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Psychologie Was mir wirklich hilft, wenn ich nachts um 3 Uhr wach liege und grübele

Frau sitzt schlaflos im Bett: Was mir wirklich hilft, wenn ich nachts um 3 Uhr wach liege und grübele
© Zaharia Levy / Adobe Stock
Sich im Bett hellwach hin und her zu wälzen, ist ein furchtbares Gefühl. In einer schlaflosen Nacht vergeht jede Sekunde quälend langsam, jedes Problem scheint dreimal so groß wie tagsüber. Das hilft mir, wenn ich nicht schlafen kann.

Einschlafen kann ich wirklich super. Ich bin ein absoluter Tagmensch und abends meist so früh müde, dass mir beim Lesen im Bett schon nach ein paar Seiten die Augen zufallen. Mein Problem ist das Aufwachen in der Nacht. Das tue ich ohnehin immer, in der Regel mindestens dreimal richtig bewusst, in schlechteren Nächten auch öfter. Für mich ist es eine absurde Vorstellung, dass Menschen Nächte durchschlafen. Wenn ich nur zweimal bewusst wach werde, würde ich sagen, war es eine richtig gute Nacht. Schwierig wird es erst, wenn ich mich wieder hinlege und merke: Das wird nichts mehr.

Mein Gehirn ist sofort voll da, wenn ich aufwache. Wenn Menschen sagen, dass sie aufwachen und dann erst einmal nicht wissen, wo genau sie sind, denke ich: verrückt. Wenn ich aufwache, könnte ich innerhalb einer Zehntelsekunde aufzählen, was ich am Vortag gegessen habe, welche Termine am nächsten Tag anstehen und welche Note ich im Englisch-Abi hatte. Mein Gehirn schaltet einfach nicht ab. Was leider regelmäßig dafür sorgt, dass ich nicht wieder einschlafen kann, wenn ich erst einmal aufgewacht bin.

Warum wirken alle Probleme in der Nacht nur so viel größer?

Das Problem, und das kennen vielleicht sogar Menschen, die meist ganz gut schlafen, ist, dass in der Nacht alles zehnmal schlimmer erscheint, als es eigentlich ist. Wenn ich tagsüber über eine schwierige Situation oder Herausforderung nachgrübele, stresst es mich zwar. Aber mit ein paar Atemübungen und rationaler Einordnung der negativen Gedanken komme ich in der Regel damit klar. Nachts aber hilft das alles nichts. Meine jahrelange Yoga- und Meditationspraxis? Darüber kann mein Gehirn nur müde lachen, wenn es sich um 3 Uhr in unrealistischen Szenarien festbeißt oder in rasender Geschwindigkeit um längst vergangene Konflikte mit Menschen, die schon seit Jahren nicht mehr in meinem Leben sind, kreist.

Und hier kommt direkt meine schlechte Nachricht: Ich habe leider keine Lösung, wie man schnell wieder einschlafen kann, wenn das Gehirn einmal im Grübelmodus ist. Aber was mir hilft, wenn ich merke: Heute ist wieder eine dieser Nächte, ist: Akzeptanz. Ich weiß inzwischen, dass ich es nicht ändern kann, wenn ich nicht mehr einschlafen kann. So sehr ich es mir auch wünsche: Wenn meine Gedanken erst mal ihre Kreise ziehen, wird es nichts mehr mit dem Schlaf. Darauf habe ich schlicht und einfach keinen Einfluss.

Ein neuer Blickwinkel auf die schlaflose Nacht

Was ich aber durchaus beeinflussen kann, ist mein Umgang mit einer schlaflosen Nacht. Früher habe ich mich sofort in die Panik hineingesteigert, die in so einem Moment hochkommt: "Ich werde morgen bestimmt total fertig sein, den wichtigen Termin vergeige ich sicher. Und dann bin ich abends noch verabredet – wie soll ich das nur schaffen?" Oder gern auch: "Zu wenig Schlaf ist so schlecht für die Gesundheit, bestimmt werde ich jetzt direkt krank, weil mein Immunsystem geschwächt ist."

Ich habe zwar irgendwie gespürt, dass mir das nicht hilft und die Situation in der Regel nur schlimmer macht – aber ich habe es trotzdem nicht geschafft, diese Panikgedanken zu beruhigen. Und auch wenn es mir heute – gerade in schwierigen Zeiten – leider immer noch sehr häufig passiert, dass ich nachts wach liege, gelingt es mir mit einer anderen Sicht auf die Situation immerhin, das Ganze nicht noch schlimmer zu machen. Baby Steps.

Alles außer Akzeptanz verschlimmert die Situation

Statt also sofort die Gedankenkreise noch größer und dramatischer werden zu lassen, stehe ich in der Regel relativ schnell auf, wenn ich merke, dass ich wirklich wach bin. Ich versuche, mir zu sagen: "Das ist zwar blöd, dass ich jetzt nicht mehr schlafen kann, aber auch kein Weltuntergang. Den morgigen Tag überstehe ich auch, wenn ich müde bin, und ansonsten verschiebe ich das, was möglich ist."

Ich gehe dann rüber ins Wohnzimmer und mache es mir mit einer Wärmflasche auf dem Sofa gemütlich. Je nach Stimmung lese ich dann ein bisschen (ein Hoch auf E-Reader mit Hintergrundbeleuchtung!) oder mache mir etwas richtig Gemütliches im Fernsehen an, ein schönes YouTube-Reisevideo etwa oder eine Folge "Gilmore Girls", die ich schon auswendig mitsprechen kann. Mein aktueller Favorit ist aber "Das Traumschiff". Wie die Crew und Gäste über den Ozean schippern, sich wunderschöne Ecken der Welt anschauen und dabei absolut unrealistische und absurde Plots durchspielen, wirkt unheimlich beruhigend auf mich.

Statt mich verrückt zu machen, wie schlimm es ist, dass ich jetzt zu wenig Schlaf bekomme, versuche ich, mich über die gewonnene Zeit zu freuen. So kann ich ein paar Stunden mehr gemütlich auf dem Sofa liegen und etwas gucken oder lesen, das mich entspannt, interessiert oder glücklich macht. Klar: Schlafen wäre besser, aber wenn das eben keine Option ist, kann ich ja zumindest das Beste daraus machen. Denn je mehr ich mich darüber ärgere, nicht schlafen zu können, desto schlimmer mache ich die Situation – und beim Wieder-Einschlafen hilft es auch garantiert nicht.

Und manchmal, wenn ich dann den kleinen Dramen der "Traumschiff-"Crew auf einer paradiesischen Insel folge, kann ich sogar noch mal für ein halbes Stündchen eindösen. Aber wenn nicht, ist das auch okay.

Brigitte

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