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Streben nach Glück Wieso es dich unglücklich macht, immer glücklicher sein zu wollen

Zwei Frauen mit unglücklichen und glücklichen Gedanken
© master1305 / Adobe Stock
Auf irgendeine Weise suchen wir alle im Leben Glück und Zufriedenheit. Doch mancher Weg kann uns unzufrieden und rastlos machen.

Es ist nicht immer alles toll, bunt, schön und sowieso großartig. Sehen wir einmal von toxischer Positivität ab, in der alle als "negativ" bewerteten Emotionen unterdrückt und sich krampfhaft an eine Perspektive geklammert werden soll, die jedwede noch so tragische Situation schönzureden versucht und keinen Raum lässt für Tränen, Wut und Frustration, dann gibt es auf dem Weg zum Glück noch viele andere Stolperfallen. Beispielsweise die verbreitete Ansicht, dass Glück synonym zu verwenden ist für alles Positive.

Aber Glück und Freude haben ihre Grenzen, mehr noch: Schattenseiten, die viele Menschen ignorieren. In ihrer Studie haben Wissenschaftler:innen die dunkle Seite des Glücks herausgearbeitet und zeigen unterschiedliche Arten von "schlechter Zufriedenheit".

Die Intensität von Glück kann ungesund sein

Wer glücklich ist, hat es im Leben geschafft – eine weit verbreitete Meinung über eine sehr positiv behaftete Emotion. Doch die Forscher:innen argumentieren, dass uns Glück nur bis zu einem gewissen Grad zugute kommt und ein extremes Maß uns sogar schaden könnte. "Wie kann es von etwas Gutem zu viel geben?", mögen sich die Leser:innen nun fragen.

Dabei ist es im Leben häufig so: Ein Extrem in die eine oder andere Richtung ist oftmals ungesund. Wenn wir nur glücklich und zufrieden sind, dann wird dieser Zustand irgendwann Alltag für uns. Wir wissen all das Glück in unserem Leben gar nicht mehr zu schätzen – denn wir kennen es ja nicht anders. Eine leicht fröhliche Stimmung hat eine positive Auswirkung auf unsere Kreativität, schreiben die Forscher:innen. Doch wer ein hohes Verhältnis von positiven gegenüber negativen Emotionen hat, neige zu einem "starren Verhalten", passe sich also schlechter an neue Umstände an (die das Leben unweigerlich mit sich bringt). 

Unser Weg zum Glück kann der falsche sein

Der Kapitalismus verspricht Glück und Zufriedenheit durch Konsum, und den meisten von uns ist klar, dass der Glücksschwall, der beispielsweise durch den Erwerb eines neuen Handys durch uns fließt, nur von sehr kurzer Dauer ist. Mehr als eine Studie kam inzwischen ohnehin zu dem Ergebnis, dass uns der Verzicht auf übermäßigen Konsum glücklicher macht. Doch das Problem mit dem Streben nach Zufriedenheit geht noch tiefer und ist komplexer: Denn paradoxerweise kann gerade der Wunsch, glücklicher zu sein, einen Teufelskreis des Unglücks auslösen. 

Denn wenn wir Zufriedenheit und Glück besonders wertschätzen, stellt das eine Diskrepanz zwischen dem Zustand, den wir uns wünschen (glücklich zu sein) und dem aktuellen Ist-Zustand (unglücklich) her. Dadurch, dass wir unglücklich sind und dem Glücklichsein so viel Bedeutung beimessen, werden wir nur noch unzufriedener – und der Stellenwert vom unerreichbaren Glück in unserem Leben wird noch größer. 

Versprechen vom "einfachen Glück", das uns die Werbung vorgaukelt, machen das Ganze noch unerträglicher für uns: Wenn das Glück nur einen Klick oder Kauf entfernt ist, warum bin ich dann nicht glücklich? Was stimmt mit mir nicht?

Manche Formen von Zufriedenheit sind alles andere als erstrebenswert

Wenn wir an glückliche Menschen denken, haben wir wahrscheinlich meistens in sich stabile, rücksichtsvolle, zufriedene Personen im Kopf, die niemandem etwas Böses wollen, keinen Neid und keine Missgunst kennen, denn schließlich sind sie glücklich und zufrieden. Aber es gibt verschiedene Arten von Zufriedenheit. Hochmut kann zufrieden machen. Hochmut, der auf nichts anderem aufgebaut ist als der Diskriminierung und Abstufung anderer Menschen(-gruppen). Auch sind Vorstellungen von Glück immer abhängig von der Kultur und der dort vorherrschenden gesellschaftlichen Definition von Zufriedenheit. Meint: Was in Spanien Glück bedeutet, muss sich nicht mit der Definition von Glück in Japan decken und umgekehrt. 

Womöglich ist Glück also nicht unbedingt ein Zustand, den wir unhinterfragt anstreben sollten – denn vielleicht streben wir einer Definition nach, die wir durch unsere Erziehung/Kultur kennen, die aber nicht wirklich unserer persönlichen Vorstellung eines glücklichen Lebens entspricht. Es zeigt sich: "Glück" bedeutet nicht automatisch etwas Gutes für unser Leben. Manchmal gibt es ein "zu viel" davon, manchmal verfrachten wir uns selbst in einen ungesunden Teufelskreis unserer Gefühle, manchmal folgen wir Vorstellungen von Zufriedenheit, die nicht unsere eigenen sind. Es lohnt sich in jedem Fall, in sich hineinzuhorchen und sich darüber im Klaren zu sein, was man möchte und warum.

Verwendete Quellen: journals.sagepub.com, cognitiontoday.com, news.arizona.edu

csc Brigitte

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