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Psychologie Diese scheinbar unhöflichen Verhaltensweisen sind oft auf Angst zurückzuführen

Zwei Freundinnen im Café: Diese scheinbar unhöflichen Verhaltensweisen sind oft auf Angst zurückzuführen
© dikushin / Adobe Stock
"Die ist aber unfreundlich" – warum Angst dahinterstecken kann, wenn ein Mensch kühl und zurückhaltend wirkt. Auch diese Verhaltensweisen können als unhöflich aufgefasst werden, obwohl sie meist auf Angst beruhen.

Wer an einer Angst- oder Panikstörung oder unter anderen Angstgefühlen leidet, ist meist stark von Sorgen- und Unruhegefühlen geplagt. In einigen Fällen kann das Verhalten, das diese Gefühle auslösen, als unhöflich, desinteressiert oder kalt aufgenommen werden – vor allem von Menschen, die die betroffene Person nicht gut kennen und deshalb nicht einordnen können, was hinter diesen Verhaltensweisen steckt. Diese Gewohnheiten etwa können missverstanden werden.

Unhöflich? Diese Verhaltensweisen sind häufig eher auf Angst zurückzuführen

1. Nicht auf Nachrichten oder Anrufe reagieren

Menschen, die von Ängsten oder sorgenvollen Grübeleien geplagt werden, sind oft schnell überfordert. Ein starkes Überwältigungsgefühl kann dafür sorgen, dass sie oft lange nicht auf Nachrichten antworten oder auch mal nicht ans Telefon gehen. Kommunikation kann für sie anstrengender sein und sie mehr Energie kosten als andere Menschen.

Es kann helfen, zumindest den Menschen, die der Person nahestehen, zu erklären, warum sie manchmal eben etwas länger brauchen, um eine SMS oder WhatsApp zu beantworten. So kann das Umfeld diese Art der Kommunikation einordnen und fühlt sich womöglich nicht direkt vor den Kopf gestoßen, wenn mal eine Nachricht unbeantwortet bleibt.

2. Spontan Treffen absagen

Ähnlich verhält es sich mit anderen sozialen Interaktionen: Auch kurzfristige Absagen können ängstlichen Personen immer mal passieren. Sie haben die Verabredung in einem Moment ausgemacht, in dem sie sich gut und sicher gefühlt haben. Wenn es dann so weit ist, geht es ihnen aber möglicherweise gar nicht gut, sie sind gestresst und überfordert und möchten sich nur zu Hause verkriechen. Das kann für ihre Mitmenschen frustrierend sein – sie haben sich schließlich auf die gemeinsamen Pläne gefreut und sich darauf eingestellt.

Auch hier ist Kommunikation das A und O. Indem die ängstliche Person ehrlich erklärt, warum sie eine Verabredung absagt und was gerade in ihr vorgeht, macht sie es ihrem Gegenüber leichter, sie zu verstehen und die Situation einordnen zu können.

3. Jemandem nicht in die Augen schauen können

Vor allem Menschen, die unter einer Sozialphobie leiden, haben manchmal Schwierigkeiten damit, anderen in die Augen zu sehen. Das kann besonders in Situationen passieren, in denen sie sich nicht wohl und sicher fühlen, etwa wenn sie auf einer großen Party nur wenige Menschen kennen.

Je öfter man sich in eine Situation begibt, die einem Angst macht, desto leichter fällt sie einem irgendwann. Das heißt natürlich nicht, dass Ängste wie eine Sozialphobie einfach verschwinden, wenn man sich nur oft genug in neue Situationen mit Menschen begibt, aber es kann durchaus mit der Zeit einfacher werden, mit anderen zu interagieren – und möglicherweise auch, ihnen in die Augen zu schauen.

4. Leicht reizbar sein

Wer an einer Angststörung leidet, fühlt sich häufig nervös, ruhelos und unter Strom. Das kann dazu führen, dass die Personen leichter reizbar sind und schnell zickig oder gestresst reagieren – auch wenn es nur um vermeintliche Kleinigkeiten geht. Sie wirken womöglich ungeduldig und launisch, tatsächlich steckt aber oft nur die Angst dahinter.

Sich selbst genug Zeit für Dinge zu nehmen, die guttun und vielleicht zumindest ein wenig dabei helfen, abzuschalten, ist hier essenziell. Viele ängstliche Menschen brauchen genug Raum für sich allein, um ihre Akkus wiederaufzuladen und ein wenig zur Ruhe zu kommen. Je mehr solchen Raum zum Durchatmen sie sich nehmen können, desto weniger fahrig und launisch reagieren sie vermutlich auch in schwierigen Situationen.

5. Abgelenkt wirken

Menschen, die unter Ängsten leiden, können von diesen Gefühlen sehr vereinnahmt werden. Das kann dazu führen, dass sie stark mit sich selbst und ihren belastenden Gedanken und Emotionen beschäftigt sind und dadurch hin und wieder unsensibel auf andere reagieren. Möglicherweise erzählt eine Freundin gerade von ihren Problemen, aber ihr Gegenüber scheint gar nicht richtig zuzuhören. Die Freundin fühlt sich vielleicht verletzt und hat das Gefühl, ihrem Gegenüber nicht wichtig zu sein. Tatsächlich hat das Abgelenktsein aber nur selten etwas damit zu tun, dass die Person sich nicht für ihr Gegenüber interessiert, sondern meist eher damit, dass sie mit ihren eigenen Gedanken und Gefühlen überfordert ist.

Hier könnte es helfen, sich in einem möglichst ruhigen Umfeld zu treffen, also vielleicht lieber bei einer Person zu Hause als in einer lauten, vollen Bar. Das kann angstgeplagten Menschen helfen, sich etwas sicherer und entspannter zu fühlen – und sich so besser auf ihr Gegenüber einlassen zu können.

Verwendete Quellen: psychologytoday.com, instagram.com/thriveanxietysolutions

mbl Brigitte

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