zeit für mich genauso wichtig ist wie Zeit für andere. Und wenn mir nach letzterer nicht ist, muss ich mir das auch eingestehen und lieber zu Hause bleiben. Und ja, das heißt ebenso, dass Nein sagen mir inzwischen leichter fällt. Was wir beachten sollten, um die richtige Mischung zu finden. 

Zu viel Freizeit – zu viel Stress?

Nein, das ist natürlich nicht die Regel. Es geht nicht darum, dass uns zu viel Freizeit nicht guttun würde, sondern darum, wie wir sie organisieren. Wichtig ist, dass es ausgewogen ist zwischen Dingen, die wir unternehmen und jenen, die wir für uns selbst tun. Nehmen Unternehmungen die Überhand, halten sie uns neben der Arbeit zusätzlich davon ab, alltägliche Dinge wie die Wäsche, den Haushalt oder das Kochen zu verrichten ... alles addiert sich, wird zu viel und wir fühlen uns am Ende möglicherweise eher erschöpft anstatt erholt.

Die Vorfreude auf ein nächstes Treffen schwindet ... und wir leben aus einem sozialen Druck und Pflichtbewusstsein heraus so weiter, obwohl es uns belastet. Sozialer Stress ist allerdings ein ernst zu nehmendes Problem. Denn wenn wir uns nicht die Zeit nehmen, um auch mal herunterzufahren und die Energiereserven aufzuladen, kann das an unserer Belastbarkeit kratzen.

Warum wir uns zu viel aufbürden

In meinem Fall wollte ich etwas mit denjenigen unternehmen, die mir besonders wichtig sind und die ich aufgrund verschiedenster Wohnorte nur selten sehe. Ich wollte etwas mit ihnen erleben, Erinnerungen schaffen und eine schöne Zeit verbringen. Doch allein die Planung mehrerer Reisen mit mehreren Freundesgruppen gestaltete sich als nervliche Herausforderung – und fraß einen Teil Freizeit. Zusätzliche Einladungen sagte ich zu, weil ich "nichts verpassen" wollte oder weil ich es schlichtweg unhöflich fand. Und ja, es ist schön, für andere da sein zu wollen oder soziale Kontakte zu pflegen – aber nicht jede Einladung braucht ein Ja! Es ist wichtig, nicht nur die Bedürfnisse anderer, sondern auch die eigenen zu sehen.

Gerade niemanden enttäuschen oder nicht Nein sagen zu wollen, ist wohl häufig ein Problem. Für viele sorgt aber auch der soziale Druck von außen dafür, dass sie sich zu viel aufbürden. "Was hast du am Wochenende gemacht?" – in unseren Köpfen braucht es da doch eine aufregende Antwort! Denn in unserer Gesellschaft werden wir oft mit dem Bild konfrontiert, dass wir unsere Zeit immer zur Produktivität nutzen sollten. Entspannen hingegen wird oft als verschwendete Zeit dargestellt. Dabei ist es genauso in Ordnung, einfach ein Buch gelesen oder Videospiele gespielt zu haben oder einfach musikhörend auf dem Sofa zu liegen. Wenn uns nicht nach rausgehen gewesen ist, muss das auch nicht sein.

Der Schlüssel sind die eigenen Bedürfnisse

Viele Menschen haben verlernt, auf die eigenen Bedürfnisse zu hören. Freust du dich nicht auf ein Treffen oder hast schlichtweg keine Lust? Dann will dein Körper dir vielleicht sagen, dass es an der Zeit ist, auszuruhen. Generell ist es sehr individuell, wie viele Aktivitäten einem Menschen guttun und ab wann sie überfordern. Da gibt es leider keine universelle Regelung. Manchen Menschen reicht vielleicht eine Unternehmung pro freiem Tag, während andere mit zweien oder dreien gut klarkommen. Eine individuelle Achtsamkeit dafür, was einem selbst guttut, ist der Schlüssel. Ebenso wie zu viele Aktivitäten kann auch zu viel Handy-Nutzung zusätzlichen Stress verursachen. Beispielsweise, weil wir dadurch andere Dinge vernachlässigen oder unser Kopf nicht mal von den ständigen Neuigkeiten eine Ruhe bekommt.

Entspannung kann viele verschiedene Typen annehmen. Für einige mag Entspannung Sport sein oder ein anderes Hobby, ein entspannter Abend vorm Fernseher mit deiner Lieblingsserie, ein Ausflug ins Museum – nehme dir für Dinge, die dir guttun, die nötige Zeit, komme raus aus dem Gedanken, schnell und produktiv sein zu müssen. Es sollte immer mal wieder auch Zeit für Self-Care da sein, Zeit für dich, Ruhe und Alleinsein.

Verwendete Quellen: www.instagram.com/fuehlen_wir, deutschlandfunkkultur.de, prestige-business.ch, verywellmind.com

Brigitte

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