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Psychologie 5 Sätze, die du nicht zu einem ängstlichen Menschen sagen solltest

Zwei Frauen auf dem Sofa: 5 Sätze, die du nicht zu einem ängstlichen Menschen sagen solltest
© Prostock-studio / Shutterstock
Für Personen, die unter Ängsten leiden, können selbst alltägliche Situationen zur Belastung werden. Was diese Menschen am allerwenigsten brauchen: kluge Sprüche aus ihrem Umfeld. Wir verraten, welche Sätze du dir lieber verkneifen solltest und was stattdessen helfen kann.

Angst als solche ist eine natürliche Reaktion unseres Gehirns auf Gefahrensituationen. Sie ist dazu da, uns in Alarmbereitschaft zu versetzen, damit wir schnell reagieren können. Nehmen Ängste allerdings überhand, etwa bei einer generalisierten Angststörung, kann das für die Betroffenen schwerwiegende Probleme mit sich bringen. Sie haben das Gefühl, die Kontrolle zu verlieren, und neigen zu lähmenden Grübeleien. "Das Problem an Ängsten ist, dass sie häufig zu Schwierigkeiten führen, rational zu denken und Lösungen zu finden", erklärt Psychologin Dr. Sabrina Romanoff gegenüber "Insider".

Für jemanden, der noch nie selbst mit Ängsten zu kämpfen hatte, ist das häufig schwer nachzuvollziehen. Hier ist viel Empathie gefragt, denn mit vermeintlich hilfreichen Sprüchen ist jemandem, der gerade eine Angstattacke erleidet oder der generell ein eher ängstlicher Mensch ist, absolut nicht geholfen.

Diese 5 Sätze solltest du dir im Umgang mit einer ängstlichen Person verkneifen

1. "Mach dir nicht so viele Gedanken."

Das ist ein bisschen so, als würdest du jemandem, der sich beide Beine gebrochen hat, sagen, sie:er solle doch jetzt einfach mal ein paar Schritte gehen. Denn eine Person, die unter Ängsten leidet, möchte vermutlich nichts lieber, als sich mal keine Gedanken zu machen. Leider kann sie ihre Gedanken nicht kontrollieren oder einfach abstellen – so funktioniert das Gehirn nicht. Wenn du jemandem, zu dessen Krankheitsbild das Grübeln gehört, sagst, er solle damit doch mal aufhören, wird das die Ängste nur weiter schüren. Denn die Person hat dann zusätzlich das Gefühl, nicht gut genug zu sein.

2. "Übertreib mal nicht, ist doch halb so schlimm!"

Wir möchten alle gehört und verstanden werden. Diese abwertende Aussage aber gibt deinem Gegenüber das Gefühl, nicht ernst genommen zu werden. Sie impliziert, dass das, was die Person gerade ängstigt und worüber sie sich Sorgen macht – unfreiwillig, wohlgemerkt –, nicht gerechtfertigt ist.

Tatsächlich liegen die Wurzeln von Angststörungen meistens viel tiefer, als wir uns vorstellen können. Wenn jemand beispielsweise Angst vor dem U-Bahnfahren hat, hängt das eher selten tatsächlich mit dem öffentlichen Verkehrsmittel zusammen. Vielmehr stecken oft Traumata oder andere tiefer liegende Ursachen dahinter. Deshalb solltest du Ängste, so irrational sie für einen gesunden Menschen auch scheinen mögen, niemals abwerten.

3. "Das wird schon wieder!"

Wie mit den meisten Aussagen meinen wir es mit dieser vermutlich nur gut und wollen der betroffenen Person helfen. Tatsächlich sind diese vermeintlich tröstenden Worte aber alles andere als konstruktiv, denn für dein Gegenüber fühlt es sich absolut nicht so an, als würde jemals wieder irgendetwas okay werden. Und da hilft es leider auch nicht, wenn jemand einem das sagt. Im Gegenteil, die Person hat vermutlich nur umso mehr das Gefühl, dass die eigenen Emotionen nicht valide sind.

4. "Anderen geht es viel schlechter als dir."

Menschen mit Ängsten suchen sich diese Ängste nicht aus und können sie vor allem nicht aktiv steuern. Dass es Personen gibt, die größere, vielleicht auch existenz- und lebensbedrohende Probleme haben, weiß dein Gegenüber sicher auch. Jemanden darauf hinzuweisen, hilft allerdings sehr wenig, denn die Info legt ja nicht einfach den Angst-Schalter im Hirn um. Stattdessen fühlt sich die Person vermutlich nur noch schlechter und setzt im schlimmsten Fall die nächste Angstspirale in Gang.

5. "Sieh es doch mal positiv!"

Toxic Positivity hilft in keiner Situation, aber am allerwenigsten im Umgang mit einer ängstlichen Person. Menschen mit Ängsten haben häufig schwere Traumata erlitten, und die irrationalen Grübeleien und Angstzustände sind der Versuch des Gehirns, damit fertig zu werden. Wenn du einer solchen Person sagst, sie solle doch mal optimistischer sein, wertest du ihre Probleme und Gefühle damit ab. Denn erst mal sind alle Emotionen valide – auch die negativen und nicht rationalen. Verständnis wäre hier viel angebrachter als der krampfhafte Versuch, die Situation zum Positiven zu wenden. 

Was stattdessen hilft: Tipps im Umgang mit ängstlichen Personen

Dr. Sabrina Romanoff hat einige Tipps zusammengestellt, wie du einer Person mit ihrer Angst wirklich helfen kannst – ganz ohne kluge Sprüche.

  • Verständnisvoll sein: Höre aktiv zu und mache deutlich, dass du die Ängste verstehen kannst. Sei empathisch und vor allem geduldig.
  • Ein Gefühl der Sicherheit vermitteln: Gib deinem Gegenüber das Gefühl, dass du für sie:ihn da bist und sie:er in Sicherheit. "Ich bleibe hier und stehe das mit dir durch. Auch wenn es sich gerade nicht so anfühlt: Du bist hier sicher."
  • Ins Hier und Jetzt zurückbringen: Achtsamkeit kann ein hilfreiches Tool gegen akute Ängste sein. Frag dein Gegenüber, was genau sie:er gerade sieht, riecht oder hört. Ihr könnt auch gemeinsam für ein paar Minuten ganz bewusst atmen, um den Fokus in den gegenwärtigen Moment zu bringen.
  • Visualisierungen nutzen: Ähnlich können Visualisierungen wirken. Erinnere die Person zum Beispiel an schöne Situationen, die ihr gemeinsam erlebt habt. Etwa: "Weißt du noch, wie schön der Tag am See im vergangenen Sommer war? Der Himmel war so klar und blau, und wir haben so ein köstliches Eis gegessen. Woran erinnerst du dich noch?"

Verwendete Quellen: insider.com, anxietypanichealth.com, healthline.com

mbl Brigitte

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