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Psychologie Wie Stress unsere Persönlichkeit verändert

Frau schaut nachdenklich aufs Wasser: Wie Stress unsere Persönlichkeit verändert
© Kittiphan / Adobe Stock
Unser Charakter ist nicht von Geburt an festgelegt, sondern entwickelt sich stetig weiter. Aber nicht nur im Positiven können sich unsere Eigenschaften verändern – denn Faktoren wie Stress können sich auch negativ auf unsere Persönlichkeit auswirken.

Wir kennen es sicher alle: Wenn wir unter großem Druck stehen, etwa im Job, sind wir leicht gereizt und zicken vielleicht unsere:n Partner:in am Frühstückstisch schneller an, wenn uns etwas nicht passt. Und das, auch wenn wir sonst vielleicht sogar ein relativ geduldiger Mensch sind. Das sind zwar meist nur kurzfristige Verschiebungen in unseren Persönlichkeitsmerkmalen – hält der Stress länger an, können sich diese unschönen Eigenschaften aber auch festigen.

Studie: Stress macht uns pessimistischer

Wenn wir gestresst sind, blicken wir durch eine ganz neue Brille auf die Welt. Diese negative Sicht ist praktisch das Gegenstück zur rosaroten Brille – unserem überzogen positiven Blick auf alles, wenn wir verliebt sind. Läuft es für uns nicht so gut und fühlen wir uns stark unter Druck, dann übertragen wir diese Negativität auch leicht auf andere Lebensbereiche. Und das kann selbst den freundlichsten, geduldigsten und optimistischsten Menschen zu einem grummeligen Griesgram machen.

Eine Studie der Psychologen Dr. Grant Shields, Loren L. Toussaint sowie Dr. George M. Slavich an der University of California hat erforscht, wie Stress sich auf unsere Persönlichkeit auswirkt. Dabei haben sie 332 Erwachsene aus verschiedenen Altersgruppen auf ihre Stresslevel und ihren Grad an Pessimismus sowie die Korrelation der beiden über die Zeit untersucht. Die Wissenschaftler kamen zu dem Ergebnis, dass Veränderungen des Stresslevels sich auf die Persönlichkeit auswirken und mehr Stress uns letztlich pessimistischer macht.

Das Gute ist: Dagegen können wir etwas tun. Denn schon die Erkenntnis, dass unsere Persönlichkeit sich langsam, aber sicher durch die äußeren Umstände verändert, kann helfen. Wer diese Tatsache reflektieren kann, ist schon auf einem guten Weg.

Wieso beeinflusst Stress unser Verhalten?

Stress gehört zum Leben dazu. Genau genommen brauchen wir ihn und etwa das Stresshormon Cortisol sogar, um herausfordernde Situationen zu meistern. Denn sind wir gestresst, schüttet unser Körper unter anderem Cortisol aus, das uns kurzfristig mit Energie versorgt. So haben wir beispielsweise genug Power, um die Deadline im Job doch noch einzuhalten. Das Problem: Produziert unser Körper langfristig zu viel des Botenstoffs, sorgt das für Erschöpfung, schlechtere Konzentrationsfähigkeit und macht uns überempfindlich. Und sind wir dem über einen längeren Zeitraum ausgesetzt, kann das dazu führen, dass sich auch unsere Persönlichkeit zum Negativen verändert und wir schlicht und einfach schlechter drauf sind. 

Langfristig können und sollten wir also dafür sorgen, das Stresslevel in unserem Leben auf ein gesundes Maß zu reduzieren. Das klingt natürlich erst mal leichter gesagt als getan. Aber letztlich geht es um unsere Gesundheit – und unsere Beziehungen. Und das ist ein Teufelskreis: Denn wenn sich stressbedingt unsere Persönlichkeit in die eines grummeligen alten Bären verwandelt, wenden sich möglicherweise liebe Menschen von uns ab. Dabei sind erfüllende zwischenmenschliche Beziehungen und ein starkes soziales Netz ein wichtiges Mittel gegen Stress. Was also tun?

3 Strategien gegen akuten Stress

Wenn du das Gefühl hast, mit deinem Stresslevel alleine nicht mehr klarzukommen, kann es sinnvoll sein, mit einem:einer Therapeut:in zu sprechen. Ein paar erste Tipps im Umgang mit Stress:

  1. Erkenne, was dich stresst, und arbeite aktiv daran, diese Stressoren zu minimieren. Bei der einen sind das vielleicht zu viele Termine, bei dem anderen zu viel Bildschirmzeit. Höre gut in dich hinein und achte deine Bedürfnisse.
  2. Setzte Prioritäten. Es gibt nicht fünf Themen, die alle Prio 1 haben. Entscheide, was aktuell der wichtigste Punkt auf deiner Liste ist, und verschiebe weniger Dringendes bewusst nach hinten.
  3. Suche dir Hilfe bei deinen Lieben. Sprich mit deinen Freund:innen und deiner Familie, erkläre ihnen, was dich stresst. Im schlimmsten Fall hast du dir dein Problem nur von der Seele geredet – im besten Fall hat jemand vielleicht einen guten Rat für dich oder nimmt dir sogar etwas von deiner Last ab.

Verwendete Quellen: gedankenwelt.de, healthline.com

mbl Brigitte

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