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Richtig streiten: Streit muss sein

Kleines Eskalationsprogramm: 10-Punkte-Ratgeber für Harmoniesüchtige.
  • Bringen Sie sich in Stimmung:
  • die mentale Vorbereitung. Nutzen Sie Ihre miese Grundstimmung und bringen Sie sie mit Eigenschaften Ihres Partners in Verbindung. Stress im Job? Malen Sie sich aus, wie viel entspannter Sie damit umgehen könnten, wenn er beim Rasieren nicht immer die Härchen auf Ihr Zahnputzzeug fallen ließe. Nehmen Sie sich ausreichend Zeit, sich in die Überzeugung hineinzusteigern, dass zwischen Ihrem Problem und seinen Macken ein Zusammenhang besteht.
  • Wählen Sie den Zeitpunkt:
  • die geeignete Situation. Zeitnot und Anspannung sorgen für Druck und eine niedrige Aggressionsschwelle. Passen Sie eine Situation ab, in der beides gegeben ist, zum Beispiel wenn er in einer halben Stunde zum Bewerbungsgespräch aufbrechen muss. Achten Sie jedoch darauf, dass Ihre schlechte Laune nicht den Höhepunkt überschreitet und zu schwinden beginnt.
  • Schlagen Sie zu: der erste Satz. Eröffnen Sie die Schlacht mit einem Vorwurf. Bewährt hat sich die Formulierung "Kannst du mir eigentlich mal sagen, warum du...", gefolgt von dem Makel Ihres Partners, auf den Sie sich konzentriert haben. Machen Sie den anderen für Ihre miese Laune verantwortlich.
  • Quälen Sie langsam: die Dramaturgie. Schließen Sie von konkreten Situationen auf allgemeine Charaktermängel - von zwei Wurstscheiben auf dem Brot auf einen verschwenderischen Lebenswandel. Nutzen Sie Entschuldigungen als Überleitung: "So einfach machst du es dir immer. Damals..." Graben Sie ältere, tiefer sitzende Probleme aus.
  • Reizen Sie wie ein Profi: die Rhetorik. Streitprofis bauen auf eine Reihe von Floskeln, die dem anderen alle Schuld zuweisen: Verallgemeinerungen ("Du bist immer/nie..."), Übertreibungen ("Du bist der unverschämteste Mensch, den ich kenne!"), Urteile von Dritten ("Meine Mutter findet auch..."). Droht die Munition auszugehen, greifen Sie zum rhetorischen Totschläger: "Du verstehst mich einfach nicht!"
  • Werden Sie laut: der Tonfall. Lautes und schnelles Sprechen macht aggressiv. Beobachten Sie im Zimmer befindliche Haustiere: Verlassen diese den Raum, haben Sie den richtigen Ton getroffen. Auch ein betont wohlwollend-therapeutischer Tonfall, dem erregten Redeschwall des Partners entgegengesetzt, wirkt eskalierend.
  • Schaffen Sie ein unangenehmes Gesprächsklima: Mimik und Gestik. Meiden Sie Blickkontakt, verschränken Sie Arme und Beine, damit der Partner merkt, dass Sie sich nicht für seine Argumente interessieren. Sitzen Sie beide, sollten Sie aufstehen und umgekehrt: Gleiche Augenhöhe signalisiert Verbundenheit und könnte deeskalierend wirken.
  • Werden Sie lästig: vom Umgang mit Streitverweigerern. Ihr Partner weicht aus? Lassen Sie sich nicht abwimmeln! Beharren Sie darauf, "das endlich ausdiskutieren" zu müssen. Wenn der andere abhaut: Nix wie hinterher. Auf offener Straße kann man sogar vor Publikum streiten.
  • Lassen Sie es krachen: die Eskalation. Jetzt wird es spannend, und das bedeutet handgreiflich. Natürlich nur gegenüber Gegenständen - und zwar solchen, die ihm besonders am Herzen liegen: Erbstücke, alte Fotos, HiFi-Geräte.
  • Sorgen Sie vor: die Versöhnung. Denken Sie daran, dass Sie ihn nicht vergraulen, sondern bloß Dampf ablassen wollen. Es gilt, ihn zu besänftigen, ohne den Konfliktherd zu löschen: Der soll jederzeit leicht entflammbar bleiben. Bewährt haben sich Geschenke oder Sex - Hauptsache, Sie schweigen das Geschehene tot. Schließlich soll das nicht Ihr letzter Streit gewesen sein.
Kristina Maroldt

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