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Psychologie Du ertappst dich immer wieder beim Bestätigungsfehler? Dann bist du wahrscheinlich sehr intelligent

Psychologie: Eine Frau mit Schirm
© annanahabed / Adobe Stock
Der Bestätigungsfehler ist ein Denkmuster, das bei allen Menschen in mehr oder weniger starkem Ausmaß vorhanden ist. Was genau es damit auf sich hat, liest du hier.

In der Regel sagst du genau richtig voraus, wie sich die Dinge entwickeln werden? Du hast häufig recht, während sich alle um dich herum irren? Deine besten Freund:innen sind so gut wie immer deiner Meinung? Klingt wundervoll. Allerdings könnte es durchaus sein, dass hinter all diesen Phänomenen der Bestätigungsfehler steckt. 

Der Bestätigungsfehler ("Confirmation Bias") ist eine Form der Selbsttäuschung, von der kein Mensch völlig verschont bleibt. Was er bedeutet: Wann immer wir irgendwelche Informationen bekommen – aus eigenen Erlebnissen und Erfahrungen, aus Medien, Erzählungen oder sonstigen Quellen –, interpretieren oder filtern wir diese tendenziell so, dass sie unsere bereits bestehende Position und Ansicht bestätigen.

Der Bestätigungsfehler in unserem Alltag

Lesen wir beispielsweise ein Buch, ist es in der Regel wahrscheinlicher, dass uns Passagen besonders auffallen, wenn sie Gedanken oder Meinungen wiedergeben (oder wiederzugeben scheinen), die uns vertraut sind und die wir teilen. Begegnen wir beim Lesen hingegen einer Position, die unserer eigenen Auffassung widerspricht, neigen wir eher dazu, sie zu übergehen, sie zu relativieren oder so zu interpretieren, dass sie irgendwie zu unserer Sicht passt – die:der Autor:in wollte provozieren oder meint eigentlich so und so.

In ähnlicher Weise verfahren wir mit Dingen, die uns passieren, oder Menschen, mit denen wir interagieren. Wir sehen das, was uns bestätigt, und drehen das, was unserer Erwartung widerspricht, wir aber nicht einfach ausblenden können, so, dass es zu unserer Auffassung passt. Deshalb wussten beispielsweise während der Corona-Pandemie überraschend viele nicht medizinisch gebildete Menschen – in ihrer eigenen Wahrnehmung – mehr als die versiertesten Expert:innen und deshalb beobachten einige Leute immer wieder, dass an ihren Vorurteilen doch etwas dran ist. 

Warum sehr intelligente Menschen den Bestätigungsfehler öfter an sich bemerken

Mit dem Bestätigungsfehler stellen wir einerseits ein hohes Maß an Kreativität unter Beweis, auf das wir durchaus stolz sein können. Andererseits offenbaren wir damit auch eine gehörige Portion Faulheit: Umdenken ist nämlich anstrengend. Es erfordert Neugier, geistige Flexibilität und kostet mentale Energie. Zu blöd, dass es uns in vielen Fällen bereichern kann.

Fremde Sichtweisen anzuerkennen, erweitert unsere Perspektive und öffnet uns in der Regel für neue, unter Umständen positive Erfahrungen und Ideen. So können wir beispielsweise feststellen, dass Schokolade mit Chili unerwartet lecker ist. Oder dass ein Mensch, obwohl er als Anwalt für ein unsympathisches Unternehmen arbeitet, unser bester Freund sein kann.

Intelligente Menschen weisen oft eine höhere Bereitschaft auf, ihre eigenen Ansichten und Hypothesen in Frage zu stellen und sich auf abweichende Perspektiven einzulassen. Zum Teil suchen sie sogar eher nach Informationen, die sie überraschen und widerlegen, als nach solchen, die zu ihren Erwartungen passt. Deshalb fällt es ihnen tendenziell etwas leichter, sich selbst beim Bestätigungsfehler zu ertappen und ihn gegebenenfalls zu korrigieren.

Auf der anderen Seite können wir alle unsere Intelligenz beziehungsweise unsere Denkfähigkeit trainieren und verbessern, indem wir in unserem Denken nach dem Bestätigungsfehler Ausschau halten. Gerade in verdächtigen Situationen – beispielsweise wenn wir scheinbar etwas besser wissen als ein:e Expert:in oder wenn alle außer uns die falsche Meinung vertreten – können wir unsere Sichtweise einer Prüfung unterziehen und versuchen, eine alternative Position einzunehmen. Außerdem können wir vermehrt Kontakt zu Menschen suchen, die anders denken als wir, und in Gesprächen stärker danach streben, uns mit anderen auszutauschen, anstatt zu diskutieren und zu versuchen zu überzeugen. 

Wir können den Bestätigungsfehler nicht vollständig aus unserem Denken verbannen, nicht einmal mit einer überdurchschnittlich hohen Intelligenz. Allerdings können wir lernen, ihn gelegentlich an uns zu bemerken, und einsehen und zugeben, wenn wir ihm unterlegen sind. Damit wäre schon viel gewonnen. Für uns selbst und für alle anderen.

Verwendete Quellen: spektrum.de, karrierebibel.de, barmer.de

sus Brigitte

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