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Psychologie Was dein Kinderwunsch über deine Persönlichkeit aussagen kann

Frau liest kleinem Kind vor: Was dein Kinderwunsch über deine Persönlichkeit aussagen kann
© kleberpicui / Adobe Stock
Ob Menschen sich Kinder wünschen oder nicht, ist eine sehr persönliche Frage. Laut einer neuen Studie kann der Kinderwunsch offenbar auch von bestimmten Charaktereigenschaften beeinflusst werden.

Noch vor einigen Jahrzehnten gehörte es ohne Frage zu einem Leben dazu, eine Familie zu gründen und eigene Kinder zu bekommen. Ob tatsächlich ein Kinderwunsch da war, spielte eine untergeordnete Rolle – das Kinderkriegen war selbstverständlich. Heute ändert sich das in der Gesellschaft, wenn auch langsam. Menschen treffen die Entscheidung für oder gegen Kinder bewusster, sie überlegen sich genauer, ob sie sich wirklich wünschen, Eltern zu sein, und oder ob sie mit dem Gründen der Familie einfach der gesellschaftlichen Norm entsprechen möchten.

Studie über Kinderwunsch und Charaktermerkmale

Aber gibt es bestimmte Persönlichkeitstypen, die sich häufiger für Kinder entscheiden als andere? Genau dieser Frage ist das Max-Planck-Institut für demografische Forschung nachgegangen. Das Team um Steffen Peters hat für eine Studie, die im Fachmagazin "Genus" erschienen ist, Daten aus dem Sozio-oekonomischen Panel (SOEP) ausgewertet, einer der größten repräsentativen Haushaltsumfragen in Deutschland.

Die Forschenden haben dafür das sogenannte Five-Factor-Modell genutzt, das die fünf Persönlichkeitsmerkmale Empathie, Gewissenhaftigkeit, Extrovertiertheit, Neurotizismus und Aufgeschlossenheit misst. Das Team um Steffen Peters stellte in seiner Auswertung fest, dass es einen leicht positiven Zusammenhang zwischen Empathie und der Wahrscheinlichkeit, ein Kind zu bekommen, gibt. Gewissenhaftigkeit, Aufgeschlossenheit und Neurotizismus dagegen sind nicht nennenswert mit der Wahrscheinlichkeit assoziiert, ein Kind zu bekommen.

Kinderwunsch und Extrovertiertheit

Spannende Entdeckungen machten die Forschenden bei der Extrovertiertheit. Die Eigenschaft beschreibt das Persönlichkeitsspektrum, ob jemand gerne viel Zeit mit anderen verbringt und häufig auch kein Problem damit hat, im Mittelpunkt zu stehen, oder ob jemand Energie daraus zieht, Zeit allein zu verbringen und lieber im Hintergrund zu bleiben – also eher introvertiert ist. Männer zeigten sich laut der Befragungsergebnisse nach der Geburt ihres ersten Kindes eher extrovertierter, allerdings deutlich weniger extrovertiert nach der Geburt des zweiten Nachwuchses.

Bei Frauen konnten die Forschenden keinen Zusammenhang zwischen der Wahrscheinlichkeit, Kinder zu bekommen, und ihrem Level an Extrovertiertheit entdecken. Andere Studien hatten vorher sowohl bei Frauen als auch bei Männern feststellen können, dass ein hohes Maß an Extrovertiertheit offenbar mit einem Kinderwunsch zusammenhängen könnte. Die meisten dieser Studien stammen aus den nordischen Ländern, etwa Schweden oder Finnland.

Erklärungsversuche für die Studienergebnisse

Steffen Peters sucht Erklärungen für die Ergebnisse: Den Zusammenhang zwischen der Wahrscheinlichkeit für ein erstes Kind und einer extrovertierten Persönlichkeit sieht er eindeutig: Wer kontaktfreudiger ist, erhöhe damit auch die Chance, eine:n potenzielle:n Partner:in kennenzulernen und so eine Familie zu gründen. Gleichzeitig könnte es aber auch sein, dass introvertierte Menschen sich den Anforderungen des Elternseins häufiger nicht gewachsen fühlen.

Wer sich für ein erstes Kind entscheidet, stellt laut Peters möglicherweise fest, dass die Zeit mit einem Baby und Kleinkind nicht den eigenen Erwartungen entspricht. Gerade die soziale Isolation führe häufig zu Unzufriedenheiten, was junge Eltern dazu bringen könne, auf ein zweites Kind zu verzichten.

Außerdem gibt Steffen Peters zu bedenken, dass die Persönlichkeit sich auch im Leben eines Erwachsenen noch verändern könne. Die Geburt eines Kindes kann ein solcher Einschnitt sein, der dafür sorgt, dass sich die Ausprägungen bestimmter Charaktermerkmale verschieben.

Es lässt sich also nicht eindeutig sagen, ob bestimmte Charaktertypen eher Kinder bekommen als andere. Aber Eigenschaften wie Empathie und Extrovertiert können zumindest eine Rolle dabei spielen, wie wir uns unser Leben vorstellen – und mit wem wir es gerne verbringen möchten.

Verwendete Quellen: mpg.de, swr.de, demogr.mpg.de

mbl Brigitte

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