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Psychologie So schaffst du es, dich von Labels zu befreien, die dir nicht guttun

Illustration Frauen: So schaffst du es, dich von Labels zu befreien, die dir nicht guttun
© melita / Adobe Stock
Von unseren Eltern, in der Schule, von der Freundin – schon früh im Leben bekommen die meisten von uns Labels aufgedrückt. Wenn wir ehrlich sind, passen die aber oft gar nicht (mehr) so richtig zu uns. So kannst du dich aus der Fremdbewertung lösen.

Die Schlaue, die Liebe, die Empfindliche – im Laufe unseres Lebens verpasst unser Umfeld uns unzählige Labels. Unsere Eltern sehen uns meistens in einer anderen Rolle als Freundinnen oder ein Partner, und das beeinflusst auch die Etiketten, die sie uns basierend darauf geben. Vielleicht sieht unsere Freundin, mit der wir nachts um die Häuser ziehen, uns als feierwütige Partymaus. Unsere Mutter erlebt uns aber immer eher ruhig zu Hause – für sie sind wir deshalb die introvertierte Tochter, die gerne liest. Beides mag teilweise richtig sein, aber es bestimmt nicht, wer wirklich sind.

Solche Labels können wohlwollend gemeint sein, beschreiben sie doch meistens liebevoll, welchen Anteil unserer Persönlichkeit eine Person am stärksten wahrnimmt. Aber es kann trotzdem passieren, dass diese Stempel uns nicht guttun. Vielleicht halten sie uns in einer Rolle gefangen, die unseren Werten und Wünschen nicht (mehr) gerecht wird, vielleicht sind sie sogar abwertend und beschneiden unser Selbstbewusstsein. Vielleicht konnten wir uns auch einfach nie so recht damit identifizieren. Du willst dem ein Ende setzen? Diese Strategie kann dir helfen, dich aus den Bewertungen deiner Mitmenschen zu lösen.

Wie du dich von ungeliebten Labels aus deinem Umfeld befreist

Das Wichtigste zuerst: Du allein bist für dich verantwortlich. Du entscheidest, wer du bist, wer du sein möchtest – und wer du nicht (mehr) sein möchtest. Deshalb brauchst du, um dich von einem Label zu befreien, auch gar nicht unbedingt die Person, die es dir verpasst hat. Denn in erster Linie geht es um deine Selbstwahrnehmung und die Glaubenssätze, die dich mit der Rolle verbinden.

Schreibe dafür als Erstes die Labels auf, aus denen du dich lösen möchtest. Sammel ruhig erst mal einige Etiketten, die jemand dir im Laufe deines Lebens aufgedrückt hat. Im nächsten Schritt könntest du pro Label Folgendes überlegen: Was macht es mit dir, so gesehen zu werden? Welche Effekte hat es auf welchen Bereich deines Lebens? Wie fühlst du dich damit?

Zum Beispiel könnte deine Großmutter dir das Label "beziehungsunfähig" verpasst haben, weil du seit einigen Jahren Single bist. Sie sieht womöglich nicht, dass es gesund und wichtig für deine persönliche Entwicklung ist, dich auf dich selbst zu konzentrieren, und dass es empowernd ist, sich nicht auf einen Partner einzulassen, der eigentlich gar nicht zu dir passt, nur um nicht allein zu sein. Dennoch kann dieses Label verletzend sein, unbewusst fühlst du dich damit vielleicht mehr verbunden, als du glaubst. Im letzten Schritt könntest du den Glaubenssatz "Ich bin beziehungsunfähig" durch einen neuen, positiven ersetzen, etwa "Ich bin mir selbst genug."

Neue Glaubenssätze stärken dein Selbstbewusstsein

Das Ganze funktioniert natürlich auch bei vermeintlich positiven Labels, etwa der Rolle "Die Schlaue", die deine Eltern dir verpasst haben, weil du häufig gute Noten hattest. Vielleicht hat dieser Glaubenssatz dich unter Druck gesetzt, immer performen zu müssen und dir keine Fehler erlauben zu dürfen. Und auch wenn das Label aus der Schulzeit rührt, können die Folgen dir bis heute zusetzen und dich stressen. Du könntest also das Label "Ich bin die Schlaue" ersetzen durch den Glaubenssatz "Ich bin fähig und klug, darf aber auch Fehler machen. Fehler sind menschlich, und niemand ist perfekt."

Natürlich ist es in der Regel nicht damit getan, diese Dinge einmal aufzuschreiben. Aber das kann ein erster Schritt sein, uns näher mit dem Fremd-Label zu beschäftigen und damit, was es mit uns macht. Und je öfter wir uns an die neuen Glaubenssätze erinnern, desto mehr verinnerlichen wir sie. So schaffen wir es vielleicht langfristig, selbstwirksam und autonom unser Leben zu gestalten.

Und wenn wir für uns definiert haben, wie wir wirklich sein möchten, können wir die Chance nutzen, das auch den rollenverteilenden Menschen in unserem Leben zu zeigen. Aber zum Glück ist es eigentlich gar nicht so wichtig, wie unsere Großmutter, unser Vater oder unsere Freundin uns sieht – solange wir selbst wissen, wer wir sind.

mbl Brigitte

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