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Studie zu Geld + Zufriedenheit Brauchen wir doch mehr Geld zum Glücklichsein als gedacht?

Frau glücklich am Meer | Studie: Brauchen wir doch mehr Geld zum Glücklichsein als gedacht?
© Evgeny Atamanenko / Shutterstock
Wie viel Geld brauchen wir wirklich, um zufrieden zu sein? Diese Frage beschäftigt die Wissenschaft seit Jahrzehnten. Ein Psychologe hat bei einer Studie Spannendes herausgefunden.

Ach ja, das liebe Geld … Zum Verhältnis zwischen Glück und Geld gibt es schon unzählige Studien. Zuletzt ging man davon aus, dass Menschen mit mehr Geld durchaus zufriedener sind als welche mit weniger. Allerdings gab es laut den Untersuchungen eine Einkommensgrenze von etwa 60.000 Euro im Jahr, über der das Glücksempfinden der Menschen nicht mehr anstieg. Nun hat ein Wissenschaftler herausgefunden, dass die Lebenszufriedenheit doch mit höherem Gehalt ansteigt und nicht wie angenommen bei einem bestimmten Einkommen stagniert. Und das hat überraschende Gründe.

Studie über Geld und Lebenszufriedenheit: Je mehr Kohle, desto glücklicher?

Der Psychologe Matthew Killingsworth beschäftigt sich an der Wharton School im US-Staat Pennsylvania mit dem Glücksempfinden der Menschen und hat für eine Studie rund 1,7 Millionen Datensätze von mehr als 33.000 angestellten US-Amerikaner:innen im Alter zwischen 18 und 65 Jahren ausgewertet. Dabei haben die Teilnehmenden Momentaufnahmen ihres Zufriedenheitsgefühls im Alltag geteilt.

Das Ergebnis der Studie bestätigt den vorherigen Konsens, dass mehr Geld die Lebenszufriedenheit positiv beeinflusst – allerdings widerspricht die Untersuchung dem Einkommens-Plateau von etwa 60.000 Euro, von dem man bisher als Obergrenze für gesteigerte Zufriedenheit ausging. Offenbar gibt es doch keine Grenze bei der Höhe des Einkommens, ab der Geld keine Rolle mehr spielt.

Für seine Studie hat Matthew Killingsworth eine Methode namens "Experience Sampling" verwendet, bei der die Teilnehmenden an zufällig ausgewählten Zeitpunkten am Tag Umfragen ausfüllen sollten. "Das verrät uns, was wirklich im Leben der Menschen passiert, und zwar während sie es leben", erklärt der Wissenschaftler seine Methode.

Die meisten bisherigen Studien zum Thema Geld und Glück haben rückblickend die gesamte Zufriedenheit im Leben untersucht, während Killingsworth den Fokus auf eine große Menge von Momentaufnahmen legt, um so ein realistischeres Bild zu bekommen.

Geld bedeutet Kontrolle – und die brauchen Menschen für die Zufriedenheit

So fand er heraus, dass Menschen mit einem höheren Einkommen im Schnitt glücklicher sind als solche mit einem niedrigeren Gehalt – und zwar unabhängig von der Höhe des Einkommens. Diesen Umstand führt der Psychologe vor allem auf die Tatsache zurück, dass wohlhabendere Personen ein größeres Gefühl der Kontrolle haben. Geht es also gar nicht unbedingt um die Dinge, die wir uns mit dem vielen Geld kaufen könnten, sondern eher um ein subjektives Sicherheitsgefühl?

"Wenn man mehr Geld hat, hat man mehr Auswahlmöglichkeiten darüber, wie man sein Leben gestalten möchte", so Matthew Killingsworth. "Das kann man gut in der Pandemie sehen. Menschen, die gerade so mit ihrem Geld hinkommen und dann ihre Arbeit verlieren, müssen den erstbesten neuen Job annehmen, um über die Runden zu kommen – auch wenn sie ihn nicht mögen. Menschen mit einem großen finanziellen Polster können warten, bis sie ein Angebot bekommen, das ihnen zusagt." Geld gebe Menschen bei kleinen und großen Entscheidungen des Lebens mehr Optionen und ein größeres Gefühl der Unabhängigkeit.

"Menschen messen Geld oft eine zu große Bedeutung bei"

Eine weitere spannende Erkenntnis der Studie war allerdings, dass Menschen, die Erfolg und Geld gleichsetzen, weniger glücklich waren als solche, die die beide Faktoren unabhängig voneinander sehen. "Außerdem arbeiten Menschen, die mehr verdienen, länger und fühlen sich zeitlich oft stärker unter Druck", ordnet der Wissenschaftler seine Funde weiter ein.

Auch wenn die magische Einkommens-Glücks-Grenze von 60.000 Euro aufgehoben scheint und Menschen, die mehr verdienen, durchaus glücklicher sein können als Personen mit weniger Gehalt, stellt Killingsworth klar, dass er Geld als wichtigsten Glücksfaktor in seiner Studie nicht bestätigt sieht. "Wenn überhaupt, messen die Menschen Geld oft eine zu große Bedeutung bei, wenn sie darüber nachdenken, wie gut ihr Leben läuft."

Anstatt uns ständig darüber Gedanken zu machen, wie viel Geld wir gerne hätten und was uns alles fehlt, sollten wir also lieber an unserem Kontrollempfinden arbeiten. Denn je mehr wir uns klarmachen, dass wir die äußeren Umstände ohnehin nicht so sehr beeinflussen können, wie wir oft glauben, desto mehr lernen wir, wie stark wir dagegen selbst auf unsere Lebenszufriedenheit einwirken können.

Wie wichtig ist Geld wirklich für das Lebensglück?

Nun ist es für Menschen, die an der Armutsgrenze leben, wie Killingsworth sagt, kaum möglich, sich mit solchen Themen überhaupt zu beschäftigen – bei ihnen spielt Geld selbstverständlich eine große Rolle, denn der Mangel verwehrt ihnen die Kontrolle über ihre Lebensentscheidungen.

Aber ab einem gewissen Einkommen ist das Ganze doch mehr eine Ego-Sache: Wir vergleichen uns ständig mit anderen, denen es vermeintlich besser geht, weil sie mehr verdienen. Dabei könnten wir uns bewusst machen, dass Geld natürlich einer der Faktoren ist, die zu unserem Lebensglück beitragen können – oder es zumindest vereinfachen. Aber es gibt eben auch noch unzählige andere: unsere Beziehungen, die Gesundheit, wie viel Zeit wir haben und wie wir diese gestalten, wie viel Spaß unser Job macht.

Ja, wir brauchen eine gewisse Menge Geld, um entspannt leben zu können. Aber es muss nicht der einzige Faktor sein, an dem wir unseren Lebenserfolg messen. Denn ironischerweise sorgt diese Sichtweise schnell für ein Gefühl des Misserfolgs.

Verwendete Quellen: Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America, penntoday.upenn.edu

Brigitte

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