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Wie gehe ich jetzt mit meiner Terror-Angst um? Eine Therapeutin gibt Tipps

Wieder hat es offenbar einen Terroranschlag gegeben, dieses Mal in unserem Land, in Berlin. Viele Menschen haben nun Angst. Eine Therapeutin sagt, wie wir mit diesen Ängsten umgehen können.

BRIGITTE: Angesichts der jüngsten Anschläge haben viele Menschen Angst, sich nun in der Öffentlichkeit zu bewegen - schließlich haben die Attacken gezeigt, dass es praktisch jeden treffen kann. Welchen Rat können Sie diesen Menschen geben?

Ursula Böhm: Mein Rat ist, die Zeit zu nutzen, um innezuhalten und sich zu sagen: "Ja, es ist so. Es kann überall passieren." Objektiv gesehen ist es natürlich so, dass Metropolen wie Berlin, Brüssel, Paris anders gefährdet sind als beispielsweise Hamburg. Trotzdem kann es überall passieren.

Man könnte in diesen Städten ja auch als Tourist unterwegs sein ...

Genau. Man kann sich dort als Tourist, als Einwohner oder geschäftlich aufhalten. Auch Massenveranstaltungen wie Fußball, das hat Hannover gezeigt, oder die U-Bahn sind kritische Orte. Sich aber von all dem zurückzuziehen, würde bedeuten, dass man sich den Angreifern unterwirft. Wir sollten stattdessen nach vorn schauen. Wir müssen alle Kräfte aktivieren und uns dagegen stellen. Und gleichzeitig wachsam sein. Als Staat, da sind vor allem die Politiker gefragt. Aber auch als Einzelne, indem wir uns engagieren, informieren und nicht aufgeben.

Wenn nun aber einige Menschen leicht zu verunsichern sind - wie kann man mit einer Angst leben, die nicht fassbar ist?
Man sollte versuchen, die reale Angst von der irrationalen Angst zu unterscheiden. Wenn ich tatsächlich vor einem Terroristen stehe oder jemanden, der mich bedroht, dann bin ich in einer realen Situation, in diesem Fall ist die Angst konkret berechtigt. In unserem normalen Alltag ist das aber nicht der Fall. Man kann sich klar machen, dass man selbst nicht Opfer dieses Terroranschlages ist. Es betrifft unsere Gesellschaft im Allgemeinen, aber der Einzelne kann sich sagen, dass er hier und jetzt in keiner Gefahrenlage ist. Reale Angst kann einen Menschen stärken und helfen, Lösungen zu finden, irreale Angst schwächt.

Ist das nicht schwierig für Menschen, die oft unter Ängsten leiden?

Da muss man unterscheiden. Menschen, die eine Angsterkrankung haben, sollten sich von Psychologen und Psychiatern Hilfe holen. Gesunden Menschen, die diese Erkrankung nicht haben, rate ich, nach vorn zu schauen. Achtsam mit sich und seiner Umwelt umzugehen, aber sich nicht von seinem Ziel abbringen zu lassen.

Artikel aktualisiert am 20. Dezember 2016

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